Der Schein der Bühnen konnte nur bedingt die Dunkelheit der Wüste zurückhalten, die sich auch über den Skatepark und seine zwei Besucher gelegt hatte. Am fast schwarzen Nachhimmel funkelten die Sterne ohne die Lichtverschmutzung der Großstädte L.A. und Las Vegas so hell, dass Justus den Blick nur schwer davon abwenden konnte, als Mandy erneut sprach.„Du hast bestimmt Angst, davor, dass die beiden dich nun nicht mehr brauchen, jetzt, wo sie einander haben?", vermutete sie, nachdem Justus ihr den Grund genannt hatte, warum er sie angesprochen hatte.
„Ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Bedenken, wir könnten keine Freunde mehr sein, im Grunde genommen völlig unbegründet ist", erklärte Justus. „Und doch fühle ich ein gewisses Unbehagen, wenn ich mit ihnen beiden zusammen bin. So, als wäre ich das sprichwörtliche Dritte Rad am Wagen."
„In Deutschland macht es steuerlich übrigens gar keinen Unterschied, ob du ein Zweirad oder Dreirad versteuerst. Nur vier Räder sind wieder teurer...", nuschelte Mandy vor sich hin. Justus sah sie erstaunt an. Als sie es merkte, wurde sie rot und hob schuldbewusst die Schultern hoch. „Tut mir leid, das hilft dir nicht weiter, oder? Ich sage manchmal komische Sachen", entschuldigte sie sich.
Aber Justus lächelte nur. „Interessanterweise verfügt das weltweit erste Auto mit Verbrennungsmotor über lediglich drei Räder. Es handelt sich dabei natürlich um dem Patent-Motorwagen, der 1885 von Karl Benz erbaut wurde", kam es Justus in den Sinn, der über dieses Thema einmal einen Artikel gelesen hatte.
„Genau" strahlte Mandy. „Das Auto hat nur deshalb 4 Räder bekommen, um den Menschen, die nun mal 4 Räder von den Pferdewagen gewohnt waren, die gleiche Sicherheit zu vermitteln, wie die des bekannten Fortbewegungsmittels!"
„Menschen tendieren nun mal dazu, sich mit den Dingen wohler zu fühlen, die sie kennen", sinnierte Justus. „Und ich fühle mich nun mal wohl mit Peter und Kelly und Bob und seinen Affären. Das mit den beiden ist neu für mich. Aber das muss ja nicht gleich bedeuten, dass es nicht funktionieren kann, oder?", fragte er in die Stille.
„Ich glaube, du hast dir die Frage grade selbst beantwortet, Justus", lächelte Mandy.
Justus sah das blonde Mädchen an, das schüchtern lächelnd mit ihren blonden Locken spielte. „Wie sieht es bei dir aus?", fragte er behutsam und sah ihr direkt in die Augen, dessen Farbe er bei der Dunkelheit nicht ausmachen konnte.
„Was meinst du?", fragte sie vorsichtig. Anscheinend war sie sich noch nicht sicher, ob sie Justus ihre Sorgen anvertrauen wollte.„Du bist doch nicht ohne Grund hier? Allein? Ohne Freunde oder Freund?", hakte Justus nach und war sich gleichzeitig nicht sicher, ob er eine Grenze überschritten hatte. Auch wenn er durch die Zeit mit Jelena ein besseres Gefühl für seine empathische Seite bekommen hatte, war er sich nicht immer sicher, wie sein Gegenüber seine direkten Fragen aufnahm. Doch Mandy schien direkt froh darüber, dass er nicht lockerließ.
„Naja, bei mir ist es ganz ähnlich", gab sie zu und ballte die Hände im Schoß zu Fäusten. „Mein Freund hat kaum noch Zeit für mich. Sein Hobby und seine Freundin, die das gleiche Hobby ausübt, scheinen ihm wichtiger zu sein als ich. Obwohl ich doch alles getan habe, um ihn zu unterstützen. Ich bin zu jedem verdammten Wettbewerb gefahren, habe ihn angefeuert und unterstützt. Und dann steht er oben auf dem Siegertreppchen und wem fällt er zuerst um den Hals?", fragte Mandy nun mit Wut in der Stimme. Justus ahnte, was die Antwort sein würde.
„Genau, dieser Bitch! Und als ich ihn darauf anspreche, sagt er nur, sie sei eine Freundin und ich solle nicht so eifersüchtig sein. Aber was würdest du tun, wenn die Person, die du liebst, dich nicht mehr beachtet, du ihr egal bist und sie dich schließlich wie Dreck behandelt?", fragte sie und Tränen liefen ihr über die Wangen. Justus hatte Mitleid mit dem Mädchen und griff wie selbstverständlich nach ihrer Hand. Anscheinend steckte auch sie in einer Art von Dreiecks-Beziehung und wusste nicht, wie sie damit zurechtkommen sollte.
„Liebst du ihn noch?", fragte Justus nach. Sie nickte. „Ich würde alles für ihn tun!"
„Und er? Würde er das Gleiche für dich tun?", fragte Justus.
„Wie meinst du das?", fragte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Ist er es wert, dass du dir so viele Gedanken um ihn machst, wenn er grade nicht mal hier ist, um deine Hand zu halten?"Mandy starrte Justus an, als hätte er ihr grade eine Offenbarung geschenkt. Ehe sich Justus versah, war sie ihm auch schon um den Hals gefallen und hatte ihre Lippen auf seine gepresst. Völlig überfordert und unfähig, sich zu bewegen, fühlte Justus die Lippen des Mädchens auf seinen und wich unwillkürlich zurück. Sie ließ von ihm ab und rückte ein Stück von ihm fort.
„Es tut mir leid, ich...", begann sie, doch ließ den Satz unvollendet.
„Hey, Mandy", begann Justus, der das Mädchen auf keinen Fall verletzen wollte. „Ich nehme das als Kompliment, aber ich bin nicht der Richtige für dich. Ich... ich weiß selbst grade nicht, was ich eigentlich will", gab er zu.
„Ich... Ja, ich auch nicht... Ich muss jetzt gehen", stammelte das Mädchen und stand auf. „Danke fürs Zuhören", rang sie sich ein Lächeln ab und ließ Justus allein auf der Tribüne zurück.Justus war verwirrt. War er jetzt schlauer als vorher? War das ein gutes Gespräch, oder hatte es ihn nur noch mehr verwirrt? Hilfesuchend sah er zu den Sternen auf, die friedlich am beinahe schwarzen Himmel leuchteten.
„Von hohen Himmelsfernen
auf einem blauen Band,
im Glanz von tausend Sternen
Kam stilles Glück ins Land
und hat im Dunkeln ein Lichtlein angesteckt,
hat Sorgen, Gram und Schmerzen
ganz leise zugedeckt."Justus lächelte. Dieses Gedicht des Österreichers Richard von Schaukel hatte er einmal in einem von Tante Mathildas Schundromanen gelesen, die immer im Badezimmer rum lagen, und die er sich aus purer Langeweile manchmal zu Gemüte führte.
Wahrscheinlich war es so, wie Jelena gesagt hatte. Die erste Verliebtheit würde vorbei gehen und dann würden sie weiter die Drei Fragezeichen sein. Auch wenn zwei von ihnen sich jetzt ansahen.
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Drei ??? (2) - Summer Heat
Fanfiction|DREI ???| Peter und Bob sind frisch verliebt und brennen darauf, ein aufregendes Wochenende in der Wüste zu verbringen. Das Festival "Summer Heat" lockt mit mitreißenden Bandauftritten für Bob und einem aufregenden Skatewettbewerb für Peter. Gemein...