Snowfall - II

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Auch wenn Mereo, wie sie zugegeben hatte, nur kurz vorbei schauen wollte, war ich doch sehr dankbar, dass sie länger blieb.
Zudem sie nun meinte, sie hätte mir was mitgebracht. Neugierig wartete ich auf sie, als sie vom Eingangsbereich, wo sie neben ihrer Schuhen, auch ihre Tasche abgeworfen hatte, zurück kam.
„Hier", sagte sie als sie dann schwungvoll eine Art Sturm-Laterne auf meinen Nachtisch stellte.
Als sie meinen fragenden Blick sah, erklärte sie: „Das ist ein magisches Item - hab ich in der Hauptstadt auf dem Wintermarkt gefunden, zu dem mich meine Brüder geschleppt haben. Soll Wärme spenden und eine heilende Wirkung haben. Musste an dich denken, wie du bei der eisigen Kälte vergessen hast Holz zu hacken..."
„Bitte?" Ich fühlte mich ertappt.
„Dass ich damit so richtig liegen würde, hätte ich nicht gedacht." Mereo lachte laut, ehe sie sich über mich beugte. Immer noch waren wir beide halb nackt. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als sie mir wieder ganz nah kam. Ich ihren Atem auf meiner Haut spüren konnte. Langsam, aber voller Verlangen, legte sie ihre Lippen auf meine.
„Du ruhst dich erst einmal schön aus und ich kümmere mich um alles, verstanden? Und wenn du dich ausgeruht hast können wir uns auch wieder... anderen Dingen widmen."
Ich seufzte leise und setzte ein leichtes Lächeln auf. Ich war wirklich müde. Jetzt, wo Mereo hier war, könnte ich mich vielleicht doch etwas entspannen...

Tatsächlich wurde ich erst einige Zeit später wieder wach, als der Geruch von Essen in der Luft lag.
Verschlafen blinzelte ich. Mein Magen knurrte. Ich hatte Hunger bekommen, weshalb ich nun auch rüber in meinen großen Wohnraum tapste.
Mereoleona stand vorm Kamin, in dem ein warmes Feuer knisterte, und rührte in einem großen Kochkessel herum. Sie hatte zwischenzeitlich meinen Holzvorrat beachtlich aufgefüllt, Essen gekocht und auch das Badezimmer eingeheizt.
„Gar nicht bemerkt", murmelte ich.
„Du hast ja auch tief und fest geschlafen..."
„Warst ja auch du da", sagte ich mit rosig glühenden Wangen. „Da fühl ich mich gleich sicherer..."
Ich lehnte mich neben Mereo gegen die Küchentheke und blickte ihr beim Kochen zu.
Wie so oft kochte sie nichts anderes als Fleisch und akzeptierte kein Grünzeug in ihrem Essen. Doch trotzdem huschte mir ein Lächeln über die Lippen. „Danke, Mereo. Danke, dass du dich um mich nutzloses Ding kümmerst..."
Das war der Moment, als Mereoleona energisch ihre linke Hand neben mir auf die Theke schlug, sodass ich nicht davon konnte.
Ihr Gesicht kam näher an meines. Sie hatte ihre Augen zu schmalen Schlitzen verzogen und ihr spürte ihr feuriges Mana auflodern, als sie mich mit diesem finsteren Blick fixierte.
„Hatten wir das Thema nicht schon mal?", fragte sie mich streng. „Du weißt, dass ich mich gern um dich kümmere. Und ich mach mir auch Sorgen, wenn dir solche Sachen passieren." Sie unterdrückte ein tiefes Seufzen als ihr Blick mit einem Mal betrübter wurde. „Ich hab dir das schon mal gesagt – dachte damit wäre das Thema gegessen. Du bist doch so viel mehr als das, Fawn. Du bist nicht nutzlos." Mit trauriger Mine strich sie mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Auch wenn du manchmal eine Heulsuse sein kannst und in deinem Selbstmitleid versinkst, weiß ich, wie stark du bist. Du kämpfst für die Dinge, die dir wichtig sind. Auch wenn ich mich nicht wegen einem Wildschein mit so einer Gruppe angelegt hätte..."
„Es ist nicht nur weil sie Tiere umbringen. Ich jage ja auch...", seufzend wandte ich meinen Blick ab. „Da darf ich mich gar nicht darüber aufregen. Aber wie sie es machen. Wie respektlos sie die Tiere leiden lassen. Das war mit ein Auslöser, warum ich so die Fassung verloren habe. Später kam mir erst, dass ich wohl auch wegen meiner Omi so in Rage gewesen sein könnte."
Ein fragender Blick von Mereoleonas Seite traf mich daraufhin.
Ich musste mir wohl eingestehen, dass ich eben im Bett so viel Rotz und Wasser geheult hatte, dass Mereo nur etwas von toten Wildschweinen und einem erschossenen Typen verstanden hatte, sodass sie mich bat, alles der Reihe nach nochmal zu erzählen.
„Aber kein Geflenne mehr wegen den Schweinen!", mahnte sie mich. „Erzähl mir, wie du darauf kommst, dass deine Omi was damit zu tun hatte!"
„Es waren drei Leute, die mich bei der Hütte überrascht haben. Davon eine alte Eismagierin, die ganz aufgeregt war, weil sie glaubte, die Wächterin wäre zurück gekommen. Daraufhin meinte ein anderer - der Hüne der mich so verletzt hat - dass das nicht sein könnte..." Ich hielt kurz inne und musste tief durchatmen, ehe ich mit zittriger Stimme fort fuhr. „Sie hätten die Wächterin umgebracht."
Eine erdrückende Stille erfüllte den Raum. Mereoleona sah mich fassungslos, fast schon ungläubig, mit weit aufgerissenen Augen an.
„Doch", bestätigte ich nachdrücklich. „Die Wächterin der Wälder wurde von Wildernen getötet. Da muss mehr dahinter stecken. Das spür ich. Doch ich komm gegen die nicht an. Sie waren zu stark."
„Davon lässt du dich beeindrucken?" Ihr typisches Grinsen zeichnete sich nun auf Mereos Lippen ab, sodass ihr Fangzahn hervor blitzte. „Dann trainierst du eben. Und zeigst es ihnen beim nächsten Mal."

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