32. Sonnentanz

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Der Beat der Musik tanzte in Peter Brust und ließ ihn die Aufregung der letzten Tage vergessen. Er vergaß den Schreck, als Bob angedeutet hatte, mit Jeff einen Dreier zu machen, vergaß das Gefühl der Hilflosigkeit, dass er gehabt hatte, als er seine Nummer für den Wettbewerb vergessen hatte, dachte nicht an seine Eifersucht gegenüber Nancy, als diese mit Bob geflirtet hatte, blendete das Gespräch mit Jeff über seine und Bobs Zukunft aus und die Frage, ob und wie sie sich outen würden.

Er ließ sich einfach vom Strom der Musik mitnehmen, ließ sich auf den Wellen der Bässe tragen, die sein Herz in Schwingungen versetzten, fühlte Bobs Hände an seinen Armen, als sie sich im Taumel der Menge immer wieder berührten. Roch seinen betörenden Duft, als er seinen Kopf von hinten auf Peters Schulter legte und seine Finger in seiner Hüfte vergrub. Gab sich dem Gefühl von Schwerelosigkeit hin, als am Horizont die Sonne ihre letzten Strahlen über den aufgeheizten Wüstenboden schickte und schließlich einer kühlen Brise Platz machte, die seine durchs Tanzen, von einem leichten Schweißfilm überzogene Haut, angenehm streifte.

Justus stand etwas abseits der Menge und beobachtete seine Freunde, die sich im Meer der Menge dem Fluss der Musik hingaben. Er entdeckte neben Bob und Peter, die ganz offensichtlich eine Einheit waren, auch Dante und Jeff, die zwar beieinander, aber nicht miteinander tanzten, wohl, um nicht aufzufallen und Nancy, die irgendwie allein und immer wieder mal mit allen tanzte.

Stella und Ryan hatten ihren ganz eigenen Beat gefunden, tänzelnden mal wie Verliebte umeinander, um dann wieder wie beste Freunde rumzublödeln und sich mit anderen Festivalbesuchern zu kurzweiligen Paaren zusammenzufinden.

Die Mitglieder der Band Hot Pistons tauchten ab und an in Justus Blickfeld auf, ebenso wie die junge Sängerin Hailey King, dessen melodischer und gleichzeitig rauchiger Stimme die Freunde am Nachmittag zugehört hatten und die Justus beim Abschlusssong „Broken Dreams" einen wohligen Schauer über den Rücken gejagt hatte.

„And when you hear the drums,
And they do not play your beat,
Can you still feel the moment,
When the time was on your side?
Summer Heat""

Justus dachte an die letzten Wochen zurück, die seine Welt, die er sich die letzten Jahre aufgebaut hatte, so ins Wanken gebracht hatten. Er hätte seine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er und seine Freunde, Peter und Bob, die drei Detektive, für immer auf Verbrecherjagd gehen würden. Dass ihre Sommer endlos waren. Dass sie für immer jung und für immer die Drei ??? bleiben würden.

Und dann hatte sich etwas verändert. Bob und Peter verbrachten nun noch mehr Zeit miteinander und Justus wusste, dass es normal war, wenn man sich gefunden hatte. Dass es richtig war, dass sie eine gemeinsame Zukunft aufbauten. Dass er noch immer eine wichtige Rolle in ihrem Leben einnahm. Und doch. Es war nicht mehr das Gleiche. Sie waren nicht mehr Justus, Peter und Bob. Sie waren jetzt Justus und Peter & Bob. Eine kleine Veränderung, scheinbar, doch für den ersten Detektiv war sie so viel mehr.

Sein Blick fiel auf seine Freunde, die sich eng umschlungen tief in die Augen sahen. Mit einem Stich im Herzen wand sich Justus von der Szenerie ab. Er wollte sie nicht beobachten, wollte nicht bewusst vorgeführt bekommen, dass er nun allein am Rand der Tanzfläche stand und nicht Teil dieser Gruppe war. Ja, sie hatten ihn dazu geholt, aber die Clique, die sich um seine Freunde gebildet hatte, schloss ihn nicht wirklich mit ein. Fast wünschte er sich, mit Skinny zu telefonieren und ihm für den Tipp zu danken und ihm von seinen Fortschritten mit Sam zu erzählen.

War das verrückt? Dachte er ernsthaft, ein Gespräch mit ihrem ehemaligen Erzfeind, könne die Stimmung, die bei ihm grade auf dem Nullpunkt war, aufheitern? Obwohl, wenn man es so betrachtete, was hatte er zu verlieren?

Justus drehte sich noch einmal um und sah Peter und Bob in einem tiefen Kuss versunken, tanzen. Die beiden würden ihn vorerst nicht vermissen. Durch die immer lichter werdende Menge bahnte sich der erste Detektiv seinen Weg zum Rand des Festivalgeländes und bis zum Skateparcours, der einsam und ein bisschen verloren, vor ihm lag. Er sah so aus, wie Justus sich fühlte und so ließ er sich etwas traurig auf der Tribüne nieder. Erst, als er seinen Blick über den Wettbewerbsparcours und das Festivalgelänge gleiten ließ, bemerkte er, dass er nicht allein war.

Eine junge Frau saß auf gleicher Höhe ebenfalls auf den Bänken und starrte, den Kopf auf den Händen abgestützt, auf das Skaterbecken. Justus überlegte, ob sie vielleicht auch Kummer hatte. Vielleicht eine unerwiderte Liebe? Oder ein Streit mit ihren Freunden?

Zu zweit ist Kummer doch immer besser zu ertragen, dachte Justus und fasste sich ein Herz. Mutig ging er zu dem blonden Mädchen hinüber, die erst aufsah, als er schon bei ihr war. Ihr Blick war voller Trauer und Angst.

„Hey", sprach Justus sie an. „Ich bin Justus und wir kennen uns nicht. Aber ich dachte, vielleicht brauchst du jemanden zum Reden... So wie ich?"

Erstaunt, aber dankbar sah das Mädchen den ersten Detektiv an. „Das wäre wirklich schön, Justus. Ich bin... ähm... Mandy."

Drei ??? (2) - Summer HeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt