24. Nancy Drew

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Nancy war zurück zum Skater Zelt gegangen, wo sie früh am Morgen schon ein paar Vorbereitungen getroffen hatte. Von Dante hatte sie sich ein Aufnahmegerät ausgeliehen, von denen im Technikraum Dutzende herumstanden. Eines davon stand nun eingeschaltet und außer Sichtweite oben auf den Spinden, vor denen sich Sam und sein Kumpel gestern längere Zeit aufgehalten hatten. Vielleicht würde die Aufnahme ja interessantes Material liefern.

Des Weiteren hatte sie Sarah gebeten, für sie die Augen und Ohren offen zu halten. Sie hatte ihr erzählt, Sam würde sie belästigen und dass sie Angst hatte, dass er etwas plante. Sarah war nur allzu bereit gewesen, zu helfen und hatte inzwischen sogar in Erfahrung gebracht, wo sein Zelt stand. Vielleicht würde diese Information später noch wichtig sein.

Nancy hatte sich auf das Folgende gut vorbereitet. Nachdem Peter und Bob gestern Nacht beide ziemlich schnell eingeschlafen waren, hatte sie sich angezogen und das Zelt wieder verlassen. Sie war viel zu aufgekratzt gewesen, um zu schlafen. Vor allem aber wollte sie nicht am nächsten Morgen zwischen den beiden aufwachen. Das wäre doch ein wenig seltsam gewesen.

Sie hatte sich also in ihren winzigen Wohnwagen zurückgezogen, den Dante ihr gestellt hatte, und einen Plan erarbeitet. Den musste sie jetzt nur noch in die Tat umsetzen.

„Hi, Keith!", begrüßte sie den ersten Jungen, der ihr ab diesem Morgen über den Weg lief. „Kann ich ein kurzes Interview für die Festival Zeitung mit dir führen? Wir hatten gestern noch nicht Gelegenheit!", strahlte sie ihn an.

Keith war ein schmaler Junge und auch nicht besonders groß. Er trug ein viel zu weites Shirt der Marke TITUS und abgenutzte Turnschuhe. Seine braunen Haare standen weit von seinem Kopf ab.
Er schien sich nicht allzu viel aus seinem Äußeren zu machen, aber Nancy war gestern nach seinem Lauf sein Board aufgefallen. Es war Top in Schuss, sah ziemlich teuer aus und war auf Hochglanz poliert. Sie vermutete, dass er sein Geld lieber in sein Equipment steckte als in seine Klamotten.

„Bist du diese Nancy?", fragte er als er sie ansah.

„Eben diese", lächelte Nancy freundlich und bat Keith zu sich an den Tisch, wo ihr Notizblock lag.
„Du bist bestimmt stolz, dass du in die zweite Runde gekommen bist?", fragte sie als Einstieg. Es war immer von Vorteil mit etwas Positiven zu starten.

„Naja, ich hatte damit gerechnet", antworte Keith ohne viel Emotionen.

„Ich vermute, du hättest Chancen auf einen Sieg. Wem erzählst du es zuerst und warum?", fragte Nancy und machte sich nebenbei Notizen.

„Meiner Mutter, damit sie mich wieder abholt", antwortete der Junge.

Nancy versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber sie empfand diese Unterhaltung als anstrengend. Sie glaube nicht, dass Keith etwas mit der Sache, für die sie ermittelte, zu tun hatte und wollte nur noch eine Sache wissen.

„Ein blondes Mädchen hat vorhin vor dem Zelt nach dir gefragt. Ist das deine Freundin?", bluffte sie.

„Hä? Ich kenne gar kein blondes Mädchen. Und eine Freundin habe ich auch nicht", antworte er verwirrt. Nancy glaubte ihm. Innerlich hakte sie ihn von der Liste ihrer Verdächtigen ab.
Sie bedankte sie bei Keith und schnappte sich den nächsten Kandidaten.

Nach und nach interviewte sie die Anwesenden. Dabei ließ sie sich je nach Person einen anderen Grund einfallen, nach einer blonden Frau zu fragen.
„Mit wem bist du hier?"
„Hast du nicht gestern mit einem blonden Mädchen getanzt?"
„Deine Freundin mag auch die Hot Pistons? Hat sie zufällig blonde Haare?"

Nach einer knappen Stunde war Nancys Block mit Notizen vollgeschrieben, aber eine heiße Spur hatte sie noch nicht. Sie schielte zu dem Spind hinüber, aber Sam und Victor, dessen Namen sie bei ihren Befragungen ebenfalls herausgefunden hatte, waren noch nicht da. Ihr Magen knurrte leise. Das Frühstück war schon eine Weile her. Nancy beschloss heute früh Mittag zu essen und dann kurz vor dem Start das Tonband abzuhören.

Als sie das Zelt verließ, vibrierte ihr Handy.

Hi Nancy,
Justus hat sich gemeldet.
Er ist in zwanzig Minuten am Eingang.
Ich bringe nur kurz Hailey zur Band zurück und dann könnten wir uns am Eingang treffen.
Passt das?
Liebe Grüße, Bob

Nancys Herz tat automatisch einen Sprung, als sie Bobs Nachricht las. Die letzte Stunde hatte sie einigermaßen von der letzten Nacht abgelenkt, aber nun war sie wieder da.

Der Kuss, den Bob ihr gegeben hatte. Seine Hände an ihrem Hintern. Seine Erregung, die sie deutlich beim Tanzen gespürt hatte. Und doch war es am Ende Peter gewesen, der mit ihr geschlafen hatte. Nicht, dass sie sich darüber beschweren wollte. Peter war heiß und hatte seine Sache gut gemacht. Aber ein Teil von ihr, hätte lieber Bob auf ihr gehabt. Ein Teil von ihr war ein wenig in den für Recherchen verantwortlichen Detektiv verliebt.

Nancy tippte eine Antwort:

Hi Bob,
Das passt gut.
Ich hole mir schnell eine Kleinigkeit zu essen und treffe dich dann am Eingang.
Soll ich dir was mitbringen?
Bis gleich, Nancy

Hi Nancy,
Danke, ich brauche nichts.
Habe Peter versprochen, dass wir mit Justus zusammen essen.
Hast du die Sachen von Dante abgeholt?

Hi Bob,
Ja. Habe die Karte und das VIP Ticket heute Morgen bekommen.
Bringe ich mit.

Du bist die Beste 😘

Nancy Herz wurde kurz schwer.

Ja, ich weiß 😅

Nachdem sich Nancy etwas zu Essen geholt hatte, war sie Richtung Haupteingang aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin hatte sie einen kleinen Umweg gemacht, um an Sams Zelt vorbeizuschlendern. Es stand ziemlich weit außerhalb, am Rand der Senke und war leicht zu finden, da ihr Sarah Farbe und Aussehen beschrieben hatte. Und da es quietschgrün war, war es unmöglich zu verwechseln.

Sie wollte sich grade umsehen, als plötzlich Sam aus dem Zelt kam. Nancy erschrak, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass er noch hier sein würde. Es war schon spät und sie war davon ausgegangen, dass er sich längst irgendwo anders auf dem Festivalgelände aufhielt. Sie versuchte schnell weiterzugehen, doch er hatte sie entdeckt.

„Hey, Nancy", rief er ihr nach. Nancy blieb stehen. Ihr Herz pumpte so schnell, dass sie sicher war, dass ihr Körper sie vor der anstehenden Gefahr warnen wollte. Der Typ war ihr von Anfang an unsympathisch gewesen und sie hatte auch ein wenig Angst vor ihm. Doch wenn sie jetzt weglief, würde sie sich verraten. 'Flucht oder Kampf?', ging es ihr durch den Kopf. Sie entschied sich für letzteres.

„Sam", flötete sie gespielt erstaunt, nachdem sie sich umgedreht hatte. Er stand direkt vor ihr und war ihr sehr nah. Viel zu nah.

„Nancy, Nancy", lächelte er. „Warst du etwa grade auf dem Weg zu mir?" Er ließ seinen Blick ungeniert über ihren Körper wandern.

„Nein", antwortete sie, doch ihre Stimme klang schwach und unaufrichtig. Sie versuchte den nächsten Satz voller Überzeugung zu sagen. „Ich war auf dem Weg zum Eingang und kam hier zufällig vorbei."

„Zufällig, hmm?", stellte Sam infrage. „Zufällig habe ich ein ziemlich geräumiges Zelt, dass ich dir gerne mal zeigen würde", meinte er und zog einen Mundwinkel zu einem Lächeln hoch. Nancy wurde schlecht. Allein die Vorstellung, mit Sam in sein Zelt zu verschwinden, fand sie abstoßend.

„Ich habe kein Interesse", sagte sie schnell. Sam schien das nicht zu gefallen.

„Wieso nicht? Du bist gestern auch mit den beiden Schwuchteln mitgegangen!", meinte er provozierend.

„Wage es nicht, sie noch einmal so zu nennen!", gab Nancy wütend zurück.

Sam grinste schmierig. „Was haben sie mit dir gemacht, hmm? Hast du ihnen dabei zugesehen? Oder haben sie durch dich endlich rausgefunden, wie man es richtig macht?" Sam trat einen Schritt auf Nancy zu und sie wich instinktiv zurück.

„Was ist los? Ich will mich doch nur mit dir unterhalten", meinte er, doch Nancy bekam es langsam mit der Angst zu tun. Und es war ihr inzwischen egal, was Sam dachte, wenn sie einfach ging.

„Ich muss los, bin verabredet", meinte sie noch und drehte sich dann um. Sie lief, bis sie am Eingang angekommen war. Nach ein paar Metern hatte sie sich noch einmal umgedreht, aber Sam war ihr nicht gefolgt. Trotzdem hielt sie erst an, als sie Bob neben einem gelben Käfer entdeckte.

Drei ??? (2) - Summer HeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt