Internally brocken - II

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Ihre langen roten Haare wehten im Wind, als sie sich langsam zu mir umdrehte. Die Staubwolke von der zerstören Gesteinsmagie legte sich langsam und ich sah sie ungläubig mit offenem Mund an.
„Was treibst du da für einen Mist, Fawn? Kannst du nicht einmal mehr solchen einfachen Angriffen ausweichen? Deine ganze Energie für den Blitzschlag gebraucht, oder was?"
„Mereo...", murmelte ich. „Du.. du bist hier?"
Klar... Von ihr war dieses unheimlich starke Mana ausgegangen. Immer noch empfand ich es als zu stark und furchteinflößend.
Mein Herz machte einen Satz, als sie mich so ansah. Wie der Held in strahlender Rüstung hatte sie mich gerettet. Und wirkte dabei noch unheimlich stark und cool. Am liebsten wäre ich ihr um den Hals gefallen. Hätte sie geküsst und alles um uns herum vergessen.
Doch es ging nicht.
„Zieh dir erst einmal was über. Dieser Drecksack hat deine Kleidung so verbannt, dass man alles sehen kann."
Erst jetzt sah ich an mir herunter. Tatsache; Der obere Teil meines Kleides war von den Flammen des Drachenfeuers so zerfressen, dass nur noch Fetzen davon übrig geblieben waren, die nichts mehr wirklich bedeckten. Zudem war mein Umhang, den Viola mir erst neu genäht hatte, schon wieder so demoliert, dass ich ihn mit den Brandlöchern in die Tonne hauen konnte.
Hochrot bedeckte ich meine Brust, als mir Mereoleona ihren Umhang zu warf.
„Hier. Bind dir den um, dann können wir die Trottel gemeinsam fertig machen." Sie ballte mit einem Grinsen im Gesicht ihre Hände zu Fäusten und ließ ihre Fingerknöchel knacken.
Ich nahm den Umhang und richtete ihn geschwind so hin, sodass er meinen Oberkörper bedeckte.

Während der hübsche Krieger noch paralysiert war und sich kaum bewegen konnte, setzte die Eismagierin zum Angriff an. Ihre eisigen Kristalle schossen durch die Luft. Panik brach unter den Dorfbewohnern aus. Die ersten ergriffen die Flucht, um nicht getroffen zu werden.
Während Mereo keine Probleme mit dem Abwehren der pfeilartigen eisigen Geschosse hatte, trafen mich einige von diesen. Irritiert sah mich die Flammenmagierin an.
„Sag mal, seit wann bist du so mies im Ausweichen?" Schrie Mereoleona.
Sie hatte, wohl durch meine lang geworden Haaren, die mir ins Gesicht hingen, immer noch nicht meine Wunden bemerkt. Doch sie hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte.
Noch ehe ich antworten konnte, feuerte die Eismagierin wieder eine Salve ihrer Eiskristalle ab.

Weitere Dorfbewohner ergriffen die Flucht, darunter auch die älteren Bauern, die sie bis eben tapfer im Zaum gehalten hatten.

Zudem hatte sich der junge Mann soweit erholt, dass er sich wieder bewegen konnte. Auch seine Magie konnte er wieder beherrschen. Theatralisch schrie er auf und hüllte sein Schwert wieder in sein Drachenfeuer. Stürmte auf Mereo zu.

„Na der traut sich was", begann die zu grinsen. „Mit dem kleinen Feuerchen will der was gegen mich ausrichten?"

Auch der Hüne wollte nun die Fäuste sprechen lassen. Gemeinsam kamen die beiden Herren näher, während die Eismagierin ihnen, wie damals im Wald, Rückendeckung gab.

Mereoleonagrinste immer noch wie wahnsinnig, sodass ihr spitzer Eckzahn hervor blitzte. Ichjedoch wich erschrocken zurück. Begann wieder zu zittern. Nur durch Glück undeine Dummheit, die mir eine blutige Handfläche eingebracht hatte, hatte ichmich gegen den jungen Mann verteidigen können. Nochmal würde ich wohl nicht soviel Glück haben. Der Kampf mit einem der Kerle machte mir mehr Angst als allesandere im Moment. Mereoleona bemerkte wie mein Körper zitterte. Sie wusste,dass sie mit mir nicht rechnen konnte. Doch das schien sie weniger zu stören.
„Zwei gegen eine? Ist ja langweilig. Dann beende ich es jetzt", Mereo hülltesich in ihre Flammen „Ich verwandle euch drei in ein Häufchen Asche. Zur Notauch das ganze Dorf..."
Sie war schon im Begriff ihre Faust auf den Erdboden zu donnern - wohl um soalles um sich herum in ein Flammenmeer zu verwandeln. Doch; „Nein", schrie ichentsetzt und packte ihren rechten Arm. „Das kannst du nicht machen. DieBewohner von meinem Dorf können nichts dafür..."
„Sag mal..." Ihre Hand fuhr durch mein Haar, strich mir den viel zu langgewordenen Pony hinters Ohr.
Mein Herz begann schneller zu schlagen. Nervös hielt ich den Atem an.
Auch Mereo atmete langsam, wie in Zeitlupe ein. Ihr Körper spannte sich immermehr an, als sie mein vernarbtes Gesicht frei legte. Wir sahen stumm einanderin die Augen, die Welt um uns schien zu verschwimmen. Mereo musterte michstumm. Ihre Augen weiteten sich von Sekunde zu Sekunde mehr. Entsetzt spiegeltesich in ihren großen blauen Augen wider. Ihr Mund öffnete sich langsam, sieschien Worte zu formen, doch es kam kein Ton heraus.
Mit einem Mal aber presste sie mich fest an sich.
Ein Eissperr, den ich nicht kommen hatte sehen, zischte dicht hinter mirvorbei.
„Wie... Wie ist denn das passiert", fragte sie mich leise. „Hat dir das jemandangetan?" Sie klang so unendlich traurig und besorgt, wie ich sie noch niegehört hatte.
Ich rührte mich nicht, auch wenn ich mich gern enger an sie gedrückt hätte. Ichmurmelte nur: „Nein, das hab ich selber verbockt. Ein fehlgeschlagenesExperiment mit einem Gifttrank."
„Was..."
„Ich hab Aufzeichnungen von Oma gefunden... Versuchte, mein Mana mit Giftenaufzuladen. Da ging dann etwas schief. Eine ätzende Flüssigkeit samtGlasscherbe flog mir ins Auge. Viola hat dann mein ganzes Hexenkraut drübergekippt, wovon ich diese geschwollenen Narben habe..."
Mereos Griff um mich lockerte sich. Ich spürte deutlich an ihrem Manafluss, wieihre Stimmung umschlug.
„Was hast du Trottel getan? Bist du noch ganz sauber?" Schrie sie mich an.
„Aber... Ich kann das lernen", versuchte ich mich zu verteidigen.
Mereos Mana flammte aber auf vor Zorn.
„Das ist unmöglich", schrie sie mich an, holte mit ihrer Faust aus und schlugzu. Ich zuckte zusammen, doch die Feuerfaust galt nicht mir. Der Hüne wolltemich gerade angreifen und Mereoleona hatte dem Herrn ihre Faust ins Gesichtgedonnert. Dass wir eigentlich noch die drei Wilderer hatten, um die wir unskümmern mussten, hatte ich einen Moment lang völlig vergessen...
Doch ihr nächster Schlag flog in meine Richtung.
„Warum willst du immer noch Giftmagie beherrschen? Warum verstellst du dichschon wieder?"
Ich wusste nicht, ob sie absichtlich von links zuschlug, doch ich konnte denAngriff gerade so mit Verstärkungsmagie parieren. Trotzdem schlitterte ich eingutes Stück zurück und mein Unterarm, mit dem ich abgewehrt hatte, schmerztetierisch.
Doch Mereoleona war noch nicht fertig. „Das Thema hatten wir doch schon sooft."
