15. Europa

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Jeffrey stand vor dem Waschraum in der Sonne und grinste. Peter hatte sich die letzten Jahre viele seiner Liebesgeschichten anhören müssen und hatte sich nie beschwert. Tatsächlich hatte sich Jeff einige Male gefragt, warum Peter sich diese überhaupt angehört hatte, da Jeff ja nur von Männern berichtete und gerne auch mal ins Detail gegangen war.

Für ihn war das Reden über Sex fast genauso wichtig, wie der Sex selbst. Es machte ihm einfach Spaß, sich darüber auszutauschen. Bisher war Peter immer nur der Zuhörer gewesen, da mit Kelly und ihm nicht so viel gelaufen war. Sie hatten zwar ein bisschen rumgefummelt, aber zu mehr war es bisher nicht gekommen.

Seit Peter mit Bob Spaß hatte, war noch keine Zeit für ein Gespräch darüber gewesen. Aber so glücklich wie eben im Waschraum, hatte er Peter selten gesehen. Mal abgesehen davon, dass Bob anscheinend sehr gut in dem gewesen war, was er bei Peter gemacht hatte, war Jeff aufgefallen, dass Peter sehr glücklich mit Bob war. Und er freute sich für seinen Freund.

Während er noch überlegte, ob er warten oder zur Bühne gehen sollte, sah er Harvey aus der Richtung von Dantes Wohnwagen über den Platz zu seinem Wohnwagen ein paar Meter weiter spazieren. Jeff wartete, bis Harvey im Wagen verschwunden war und machte sich dann auf, um mit Dan zu reden. Schnellen Schrittes ging er auf den Wagen zu.

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Dante saß auf dem ungemachten Bett am Ende des Wagens und strich mit einer Hand über das Kissen, auf dem heute Morgen noch Jeffreys Kopf gelegen hatte. In seinen Gedanken tauchten wieder die Bilder der letzten Nacht auf, als er Jeff den Wohnwagen gezeigt hatte. Sie hatten kaum die Tür hinter sich geschlossen, als Jeff ihn auch schon geküsst und Richtung Bett gedrängt hatte. Seine Hände waren überall gewesen und obwohl sich Dante eigentlich vorgenommen hatte, es langsam anzugehen, hatte Jeff andere Pläne mit ihm gehabt.

Obwohl Jeff eine ganze Ecke jünger war als er, war er eindeutig der dominantere, wenn es um das Liebesspiel ging. Bei ihm konnte Dante sich fallen lassen. Seine Küsse und Berührungen waren zwar fordernd, aber dabei immer auch liebevoll. Auch nach der langen Zeit, die sie sich nicht gesehen hatten, war es so, als seien sie nie auseinander gewesen. Dante wusste, dass Jeff für ihn nicht nur irgendein Liebhaber war. Er mochte ihn sehr. Er wollte ihn vermutlich mehr, als gut für ihn war. Wie würde es wohl nach der Zeit auf dem Festival für sie weitergehen?

Plötzlich klopfte es an der Tür.

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Als Dante die Tür öffnete, sah er Jeff überrascht an. Dantes  Augen waren trübe und er sah müde aus.
„Jeff!" sagte er und sah sich kurz draußen um, ob jemand da war.
„Harvey ist in seinem Wagen" beantwortete Jeff die unausgesprochene Frage.

Dante fragte sich vielleicht, woher Jeff das wusste, ließ ihn aber nur schweigend an sich vorbei in den Wohnwagen gehen. Jeff setzte sich an den kleinen Tisch, während Dante die Tür schloss und dann aus dem Kühlschrank zwei Colaflaschen für sie holte und öffnete.

„Du siehst schlecht aus", sagte Jeff und trank einen Schluck aus der Flasche. Dante setzte sich ihm gegenüber und grinste gequält.
„Ich hatte grade ein anstrengendes Gespräch mit Harvey", erzählte er.
„Was wollte er?", fragte Jeff.

„Er hat Bedenken, weil ich so viel Zeit mit euch verbringe. Er meint, es könne meinem Ruf schaden", sagte Dante und nahm einen tiefen Schluck von seiner Coke.
„Glaubst du, dass er Recht hat?", fragte Jeff mitfühlend.
„Vielleicht", antwortete Dan einsilbig.

Jeff hätte antworten können, dass das Blödsinn war. Dass die meisten Menschen inzwischen nicht mehr so homophob waren, wie in den Neunzigern. Dass es ihm doch egal sein könne, was die anderen denken. Doch Jeff schwieg. Das alles wusste Dante bereits und es würde sie nicht weiterbringen, darüber zu diskutieren, wie schlecht die Welt da draußen war und wie unfair einige Menschen behandelt wurden, nur weil sie nicht der Norm dessen entsprachen, was einige wenige meinten, als Status Quo aufrecht erhalten zu müssen.

Stattdessen reichte er ihm seine Hand über den Tisch, die Dante dankend ergriff.
„Was hast du jetzt vor?", fragte Jeff, obwohl er Angst davor hatte, was Dante antworten würde.

Dante sah Jeff an. Seine dunkelblauen Augen schienen grade ergründen zu wollen, inwieweit er Jeffrey in seine Überlegungen einbinden konnte.

„Willst du, dass ich dir aus dem Weg gehe? Ich kann verstehen, dass deine Karriere wichtig für dich ist", bot Jeff an, obwohl er einen dicken Kloss in seinem Hals spürte.

Er wusste ja, dass diese Beziehung ein Ablaufdatum hatte. Auch wenn er die Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem Festival noch nicht ganz aufgegeben hatte. Gerne hätte er diese Tage noch einmal intensiv genutzt, aber er wollte Dante nicht im Weg stehen. Manchmal, wenn jemand einem besonders wichtig ist, muss man seine eigenen Wünsche zurückstellen, dachte Jeff und Dante würde ihn nie von sich aus darum bitten, zu gehen.

Dantes Augen wurden groß und er schüttelte den Kopf. „Ich überlege eher, ob ich für ein paar Monate nach Europa gehe. Vielleicht ist es da für mich einfacher. Amsterdam soll schön sein. Oder Hamburg", überlegte er.

Jeffreys Herzschlag schien einen Moment auszusetzen. „Hamburg?", echote er. „Das ist das andere Ende der Welt!" Er hatte gehofft, dass Dante nach dem Festival vielleicht nur nach San Francisco gehen würde. Seinetwegen auch nach New York, das war mit dem Flieger immerhin in ein paar Stunden erreichbar. Aber Europa? Das war so weit weg, das wäre das definitive Aus für ihre Beziehung.

„Es wäre ja nur für ein paar Monate" meinte Dante. „Ich würde mich auch um alles kümmern, du müsstest nur ja sagen", lächelte Dante und sah Jeff bittend an.

„Wozu soll ich ja sagen?", fragte Jeff verwirrt. Sollte er Dante nun auch noch die Erlaubnis erteilen, ihn zu verlassen?

Dante sah ebenso verwirrt zurück. „Na, dazu, dass du mitkommst. Über die Ziele können wir dann ja noch reden, wenn dir Hamburg nicht gefällt. Stockholm könnte ich mir auch vorstellen", schlug er vor.

„Du willst, dass ich mitkomme?", begriff Jeff nun und Dante lachte.

„Natürlich will ich, dass du mitkommst!", sagte er, als wäre das selbstverständlich. „Ich will mich nicht mehr verstecken und ich will mit dir zusammen sein. Vielleicht sehen wir mit etwas Abstand von Zuhause ja, wohin uns diese Beziehung führt. Ich möchte mich nicht schon wieder von dir verabschieden müssen, Jeffrey. Also, was sagt du?"

Jeff konnte sein Lächeln nicht zurückhalten. Dante wollte mit ihm für ein paar Monate nach Europa! Als Paar! Was sollte er dazu noch sagen?

„Hamburg klingt super ", strahlte er glücklich.

„Hamburg klingt super ", strahlte er glücklich

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Drei ??? (2) - Summer HeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt