Plea of Guilt

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Abgestempelt als Verrückte ließ ich Owens Untersuchung über mich ergehen. Je schneller er damit fertig war, umso eher konnte ich Mereoleona wieder sehen, sagte ich mir.
Owen war nicht umsonst Heilungsmagier, denn auch seine Art der Untersuchung war anders. Während ich die Leute in meinem Dorf ohne jegliche Magie in Augenschein nahm, Wunden genau anschaute und Symptome beobachte, um daraus Schlüsse zu ziehen, benutzte Owen seine Magie dafür. Ähnlich wie mein Zauber, nur wesentlich komplexer und genauer.
Sein Element war das Wasser, wie ich schnell feststellte. Denn er erschaffte eine große Wasserblase, die mich blubbernd umschloss. Es war, als wäre ich unter Wasser, konnte aber atmen. Übergroße Quallen tauchten nun in dieser Blase auf und umschlossen meinen Körper mit ihren Fangarmen. Drangen bis unter die Haut, was aber nicht schmerzhaft war.
Die Prozedur dauerte nicht einmal eine Minute, dann hatte Owen seine Ergebnisse; Meine Wunden würden gut verheilen, was positiv war. „Von mir aus kannst du gerne, wenn du dich fit genug fühlst, wieder gehen. Es gibt keinen Grund, dich länger hier zu behalten."
„Yes", freute ich mich auch innerlich und war schon im Begriff aufzustehen, als Owen seine Augenbrauen zusammen zog und mich mit diesem finsteren Blick, der mich tatsächlich irgendwie an Oma Eugenia erinnerte, fixierte: „Auch wenn du sonst verblutet wärst, mach so etwas mit deiner Magie nicht nochmal. Ja? Du kannst damit einiges an Schaden anrichten."
Ich nickte nur mit abgewandtem Blick. Fast schon bockig, doch ich hatte meine Stimme im Griff, um nicht zu unhöflich zu klingen. Eher verbittert. „Ich weiß. Ich hätte es zwar gern, dass ich mit diesem Zauber auch heilen kann. Doch... meine Magie kann das nicht. Ich kann das nicht mit meiner Magie."
Gedanken an meine Großmütter kamen wieder hoch. Wie sehr ich ihnen immer nachgefeiert habe. Auch Omas Anpfiff, wenn ich mit diesem Zauber herum experimentiert habe. Zwar hatte ich immer gehofft, den Stromschlag so weiter entwickeln zu können, dass ich damit einmal in der Lage wäre, Heilungsmagie anzuwenden...
„Aber eine gezielte Manipulation ist das höchste der Gefühle", musste ich leidig zugeben. „Es kann auch sein, dass ich einfach zu wenig über den menschlichen Körper weiß, und meine Magie darum nur auf diesem Level ist. Aber..." Ich erinnerte mich an das erste Zusammentreffen mit Mereoleona. An den Zwischenfall mit dem giftigen Kraut. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, aber nicht weil sie damals mit einer Vergiftung zu kämpfen hatte. Mehr darum, weil es das erste Mal war, dass ich meine Fähigkeiten schätzen konnte. Auch wenn es erst nach ihrer Predigt war... „Die Heiltränke, die ich für mein Dorf und die in der Umgebung herstelle, sind auch wichtig. Das sind die Dinge, die ich beitragen kann. Auch ohne Heilungsmagie..."
Owen nickte zustimmend: „Das ist leider Wissen, das hier in der Hauptstadt langsam verloren geht. Viele verlassen sich zu sehr auf Heilungszauber. Es ist bequemer und schneller. Auch bei großen Wunden, wie deinen, sicherer und nicht so langwierig. Dennoch – Magie kann nicht alles. Auch dafür gibt es Grenzen. Und vor allen in den äußeren Dörfern ist diese Art der Magie oft nicht verfügbar. Da sind solche Tränke mehr wert, als jeder Zauber..."
Ich nickte, als ich innerlich zusammen zuckte. Riss mein einzelnes Auge auf und klammerte mich wieder an den Stoff meines Nachthemdes. Erinnerungen an das unschöne Erlebnis im Wald kamen mit einem Mal in mir hoch. Ich erinnerte mich in den Moment an den Schützen, den ich damals angeschossen hatte. An das Gespräch mit dem Hünen... Auch wenn ich für die Leute in meinem Dorf da war, ihnen Arzneien billig verkaufte, so hatte ich doch...
„Wie wäre es, wenn wir uns gegenseitig helfen? Du kannst jederzeit meine Bücher über Medizin und Anatomie lesen. Vielleicht entwickelt sich deine Magie ja doch noch weiter. Dafür unterstützt du mich mit Heiltränken." Owens Vorschlag riss mich aus meinen düsteren Gedanken. Doch nur kurz. Ich biss unruhig mir auf die Unterlippe. „Ich würde gerne zustimmen, doch..."
„Wenn du dich unsicher wegen der Qualität fühlst, dann können wir ja erst schauen. Aber..."
Ich fiel ihm harsch ins Wort: „Nein, darum geht's nicht." Ich wusste genau, dass meine Tränke nicht schlecht waren. Wusste ebenso ganz genau, wo meine Fähigkeiten lagen. Aber auch, zu was ich fähig gewesen war. „Entschuldigung", sagte ich kleinlaut, als ich Owens entsetzten Blick bemerkte. „Es wäre nicht richtig. Ich hätte es nicht verdient..."
Ich gewann mir ein gequältes Lächeln ab. Zögerte noch, ehe ich die Worte dennoch formte: „Besonders nachdem ich zwei Menschen auf dem Gewissen habe..."
Eine seltsame Stille breitete sich mit diesen Worten aus.Schwer wie Blei hing mein überhastetes Geständnis im Raum. Die beiden Herren sahen erst mich, dann einander betroffen an. Ich hatte mich auf dem Bett zu einer Kugel zusammen gerollt und wusste selbst nicht weiter. Wusste nicht, was ich erwartet hatte.

Faws RisingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt