Faws Rising

Foretime

Als Rosi den Lagerraum betrat, zog mit ihr eine noch angespanntere Atmosphäre ein. Dragans Blick richtete sich auf Rosi, deren Gesicht sich, bei dem ihr dargebotenen Bild, vor Schreck verzog.
„Dragan, lass Viola los", forderte sie streng. „Sofort!"

Doch Dragan weigerte sich. Rosi müsse zusehen, dass sie endlich wie eine Anführerin handeln würde. „Im Wald, im Kampf gegen das Phantom, Wächterin - nenne sie wie du willst - hast du auch gezögert. Auch wenn die Älteren dir vertrauen - wir Jungen nicht. Auf wessen Seite stehst du?"

Ich hörte wie Rosi die Luft anhielt und zusammen zuckte. Sie wollte sich gerade rechtfertigen, als Dragan Viola noch fester packte.

Auch wenn Viola vor Schmerzen schrie, deutete ich Leo diesen kurzen Moment auszunutzen. Er solle mich von den Fesseln befreien. Leo nickte stumm und beeilte sich.
„Wir waren von Anfang an dagegen, dass du deine Tochter hier in unsere Gruppe einbringst. Vor allem, da sie die beste Freundin des Phantoms ist."
Viola und ihre Mutter sahen einander leidend an. Viola fehlte, Dragan möge sie loslassen. Auch Rosi bettelte um das Leben ihrer Tochter.
„Na eine Recht hohe Stellung hat sie hier trotzdem nicht. Auch wenn sie die Anführerin sein soll", erkannte ich, als Leopold mich nun befreit hatte und ich nach meinem Schuh griff. „Aber sie hatte damals im Wald schon Probleme. Es schien so, als hätte ihr Begleiter sie damals auch gezwungen, mir weh zu tun, obwohl sie hätte reden wollen. Doch wegen dem Begleiter ging es damals nicht. Dass ich damals wohl auch zu forsch gewesen war, könnte auch ein Grund für das Scheitern des Gesprächs gewesen sein", musste ich mir eingestehen. „Aber nochmal darf ich das nicht zulassen..."

Ich suchte Violas Blick. Hoffte, sie könne mir dieses Mal helfen. Nickte ihr vielsagenden zu. Sie schien zu verstehen.
„Du", Dragan sah Rosi streng fordert an, als er sein Schwert auf die Höhe von Violas Hals brachte. „Beweise dich endlich als unsere Anführerin und töte sie endlich. Handle im Sinne unserer Gruppe!"

Er drehte sich abrupt zu Leo und mir um, schien allerdings etwas verwirrt wegen meiner gelösten Fesseln zu sein. Wohl auch wegen meiner Dreistigkeit, mir noch in einer selenruhe meine Stiefel zu schnüren.

„Tut mir leid, das muss noch", rief ich und zog die Bänder in einer Schleife fest. „So, jetzt bin ich bereit." Im gleichen Moment aber flog ein Feuerangriff von Rosi dich an mir vorbei. Erschrocken konnte ich gerade noch so ausweichen.

„Mama, bitte – Fawn kann uns helfen", flehte Viola. „Greif sie nicht an. Sie hat mir nichts getan – Dragan ist hier-aua!!" Wieder packte der junge Magier mit den Flammenschwert sie fester. Drückte die brennende Klinge gegen ihren Hals. Ein erster dicker Tropfen Blut lief über Violas Haut. „Merkst du nicht, dass sie unsere Feinde sind – nicht Fawn."

„Das verstehst du nicht, Viola...", herrschte Rosi sie an. „Sie werden uns erst mit diesem Machtkampf in Ruhe lassen, wenn ich auch ihnen als Anführerin bewiesen habe."

„Glaubst du wirklich, dass das dann aufhört, Rosi?!" Rief ich ihr zu. „Mach die Augen auf – sie haben deine Tochter! Nicht ich!"

„Sei endlich still!" Schrie sie mich an und fuhr herum.

Ich hob meine Arme und ging in Angriffsposition, schob Leo noch schnell hinter mich. Als ich jedoch zur Abwehr mein Mana um zirkulieren lassen wollte, bemerkte ich, dass ich wohl sauber zu viel Mana im Kampf gegen die Eismagierin verbraucht hatte. Zwar konnte ich, dank Viola und der kurzen „Pause" wieder stehen, doch das half mir nichts, da sich mein Mana nicht mit regeneriert hatte. Und die Konzentration von Mana in der Umgebung war zu gering, als dass ich mir dieses zur Hilfe hätte nehmen können.

„Aber es hilft nichts... Wenn mich in dem Zustand einer von Rosis Angriffen trifft, dann war's das."

So aktivierte ich dennoch, als Schutz vor überraschenden Angriffen, meine Manaskin. Auch Rosi ging in Kampfstellung. „Dachte du wolltest nicht mehr kämpfen, Fawn. Mich wundert ja, dass du deine Verletzungen überlebt hast", stichelte sie.