Am nächsten Morgen wachte ich allein im Bett auf. Verschlafen schaute ich mich in meiner Hütte um. „Nanu? Mereoleona ist wohl schon wach", murmelte ich und gähnte. „Bin ich noch müde. Will wieder schlafen." Ich gähnte erneut und legte meinen Kopf wieder auf mein Kissen und kuschelte mich nochmal in meinen als Decke genutzten Umhang ein. „Mereo und ich haben uns ja gestern, nach dem Essen, noch ewig lang unterhalten", erinnerte ich mich. „Und obwohl sie mich gestern so schroff angefahren hatte, war danach wieder alles ganz normal. Naja..." Meine Wangen begannen zu glühen und ich zog meinen Umhang bis über die Nase. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich die Decke an. „Bis auf diese seltsame Zärtlichkeiten..."
Immer noch konnte ich mir diesen sanften Kuss ihrerseits auf meine Hand nicht erklären. Um genauer zu sein; Die ganze Begegnung bereitete mir Kopfzerbrechen. „Ob sie mich doch mehr mag, als sie zugeben will? Und was ist mit mir? Hab ich mich wirklich in sie verknallt? In die gruselige Löwenfrau, die mit Bären kämpft", frage ich mich selbst. „Würde erklären, warum ich gestern so neben der Spur war... und sie..." Ich seufzte tief und schlug die Decke zurück. In der Hoffnung, genauso meine wirren Gedanken weg zu schleudern. Doch das passierte natürlich nicht. „Wem mach ich hier eigentlich was vor? Klar, ich hab mich in sie verguckt..."
Hochrot erinnerte ich mich daran, als ich nach dem Essen noch das giftige Kraut fort bringen wollte, doch tatsächlich einen Blütenstängel meines begehrten Hexenkrautes darunter gefunden hatte. Freudig war ich daraufhin zu Mereoleona gerannt und hatte ihr doch tatsächlich....
Allein der Gedanke, dass ich ihr einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, ließ mein Herz wieder schneller schlagen und brachte mein Gesicht zum Glühen. Ich hatte mich so geschämt dafür, dass ich sogar etwas dankbar war, dass sie relativ nüchtern darauf reagiert hatte. Lediglich zufrieden gelächelt hatte. Doch im Nachhinein bereitet mir ihre Reaktion doch Kopf zerbrechen. „Ob sie wirklich mehr von mir will? Ihre Reaktion gestern war wirklich nüchtern, nachdem sie sich die Mühe gemacht hatte, das Kraut durch den halben Wald zu ziehen?" Mein Blick wanderte zu dem Blühtenstängel des Hexenkrauts, welcher auf meiner Arbeitsfläche lag. „Aber...", ich zögerte. War nicht wirklich in der Lage, meine Gedanken zu ordnen. „Wahrscheinlich interpretier ich da zu viel hinein."
Ich schwang meine Beine aus dem Bett und testete vorsichtig, ob mein linkes Bein inzwischen wieder komplett verheilt war. Zu meiner Freude war es das auch. Keine Schwellung mehr und auch die Farbenpracht ging langsam zurück. Aber vor Allem: Keine Schmerzen mehr. „Zum Glück. Ich hatte schon Angst, dass das Rumlaufen gestern schlecht gewesen wäre. Aber wie es scheint, wird das schon wieder", freute ich mich. „Wenigstens etwas. Aber..." Erneut blickte ich mich um. „Wo ist Mereoleona? Ihre Sachen sind noch da. Gegangen ist sie also noch nicht." Ich überlegte kurz, wo sie hin gegangen sein könnte. „Wahrscheinlich musste sie nur mal. Oder sie schwimmt im See ihre Runden." Wegen ihrer Vergiftung machte ich mir keine Sorgen mehr – das Gegenmittel hatte angeschlagen und ihr ging es schon beim Essen wieder richtig gut.
Ich stand auf und ging in Richtung Tür. Ich sollte Recht behalten: In der Ferne sah ich die Flammenmagierin im Wasser. Sie schwamm, wie gestern, ihre Runden durch den See. Kurz überlegte ich, es ihr gleich tun sollte. Doch obwohl ich das Schwimmen am Morgen liebte, zog ich es heute vor, eine Kanne Tee zu kochen. Ich setzte also Wasser auf dem Herd auf, machte ein kleines Feuerchen und wartete, bis das Wasser kochte und ich den Tee aufgießen konnte. Diesen goss ich dann in zwei Tassen und ging nach draußen.
Mereoleona saß inzwischen auf dem Steg, ließ sich sie Sonne auf die nackte Haut scheinen und blickte auf den See hinaus. Wortlos setzte ich mich neben sie und hielt ihr eine der beiden Tassen hin.
„Oh, danke! Morgen, Rehlein. Auch ausgeschlafen?"
„Morgen", gähnte ich zurück und nahm einen großen Schluck aus meiner Tasse. „Naja, so halb. Bin immer noch müde. Seit wann bist du denn wach?"
DU LIEST GERADE
Faws Rising
FanfikceOC Fawn hat eigentlich genug damit zu tun, ihren Wald vor Wilderern zu verteidigen, die seit kurzem vermehrt für gutes Geld auf dem Schwarzmarkt Tiere töten. Vor allem Fleischfresser, wie Wölfe deren Fell in diesem Bereich des Waldes einen silbrigen...