Feigling und Angsthase

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Am nächsten Morgen sitzt Antoinette auf einem riesigen Bett und starrt Mey-Rin mit einer Mischung aus purem Morgenhass und Verwirrung an. Sie hatte sie aufgeweckt nachdem sie die Vorhänge aufgezogen hatte und Toni kann nicht weiterschlafen wenn es so extrem hell ist. Gestern ist es mit der Besprechung des Plans noch sehr spät geworden, weswegen sie das Gefühl hat kaum geschlafen zu haben. Und die Verwirrung ist noch anwesend, da in ihrem Kopf noch nicht ganz angekommen ist dass sie eigentlich wieder in der anderen Welt ist. „Guten Morgen, Miss Ziegler. Der junge Herr hat Euch Kleidung zur Verfügung gestellt und mich gebeten Eure Kleidung zu waschen. Euer Hab und Gut liegt auf dem Stuhl." Er hat was? Und sie soll was? Und... eh? Nur langsam sickern die Worte in ihren Kopf und stirnrunzelnd steht sie auf. Das Nachthemd streicht ihr um die Knöchel und gähnend geht sie zu dem Ort, an dem sie sich umziehen soll. Stumm blickt sie runter, dann zu Mey-Rin, dann wieder runter. „Dumme Frage...", murmelt sie und sieht sie dann wieder stirnrunzelnd an. „Wie soll ich darin laufen können ohne dass ich auf die Schnauze fliege wie ein Kleinkind das gerade das Laufen lernt?" Ein sehr konservativ geschnittenes Kleid liegt dort ausgebreitet, mit vielen, SEHR vielen anderen Accessoires, die sie nicht ansatzweise einordnen könnte. Noch ein Rock? Und... noch einer? Wie viele Unterröcke gibt es da bitte? Mey-Rin neigt leicht lächelnd den Kopf. „Der junge Herr hatte vorhergesehen dass Ihr Euch nicht so wohl fühlen könnten, wollte es aber erst einmal probieren. Falls Euch diese Sache hier mehr zusagt?" 

Mit diesen Worten führt sie die Frau hinter die Stofftrennwand und deutet auf Hose und Hemd. „Das ist um einiges einfacher für alle von uns. Find ich gut. Find ich sehr gut! Aber- uhm... habt ihr was für die hier?" Dabei deutet sie sich auf die Brüste und Mey-Rin legt sich nachdenklich eine Hand an das Kinn, bevor die Brillengläser im Schein der Morgensonne aufblitzen und sie nickt. „Wie wäre es mit der Kombination? Es tut mir leid, Euer... Gestell habe ich ebenfalls gewaschen. Auch wenn es sehr empfindlich ist." Wehe es ist kaputt gegangen, das war ihr Lieblings-BH! Aber sie wollte ihr nur etwas Gutes tun. Dennoch sieht sie zu dem Korsett mit dem leichten Vorbau für die Brüste in der Hand der Maid und dann zu dem Leinenhemd. „Huh... könnte sogar nicht einmal schlecht aussehen. Aber... ist das Ding auch für meine Größe?" Mey-Rin grinst schon fast hämisch, zumindest kommt Antoinette das so vor. „Das werden wir sehen!" Ein leises Schlucken der Braunhaarigen ist zu hören, bevor es dann wohl ans umziehen geht und das macht sie auch allein! Wobei sie schlussendlich hinter der Trennwand hervorkommt und nickt. „Passt. Jetzt nur noch das Ding da!" Mey-Rin legt den Kopf schief. „Das gehört UNTER das Hemd, Miss Ziegler!" Toni sieht auf das Gestell und dann wieder in ihre Augen. Sie wird das Ding nicht an ihre Haut lassen, ganz sicherlich nicht. „Wir machen es drüber, dann kann man es auch einfacher lösen oder so. Aufknüpfen? Aufmachen? Wie auch immer man das jetzt genau nennt." Mey-Rin neigt leicht den Kopf. Auch wenn Miss Ziegler mit ihrem Selbstbewusstsein einiges überspielen kann, so kann sie ihre Unwissenheit über diese Dimension dann doch teilweise nicht ganz verstecken und das ist durchaus hin und wieder sogar niedlich. 

Ciel genießt die wahrscheinlich letzten ruhigen Minuten an diesem Tag und trinkt seinen Tee. Er muss nichts essen und nichts trinken! Aber so manche Rituale sind einfach so eingebrannt und beruhigend, dass er sie nicht einfach so aufgeben möchte. Unter anderem den Nachmittagstee mit dem Kuchen oder den Tee in der Früh. Und er solle mit den letzten ruhigen Minuten falsch liegen, denn kaum hat er den ersten Schluck getrunken, öffnet sich die Tür und Mey-Rin kommt hinein. Gefolgt von der braunhaarigen Frau, die nicht so unauffällig aussieht wie er dachte. Er hätte ihr nicht die Möglichkeit geben sollen zu wählen. Über dem beigen Leinenhemd, dessen Ärmel sie hochgerollt hatte, ist das Korsett und lässt sie um einiges weiblicher aussehen als es sollte. Die braune Hose passt für seinen Geschmack fast zu gut und die ebenfalls braunen Schuhe klackern leicht auf dem Boden. Die braunen Haare sind mit einer Klammer am Hinterkopf befestigt, damit sie nicht ins Gesicht fallen und die Sicht behindern. „Morgen...", brummt sie entgeistert und setzt sich dorthin, wo Mey-Rin ihr den Stuhl schon herausgezogen hat. Überrascht zuckt sie zusammen als sie plötzlich den Stuhl in den Kniekehlen hat, setzt sich aber hin. Wenn einem nie der Stuhl zurechtgerückt wird, dann weiß man eben nicht wie sich das richtig anfühlen soll. „Ein wenig mürrisch, kein Morgenmensch?" Entgeistert starrt Toni ihn an und Ciel muss doch glatt ein wenig schmunzeln. Ist doch schön wenn sie einmal schlechte Laune hat. „Was, soll ich dir Undertaker vorbei schicken damit du bessere Laune hast?" Ihr Blick bleibt unverändert. „Also ich wäre vorsichtig mit was-" Sie unterbricht sich selbst und reibt sich die Schläfe. „Warum sind die Uhren eigentlich so laut?" Das Ticken stört sie schon seit dem sie hier rein ist.

Dimensional ConflictWo Geschichten leben. Entdecke jetzt