16. Tacheles

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„Das war gut" sagte Peter, als er sich die Hose wieder an und den Reißverschluss zu zog.

„Ich habe mir ja auch viel Mühe gegeben" grinste Bob, der aufgestanden war und zufrieden grinste.

„Du bist der Beste, Bob" lächelte Peter und küsste Seinen Freund. „Kelly wollte das nie für mich tun" sagte er unbedarft.

Bob schüttelte sich. „Kopfkino" sagte er nur.

Peter rollte mit den Augen. Dann fiel ihm etwas ein. „Sag mal, liegt es daran, dass Kelly ein Mädchen ist oder liegt es nur an Kelly, dass du dir das anscheinend nicht mal vorstellen willst?"

Bob schien darüber nachzudenken. „Warum fragts du das?" wollte er wissen, bevor er eine Antwort gab.

„Na ja, mit Nancy scheinst du dieses Problem nicht zu haben" provozierte Peter.

„Was meinst du?" fragte Bob unschuldig.

„Glaubst du ernsthaft, dass ich nicht sehe, wie ihr euch gegenseitig anlächelt? Ich weiß ja nicht, was an dem Tag der Pizzalieferung zwischen euch gelaufen ist, aber du kannst mir nicht erzählen, dass da nichts war" sagte Peter mit verschränkten Armen.

Bob seufzte. Er wollte nicht, dass Peter dachte, es wäre was gelaufen zwischen ihm und Nancy. „Ich mag Nancy" sagte er deshalb wahrheitsgemäß. „Sie ist cool und ich flirte ein bisschen mit ihr, weil es uns beiden Spaß macht. Aber mehr ist da nicht und ich möchte natürlich nicht, dass du dich dabei unwohl fühlst."

Peter ließ die Arme sinken und griff nach Bobs Hand. „Und du hattest nichts mit ihr?" fragte er leise, so als habe er Angst vor der Antwort.

„Nein" sagte Bob und sah Peter dabei tief in die Augen.

„Und du willst auch nichts von ihr?" fragte Peter weiter. Bob zog die Luft ein. Dieses Gespräch war nichts, auf das er grade Lust hatte.

„Peter" sagte er darum nur beschwichtigend. Aber Peter ließ sich nicht abblocken. „Wenn du irgendein Bedürfnis gegenüber dieser Frau hast, dann lass uns lieber jetzt darüber reden, Bob."

Bob sah sich um. Sie standen immer noch im Waschraum der Duschen. Eigentlich wollte er an diesem Ort nicht über so ein Thema mit Peter reden. „Okay, aber nicht hier" lenkte er ein. „Lass uns nach draußen gehen."

-

Draußen war es sofort viel wärmer als in den kühlen Räumen des Waschhauses. Bob blinzelte gegen die Sonne. Sie gingen ein Stück und ließen sich dann vor dem Wohnwagen der Hot Pistons in die bequemen Sitzsäcke fallen. Die Musik wehte zu ihnen herüber und Bob erkannte, dass die Band fast das Ende ihrer Vorstellung erreicht hatte.

„Also?" fragte Peter und sah Bob fragend an. Bob holte tief Luft.

„Aber du darfst nicht lachen oder mich für creepy halten" sagte er vorweg.

„Kann ich nicht versprechen" grinste Peter.

Bob seufzte. Peter war, was Sex betraf, bisher sehr zufrieden mit dem, was man wohl als Standard bezeichnen konnte. Nicht, dass es Bob nicht auch Spaß machen würde, aber Bob konnte sich halt auch noch andere Dinge vorstellen, die Peter vielleicht als versaut oder kinky bezeichnen würde. Eines davon hatte indirekt mit Nancy zu tun.

„Okay, Peter, du erinnerst dich an den Tag vor der Abfahrt, als Jeffrey und ich uns den Scherz für dich ausgedacht haben?" fragte er und spürte, wie sein Herz vor Aufregung zu pochen begann. Er hatte ein wenig Angst vor Peters Reaktion.

„Ja, du meinst, als ihr mich zu einem Dreier verführen wolltet?" fragte Peter provokativ und musste sofort an die Szene im Waschraum denken. Vielleicht war das gar kein Zufall gewesen?

