Snowfall - III

32 3 0
                                    

„Moment", entgeistert sah Mereoleona mich an. „Willst du so raus? Der Umhang schaut nicht wirklich warm aus. Frierst du nicht?"
Mereo beäugte skeptisch meinen alten, abgenutzten Umhang. Ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Der passt schon", meinte ich und band mir meinen Schal um. „Zur Not hab ich ja dich – du bist schön warm."

„Immer noch nicht genug bekommen? Dabei hast du mich ja gestern ganz schön beanspruchst..."

Mit einem vielsagenden Lächeln schaute ich Mereoleona nur an, als wir darauf meine Hütte verließen. Ein kalter Wind blies uns an diesem Morgen entgegen. Es schneite zwar nicht, doch der Wind war beißend kalt und schon beim Hoftor zog ich meinen Umhang enger um meinen Körper. Doch die Kälte hatte sich bereits darunter verfangen, sodass mir ein leises: „Kalt" entwich.

Mereo hörte dies natürlich und so packte sie mich mit ihrer Flammenatzte und schlug einen anderen Weg ein. Eigentlich wollten wir ja in den Wald – trainieren. Doch sie zog mich nun den Dorfhügel hinunter zum Marktplatz, wo ich mir einen neuen Umhang besorgen sollte. „Ich hab keine Lust, dass du krank wirst", fügte sie entschieden hinzu.

„Was meinst du was das kostet?" Entrüstet verschränkte ich meine Arme. Dass ich immer öfter von ihrer Flammenmagie durch die Gegen gezogen wurde störte mich inzwischen etwas. Aber nur ein wenig... „So viel Geld hab ich nicht. Und um die schlecht geflickten Löcher anständig flicken zu lassen brauch ich auch Geld, denn sogar dafür verlangt Viola was."
„ Häh?"

„Viola, meine Sandkastenfreundin – du kennst sie", erklärte ich. „Nettes Mädchen, etwas größer wie ich. Schlank, hübsch, dunkle Haare und einen kaffeefarbener Teint. Arbeitet im Dorfladen." Mereo sagte nichts darauf. Schien angestrengt zu überlegen.

„Zumindest kennt sie dich", fuhr ich darum fort. „Musst mal bei ihr Alkohol gekauft haben."

Langsam, als das Gespräch auf Alkohol kam, schien bei ihr der Groschen zu fallen. Zumindest nickte sie. „Und dann verlangt sie noch Geld, obwohl ihr befreundet seid?"
Ich zuckte nur mit den Schultern. „Sie müssen auch was verdienen und so viel Kohle hab ich nicht..."

Poltern, als ob sie eine Naturgewalt wäre, schlug Mereoleona kurz darauf die Ladentür auf. Die kleine Glocke über der Tür, die Bescheid gab, wenn ein Kunde das Geschäft betrat, bimmelte kläglich, als die Tür aufgeschlagen wurde. Gerade dass sie nicht zu Boden fiel. Viola, die gerade Regale einräumte, blickte überrascht zu uns herüber. Auch ein älterer Herr, der einzig andere Kunde im Geschäft, lugte aus einem der schmalen Gänge hervor. Er sah etwas ehrfürchtig, fast schon verängstigt aus, als die Flammenmagierin mit mir im Schlepptau an ihn vorbei trabte - ich grüßte ihn etwas beschämt, denn der alte Herr war Stammkunde bei mir. So wurde ich dann letztlich auf dem Tresen, neben der antiken Kasse, abgesetzt.
Viola hetzte hinter den Tresen, als Mereoleona ihr einen finsteren Blick zu warf.
„Wie kann ich euch helfen?" Viola lächelte freundlich, wirkte aber auch etwas verwirrt.
„Fawn braucht einen neuen Umhang. Oder zumindest sollte ihr jetziger geflickt werden."
Viola blickte von Mereo nun zu mir. „Naja, Flicken ist nicht gerade deine Stärke, meine Liebe. Und dass dein Umhang komplett abgewetzt ist, weiß ich auch. Doch ich kann dir, auch wenn du meine beste Freundin bist, keinen Rabatt oder sonst was geben. Mama würde mich killen - wir müssen auch was verdienen und wenn ich bei dir mit den Freundschaftspreisen anfange, dürfte ich beim restlichen Dorf weiter machen." Sie sah mich mitleidig an.

Doch ich winkte ab. Ich kannte die Story. In dem Moment aber legte meine Begleitung energisch einen Beutel auf den Tresen. „Dann zahl ich dafür."
Viola sah erschrocken zu Mereo hoch, ehe sie skeptisch den Beutel öffnete. „Das ist zu viel", erklärte sie dann.
„Egal", Mereoleona machte eine wegwerfende Handbewegung. „Für den Rest könnt ihr ihr", sie zeigte mit ihrem Daumen in meine Richtung, „einen neuen Mantel anfertigen."
„Aber Mereo... Das kannst du doch nicht machen", ich sah sie entsetzt an. „Bist du..."
„Schon in Ordnung", grummelte sie nur.
Auch Violas sah recht irritiert drein, zuckte dann aber mit den Schultern. Sie hatte ihre Bezahlung bekommen, mehr interessierte sie anscheinend nicht. Obwohl ich ihr an der Nasenspitze ansah, dass sie mich zu gerne über meine Beziehung, zu der ich zur ältesten Tochter aus dem Hause Vermillion stand, ausfragen wollte.

Faws RisingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt