„Die hat dich ja ganz schön zugerichtet..." Bemitleidend sah Rosi mich an. „Die Narben im sind nicht von Mereoleona. Das hab ich selber verbockt", grummelte ich. „Und der Rest war von dem dämlichen Kampf, in den ich mich so unüberlegt gestürzt hatte..."
Rosi saß mit an meinem Esstisch, gemeinsam mit Viola, der ich gerade einen Verband anlegte, um die frisch genähte Platzwunde zu schützen.
Sie warf ihrer Mutter missmutige Blicke zu. Schien aber auch erleichtert, dass Rosi nur die eine Schnittverletzung am Unterarm davon getragen hatte. Einer der Männer, der Flammenmagier, hatte ihr sein brennendes Messer in den Körper gerammt. Hatte ein recht markante Wunde ergeben, die ich ihr, bevor ich mich um meine Freundin kümmerte, rasch verbunden hatte. Wie das Mal einer Flamme, das im Entferntesten an einen Drachen erinnerte.
„Sag mal, Mama... Was war das mit diesen Leuten. Die haben doch erst normal mit dir gesprochen - und kaum komme ich dazu, bricht Chaos aus."
„Du hast die Herrn ja auch angeschrien", sagte Rosi ungerührt. „Ich war diplomatisch dabei, sie hinaus zu befördern. Klar, dass da dann die Lage eskaliert."
„Kennst du die Leute, Rosi?" Fragend blickte ich zu ihr hinüber.
Mit ihren grünen Augen sah sie mich kurz an, strich sich eine Haarsträhne ihres Aschblonden Haares hinters Ohr. „Flüchtig. Sie sind allesamt auch Händler aus dem Außenbereich von Clover."
„Aber der Hüne war der Mann, der mich bedroht hat...", zischte Viola. „Wie kannst du da mit dem so freundlich reden? Noch dazu... Was macht der hier überhaupt? Ich dachte die Leute vom Rotteroden des roten Löwen hätten den festgenommen?" Viola schielte nun hoffnungsvoll zu mir hoch. Ich befestigte gerade den Verband. „Weißt du was, Fawn? Hat dir Mereoleona was gesagt?"
„Dass ich ein dummer Volltrottel bin", brummte ich. „Ich solle nicht so einen Schwachsinn machen und dass ich in einem erbärmlichen Zustand wäre..."
Viola wartete kurz, ehe sie trocken darauf erwiderte, dass ihr auch ein einfaches Nein gereicht hätte.
„Aber da muss ich Mereoleona Recht geben. Hast wirklich keine gute Figur abgegeben. Und dann hat sie dich auch noch so verdroschen, dass die anderen Händler das Weite gesucht haben...", fügte Rosi ebenso trocken hinzu. „Auch wenn es nur ein Schlag war, aber der hat gesessen..."
Ja, die beiden Frauen waren wirklich nicht nur optisch wie der Klon der jeweils anderen. Auch ihre Art war sich sehr ähnlich...
„Aber was wollten die dann von dir, Mama?"
„Nichts Besonderes", sie machte eine wegwerfende Handbewegung und stütze sich auf ihre Ellbogen, sodass sie ihre Kinn auf ihre Handrücken legen konnte. „Es ging um die Handelsgeschäfte. Preisänderungen und Probleme damit. Wir vom Außenbezirk sollten gemeinsam nach Lösungen suchen, meinten sie. Doch ich wollte meine Zulieferer nicht auf die paar wenigen Erzeuger von Lebensmitteln und anderen Gütern, die zur Grundversorgung zählen, reduzieren. Nur um denen in der Hauptstadt das zu geben was sie wollen – ihre Ruhe vor uns ärmeren Leuten. So leicht lasse ich mich nicht vom Markt verdrängen. Da hatten wir eine hitzige Debatte darüber, da sich die Herrn abkapseln wollen, ich das aber für problematisch halte..."
„Ach so...", Gab Viola kleinlaut von sich und wandte ihren Blick ab. Suchte Augenkontakt mit mir, wohl um meine Meinung zu der Aussage an meiner Reaktion ablesen zu können. Doch ich war mit den Gedanken wo anders...
Rosi musterte ihre Tochter eindringlich, dann legte sich ihr Blick auf mich.
Eine seltsam angespannte Stimmung lag in der Luft. Still sahen wir drei einander nur einige Momente lang an.
Niemand sagte etwas. Die Stille war schon nahezu unheimlich, als Rosi sich letztlich räusperte und ankündigte, sie würde zurück in den Laden gehen. Das Geschäft müsse weiter gehen.„Danke für deine Hilfe, Fawn. Und für's Verbinden der Wunde, sowie fürs Abchecken." So verließ sie ruhig meine Hütte.
Als die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel, fragte Viola mich leise, ob ich ihrer Mutter die Story abkaufen würde. Ich hob nur die Schultern. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber als ich ihren Arm verbunden habe, konnte ich deutlich ihr Mana spüren. Etwas hat mich daran ziemlich irritiert. So etwas habe ich noch nie wahr genommen."
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Faws Rising
FanfictionOC Fawn hat eigentlich genug damit zu tun, ihren Wald vor Wilderern zu verteidigen, die seit kurzem vermehrt für gutes Geld auf dem Schwarzmarkt Tiere töten. Vor allem Fleischfresser, wie Wölfe deren Fell in diesem Bereich des Waldes einen silbrigen...