„Ich habe Jeff gebeten da mitzumachen, weil ich deine Reaktion darauf sehen wollte. Ich wollte wissen, ob das für dich eher abschreckend oder erregend wirkt" gab er zu.

„Und wieso hast du dann so erschrocken ausgesehen, als ich vorgeschlagen habe, dass Jeff bei dir übernachten soll?" hakte Peter nach, der noch einmal Bobs Gesicht vor Augen hatte.

„Ich wollte ja nicht mit dir und Jeffrey einen Dreier haben. Jeff ist dein Freund. Ich vermute, du würdest ihn nicht gerne dabeihaben wollen, oder?" meinte Bob. Peter errötete. Bob bemerkte das sofort. „Oder etwa doch" fragte er fast entsetzt. Hatte Peter vielleicht heimliche Gefühle für Jeff?

„Ich muss dir was sagen" beichtete Peter. Bob sah Peter interessiert und auch ein wenig nervös an. Als er nichts sagte, begann Peter zu erzählen.

„Eben, in der Dusche, da waren wir nicht allein" sagte er und Bob schluckte. „Was meinst du damit" brachte er nur schwer hervor.

„Ich habe Jeff im Spiegel gesehen. Er sah mindestens genauso erschrocken aus, wie ich. Aber keine Angst, er konnte nur meinen Oberkörper sehen. Er ist dann auch gleich darauf wieder raus gegangen" versuchte Peter die Story kurz zu halten.

„Wie lange war er da?" fragte Bob fast flüsternd.

„Höchstens zwei Minuten, denke ich" meinte Peter.

„Zwei Minuten?" echote Bob. „Das ist nicht kurz! Wie viel hat er mitbekommen?"

„Zum Finale war er wieder draußen" sagte Peter und musste grinsen. Nun grinste auch Bob erleichtert.

„Heißt das, es hat dir gefallen?" lächelte er und beugte sich näher zu Peter herüber.

Peter biss sich auf die Unterlippe. Bob brauchte keine Antwort zu hören, Peters Reaktion sagte ihm alles, was er wissen musste. Er stand auf und setzte sich zu Peter auf den Schoß. Der Kuss zwischen ihnen war voller Erleichterung und gleichzeitig so voller Verlangen, dass Bob für einen kurzen Moment vergaß, dass sie hier wie auf dem Präsentierteller saßen. 

„Aha, hier seid ihr also die ganze Zeit!" Bob löste sich von Peter und sah Nancy, die etwas enttäuscht zu ihnen herübersah. „Du sagtest: Kurz!" erinnerte sie ihn.

„Peter sagte kurz, ich habe das nur so weitergegeben" verteidigte sich Bob.

„Moment" meinte Peter. „Ich habe nie 'kurz' gesagt. Ich würde immer lang sagen" korrigierte er.

Nancy grinste breit. „War es wenigstens gut?" fragte sie und ließ sich in einen der Sessel sinken.

Peter grinste breit. „Willst du die Details oder die jugendfreie Version?" fragte er.

Bob und Nancy sahen Peter an. Anscheinend hatte er sich vorgenommen, nun auch mit Nancy zu flirten, wenn Bob es auch tat.

„Details?" grinste sie. Doch bevor Peter darauf etwas erwidern konnte, kam auch schon die Band von der Bühne her. Bob sprang schnell von Peters Schoss auf und hoffte, dass es niemand gesehen hatte.

Stuart war als erster bei den dreien. „Bob, du musst uns noch mal mit dem Equipment helfen" sagte er und sein Blick blieb auf Nancy hängen. „Hat es dir gefallen?" fragte er lasziv und musterte sie in ihrer kurzen Hose, die ihre Beine betonte.

„Sehr" antwortete sie mit einem Augenaufschlag.

„Bob, lass uns mal allein" grinste Stuart.

Bobs Blick wanderte zu Nancy. Ihren Blick konnte Bob inzwischen ganz gut deuten. „Sorry Stuart, Nancy hilft uns beim Abbauen und dann wollen wir was essen gehen" blockte er ab.

„Na gut, viel Spaß" sagte Stuart enttäuscht und Nancy hauchte ein leises „Danke" in Bobs Richtung.

Drei ??? (2) - Summer HeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt