Drei ??? (2) - Summer Heat

36. Die letzte Runde

Als Jeffrey an diesem Morgen zum Parcours kam, waren seine Freunde bereits dort und saßen gut gelaunt auf der Tribüne. Da keiner von ihnen mehr an der zweiten Runde teilnehmen musste, hatten sie sich schon früh die besten Plätze gesichert, um denen, die am Vortag nicht präsentieren konnten, bei ihrem erneuten Versuch zuzusehen.

Erfreut stellte er fest, dass Justus zwischen Peter und Bob saß und die drei sich angeregt unterhielten. Justus schien hierbei der Wortführer zu sein und sich in dieser Rolle sichtlich wohlzufühlen. Eine Reihe weiter unten saßen Ryan und Stella neben Paul Murphy. Die anderen Mitglieder der Hot Pistons konnte Jeffrey nicht entdecken. Vielleicht schliefen sie noch.

Noch eine Stufe tiefer saß Nancy neben einem blonden Mädchen mit Blumen im Haar, das Jeffrey spontan nicht zuordnen konnte. Es fiel ihm nur auf, dass die Mädchen sehr vertraut miteinander schienen.

Nach kurzem Zögern schritt er auf Ryan zu, der neben Stella und Paul einen etwas verlorenen Eindruck erweckte. „Na, alles klar bei dir?", fragte er den Favoriten und nahm neben dem blonden Jungen Platz.
„Ja klar, alles bestens", meinte Ryan und sah auf den Parcours. „Glaubst du, dass heute noch etwas passieren wird? Ich meine, nachdem Sam nun von der Polizei abgeholt wurde und Victor unter Arrest ist?", fragte er dennoch und sah Jeff unsicher an. Die Sabotage hatte ihn noch nicht losgelassen.

„Du hast Angst, dass Wendy noch mehr geplant hat?", vermutete Jeffrey.
„Sie wird nicht einfach aufgeben, dafür kenne ich sie zu gut. Ich habe das ungute Gefühl, dass sie noch nicht mit mir fertig ist." Jeffrey versuchte Ryan zu beruhigen.
„Aber sie scheint es doch gar nicht auf dich abgesehen zu haben, eher auf deine Konkurrenz. Wenn sich einer Sorgen machen muss, dann sind das wir", scherzte er, obwohl sich auch ein bisschen Wahrheit in seinen Worten fand.

„Vielleicht hast du recht. Es wird schon nichts passieren", meinte Ryan und lächelte. „Genießen wir die Show!"

Während die anderen Teilnehmer ihre Performance wiederholen durften, genossen die Drei Fragezeichen so etwas wie ein Gefühl von alter Zeit. Sie beobachteten die Skater und Justus erklärte seinen Freunden seine Theorie zu den Vorkommnissen der letzten Nacht.

„Dieses Mädchen, das mir begegnet ist", erzählte er offen, „schien anfangs ganz nett zu sein. Ich redete ein wenig mit ihr und sie schien auch etwas auf dem Herzen zu haben."
„Wieso auch?", hakte Peter nach. Justus winkte ab.
„Unwichtig. Interessant ist nur, was diese ‚Mandy' erzählte. Sie sagte, dass ihr Freund ein Hobby hat und auf dem Siegertreppchen steht. Ich habe eine Weile gebraucht, bis mir aufgefallen ist, dass das Mädchen auf eure Beschreibung von Wendy passt. Und dass sie mir ‚Mandy' als Namen genannt hat, kann kein Zufall sein."
„Ziemlich unwahrscheinlich", bestätigte Bob.

„Und, hat sie dir verraten, was ihr Plan ist? Hat sie gesagt, ob sie ihm noch immer helfen möchte", fragte Peter, nachdem Justus auch den Rest der Unterhaltung wiedergeben hatte.
„Nein", antwortete Justus und dachte kurz daran, dass sie es ihm vielleicht erzählt hätte, wenn er ihren Kuss erwidert hätte. Oder vielleicht wäre sie auch ganz von ihrem Vorhaben abgewichen, wenn sie geglaubt hätte, dass es nun nicht mehr nötig war, Ryan für sich zu gewinnen. Hätte er es verhindern können, dass sie weiterhin etwas plante? Wenn sie noch etwa plante?

In dem Moment nahm Justus etwas von der gegenüberliegenden Seite des Festivalgeländes wahr. Seine Augen wanderten über den Parcours und noch höher, zu dem alten Wachturm, von dem schon Bob erzählt hatte. Hatte er etwas aufblitzen sehen?

„Bob, gib mir deine Kamera", befahl er.
Bob kramte kurz in seinem Rucksack und drückte dann dem ersten Detektiv seine Spiegelreflex mit dem Teleobjektiv in die Hand. Justus fixierte sofort den oberen Teil des steinernen Turmes, doch was auch immer sich da oben befunden hatte, es war nun nicht mehr zu sehen.

„Verdammt", fluchte er.
„Was ist los, Just", wollte Peter wissen.
„Da war doch was!"
„Auf dem Wachturm?", fragte Bob und nahm die Kamera selbst in die Hand. Der Sucher huschte über den Bereich vor dem Turm und am Zelt der Skater entlang, aber er konnte nichts entdecken. Keine Auffälligkeiten.
„Sicher, dass du eine Person gesehen hast, Justus?"
„Es war eher ein Aufleuchten. Vielleicht auch nur ein Glitzern in der Sonne", meinte Justus und zupfte sich an der Unterlippe.

„Wir sollten den Turm im Auge behalten", meinte Bob und klopfte von hinten auf Jeffreys Schulter. „Hey Jeff? Wo ist eigentlich Dante mit Vic?"
Jeffrey dreht sich um und zuckte mit denselben. „Ich habe Dante heute Morgen das letzte Mal vor dem Wohnwagen gesehen, als er auf Victor gewartet hat. Ich weiß nur, dass er zu der Wiederholung der zweiten Runde, eigentlich dabei sein wollte, aber ich habe ihn noch nicht gesehen."

„Was meinst du eigentlich, wer in die letzte Runde kommt?", versuchte Bob Jeff abzulenken.
„Naja, Ryan auf jeden Fall. Stella und Keith. Meine Wenigkeit, mit Glück", grinste er.
„Und Peter?", flüsterte Bob fast. Jeffrey sah zu seinem Freund, der gespannt mitfieberte, als Sarah grade eine sehr gute Runde beendet hatte.
„Vielleicht", gab er unbestimmt zu. „Wir werden sehen."

„Hey Peter, sei nicht enttäuscht, dass du nicht unter die ersten Fünf gekommen bist", tröstete Bob seinen Freund nach der Verkündung der Finalrunde.
Peter war natürlich etwas enttäuscht, doch ihm war auch klar, dass Keith und Sarah den Einzug ins Finale ebenso verdient hatten, wie Ryan und Stella. „Ist nicht so schlimm. Dann können wir wenigstens Jeffrey anfeuern!", meinte er und ließ sich von Bob umarmen.

„Ich bin trotzdem sehr, sehr stolz auf dich!", flüsterte Bob in Peters Halsbeuge, bevor er ihm genau dort einen sanften Kuss gab.
„Ich auch", gab Peter zu und drehte sich zu Bob um. Dann zog er seinen Freund an sich und küsste ihn.