„Aber gegen Kerle wie den Hünen da", ich deutete in die Richtung des Kerls, denMereoleona mit einem Schlag ausgeknockt hatte, „komm ich nicht an. Ich braucheeine Technik, wie ich kleines Ding..."
„Du bist stark genug", plärrte sie mir entgegen und schlug ihre Flammenfaustnach mir. „Kapier das doch endlich und vertrau mehr in dich, du Volltrottel!"Dieses Mal konnte ich nicht so leicht parieren, sie schlug von rechts in meinemtoten Blickfeld, und ich bekam die volle Stärke der brennenden Faust zu imGesicht spüren. Ich sackte zusammen vor Schmerz. „Aber durch deinenScheißdreck, mit deiner dämlichen Giftpanscherei, bist du im Moment so schwächlich,wie noch nie. Begreifst du nicht, dass du nicht anderen nachlaufen musst? Erstder Mist mit Heilungsmagie und jetzt das. Du enttäuscht mich. Gib diesen Mistendlich auf und lerne dich auf dich selbst deine Magie zu verlassen. Das...", Mereosenkte ihre Stimme etwas. „Das konntest du doch schon mal. Damals, als wir unskennengelernt haben, hat das Kämpfen mit dir richtig Spaß gemacht. Doch so...da ist es nicht einmal im Ansatz wert, dass ich mich anstrenge."
„Aber... Ich kann das lernen. Und..." Tränen stiegen mir ins Auge. „... Giftesind ein Teil von mir."
Die letzten der Dorfbewohner verließen – wohl peinlich berührt von dem Streit –den Marktplatz. Auch die Wilderer mischten sich darunter und verließen zügig dasDorf in Richtung der Felder, die sich hinter dem Marktplatz aneinander reihen.
„Ich kann es dir beweisen, Mereo", schniefte ich weiter. Ich griff nach einemkleinen, schwachen Gifttank, den ich ähnlich wie das Gegengift fast ständig andem Gürtel über meinen Oberschenkel trug.
Mereoleona beäugte mich skeptisch. Ich öffnete das Reagenzgläschen und ließeinen Blitz hinein. Mit der Hoffnung auf ein anderes Ergebnis. Doch noch immerklappte es nicht. Die Flasche mit dem Trank zerbrach klirrend und der Inhaltergoss sich über meine linke Hand. Ich schrie laut auf. Die Flüssigkeit branntein meinen frischen Wunden.
„Du verschwendest nur deine Zeit", fuhr Mereo mich an. „Was hast du die letzenTage getrieben? Außer deine Freundin in Gefahr zu bringen und dich erfolgreichzu verstümmeln?"
„Aber ich... Ich kann kämpfen."
„In deinem Zustand? Das hab ich gerade gesehen. Du wurdest von dem Kerl mitseinem Drachenflämmchen nieder gemetzelt und hast danach gezittert wieEspenlaub. Lass es besser. Sonst passiert noch was Schlimmeres..."
„Aber... Die Wilderer und..." erst jetzt bemerkte ich, dass wir zwei allein aufdem Platz waren.
„Die sind abgehauen", erklärte mir Mereo auf meinen suchenden Blick hin. „Wieder Rest von deinem Dorf. „Ist aber nicht mein Bier... Leg dich lieber nichtmit ihnen an. Zumindest nicht in deinen Zustand. Den Umhang kannst du behalten.Ich bin hier fertig."
„Was? Nein, warte." Ich hechtete ihr hinterher. „Mereoleona!"
Sie drehte sich um und sah mich mit finsterer Miene an.
„Ich werde dir beweisen, dass ich besser werden kann und Gifte kontrollierenkann. Ich werde stark werden und erst die Wilderer und dann dich besiegen."
„Oho, das ist mal eine Ansage", ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Ihrspitze Eckzahn blitzte wieder hervor und ihre Augen funkelten wie wahnsinnig.„Aber beweis es nicht mir, sondern dir, dass du was auf dem Kasten hast, duVolltrottel."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand langsam in der Ferne.


Faws RisingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt