Alles gesehen

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Als wäre sie ein kleines Tier, hebt er den Menschen vorsichtig auf und betrachtet sie. Eine Frau, mutig genug um in den Nebel zu gehen. Er hatte sie das letzte Mal schon gesehen, aber da war dieser kleiner Teufel mit dabei und hat sie rausgeholt bevor er sie sich näher ansehen konnte. Sie ist verletzt, viele kleine Schnitte an Händen oder im Gesicht, doch die scheinen nicht mehr aktiv zu bluten. Nur dort, wo seine Schergen sie am Rücken getroffen hat, spürt er das warme Blut an seinen Fingern, während er sie in seinen Händen hält die er wie eine Schale geformt hat. Sie hat panische Angst, kann man das einem Menschen aber verdenken? „Ein Kind, ich kann es immer noch nicht fassen.", brummt er entgeistert und beobachtet die menschliche Frau, wie sie vorsichtig erst eines ihrer Augen öffnet, dann ein zweites. Und dann wird ihr Blick ungläubig, als wäre es ein Unding dass er sie am Leben gelassen hatte. Sie sieht links und rechts von sich und bemerkt auch schnell wo sie sich befindet, wobei sie den Schädel noch einmal an sich presst als würde ihr Leben davon abhängen. Leicht legt er den Kopf schief und mustert sie, ehe er schnaubt. „An deiner Stelle würde ich den Schädel loslassen. Je länger du ihn hältst, kleiner Mensch, desto mehr deiner geistigen Gesundheit wird absorbiert." Ihre Augen werden groß und ohne zu zögern schmeißt sie ihn mit ihrer vollen Kraft in den sie umgebenden Nebel. Schon fast vorsichtig schiebt er sie in die eine Hand, während er mit der Kralle seines rechten Zeigefingers ganz langsam gegen ihre Nase drückt. „Schlaues Menschlein." 

Dann lässt er die Hand wieder sinken und mustert sie, so ein kleines, unschuldiges Ding kann er nicht mit seinen Plänen betrauen. Nicht, wenn es gegen Erzengel geht. Antoinette traut sich nicht wirklich sich zu bewegen, ist viel zu perplex aufgrund des Faktes dass sie gerade von dem Wesen gebooped wurde. Mit so einer riesigen Kralle so präzise umzugehen bedarf einiges an Können! „Wie hast du meinen Ruf vernommen, Mensch?" Das würde ihn schon interessieren, er dachte nur starke Wesen würden diese Anziehung vernehmen und sich würdig erweisen ihm zu helfen. Er braucht keine kleinen, schwachen Menschen. Auch wenn sie aus anderen Dimensionen kommen, er kann das riechen. Die braunhaarige Frau schluckt leicht und sieht sich noch einmal unsicher um, sie kommt doch so oder so nicht hier raus, stimmts? „Ich- Uhm... Da waren Stimmen. Viele Stimmen! Und... Und ich hatte das Gefühl hier raus zu müssen. Und dann war der Nebel da! Und- Und dann... bin ich rein und irgendwie wurden meine Füße übernommen? I-Ich weiß, dass macht keinen Sinn! Aber-" „So ist das also.", unterbricht er sie und legt sich nachdenklich eine Hand an seinen Schädel. Auch wenn sich dort nichts bewegt, hört sie seine Stimme dennoch mit den Ohren und nicht in ihrem Kopf. DEN Unterschied kann sie noch machen. „Was ist... wie." Mit einem skeptischen Blick sieht sie zu dem Wesen hoch und auch wenn sie Angst hat- Ihre Neugierde überwiegt da ein kleines bisschen. Die Schmerzen erinnern sie daran, dass sie- sollte sie das alles hier überleben- wohl einiges zum desinfizieren hat. Da freut sie sich ja so doll drauf. „Wieso bist du hier, bist du durch ein Dimensionsloch gefallen?" Irgendwie hat sie das Gefühl, dass wenn sie lügt, das alles ganz schnell ein Ende hat. Und diese Welt dann auch. „Ich... uhm... nicht ganz. Ich wurde... geholt um bei etwas zu helfen." 

Das Wesen legt den Kopf schief, die roten Punkte in den Augenhöhlen flammen auf. „Oh? Und wegen was sollte man extra eine Person aus einer anderen Welt holen? Und dann noch einen normalen Menschen?" Und was soll sie jetzt sagen? Das Ding sieht aus als wäre es aus der Hölle gekrochen und Asrael meinte, dass das ein Teil des jüngsten Gerichts wäre. Wenn sie also hier die Wahrheit sagt, dann ist sie auf jeden Fall am Arsch. Dann ist jeder am Arsch. Antoinette schluckt und blickt zum Schädel hoch. „Um Fehler auszumerzen die gemacht wurden. Wieso bist du hier?" „Um einen Fehler zu verhindern der gemacht werden soll." Ein kurzes, amüsiertes Schnauben und sie lehnt sich zurück an einen der Finger. „Ach was... sag mir bloß du willst das jüngste Gericht und die Folgen aufhalten." Der Schädel kommt ihr dann doch ein wenig zu nahe und sie drückt sich an den Finger ran. „Es kommt mir vor als wissest du zu viel, Mensch." Toni würde von der Hand kippen, wenn sie nahe am Rand sitzen würde. Ihre Augen sind weit aufgerissen, ihr Mund ebenfalls weit offen. „Ist- Ist das dein Ernst?!" Das Wesen schnaubt, was ihr wiederum einen Luftstoß voller Verwesung entgegenbringt. Erst einmal muss sie versuchen nicht zu kotzen und ringt nach Luft, bevor sie Übelkeit zu einem annehmbaren Level hinabsinkt. „Wie ich sehe bist du auch einer von diesen Menschen, die sich mit einem Erzengel verbunden haben um das jüngste Gericht aufzuhalten." Antoinette versucht aufzustehen, ist aber so ein wenig schwierig und sie fällt einfach nur wieder auf ihren Hintern. Adrenalin schießt ihr durch die Adern, so viele Worte sind in ihrem Kopf, sodass sie kaum eines aussprechen kann. „Aber ohne deinen Erzengel bist du nichts."

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