Boom, Bitch

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Eine Explosion erhellt den Himmel Londons für ein paar Sekunden, bevor die Kirchturmglocken anfangen zu läuten. Die Überreste dieses Signals haben noch nicht einmal den Boden erreicht, da bringen andere Explosionen die gesamte Stadt in Aufruhr. Straßenecken werden hochgejagt, Lagerräume explodieren mitsamt dem Inhalt, Schreie und Rufe werden laut und viele laufen auf die Straßen um zu sehen was passiert ist. Feuer breiten sich an den dafür vorgesehenen Orten aus und Toni zieht die Kapuze noch weiter in das Gesicht, betrachtet das Geschehen von hier oben. Unter ihr breitet sich langsam aber sicher ein gewisser Nebel aus, gelblich, unheimlich. Im Schein der Straßenlaternen oder der Feuer kann man die schwarzen Schatten der Dämonen durch die Nebel flitzen sehen. Die Minuten vergehen, Panik breitet sich aus und Asrael wird ein wenig unruhig, denn die Erzengel machen sich auf den Weg um nachzusehen was hier urplötzlich los ist. „Ich spüre Michael, er versammelt sie.", gibt er weiter und sieht dabei zu Toni, die nur leicht nickt. Noch läuft alles nach Plan. Sie müssen sich nur beeilen was den Rückzug angeht, nachdem die Erzengel dann auf die Dämonen konzentrieren die auch ihre eigenen Leute anfallen. Immer mehr breitet sich die Nebelbank aus und Antoinette hebt ihre linke Hand nach oben. Es dauert nicht lange, da spürt sie die ersten Tropfen vom Himmel prasseln und die Feuer werden gelöscht, während sich der Nebel immer weiter ausbreitet. Man muss nicht mehr Schaden austeilen als man schon getan hat und das hat jetzt schon ein wenig brennen können, stumm lässt sie den Arm wieder sinken. 

Der Regen wird heftiger, es schüttet wie aus Eimern und jeder Mitwirkende ist irgendwie getränkt. Sebastian blickt von seiner Arbeit nach oben zu der verhüllten Gestalt, das Pferd steht mitten in der Luft und Asrael verschwindet im nächsten Moment. Er kann nur kurz einen Blick unter die Kapuze und in ihr Gesicht erhaschen, kann aber keine Emotionen erkennen. Die Nervosität, die sie offensichtlich zu Anfang besaß, ist überdeckt von kaltem Kalkül. Er hatte sie wohl vielleicht doch ein wenig falsch eingeschätzt, genau wie es der junge Herr getan hat. Leicht dreht er den Kopf und spürt den Erzengel bevor er auftaucht. „Was für eine Freude dich wieder mit meinen Augen betrachten zu dürfen." Die roten Augen weiten sich kurz, Michael. „Ein letztes Mal zumindest, nicht dass du niederes Wesen es für annehmbar nimmst dass ich mich freue dich hier begrüßen zu dürfen." Der Erzengel festigt seinen Griff um das Schwert. „Du wirst nie wieder auch nur einen Finger an meinen Menschen legen, ich will dich nie wieder hier sehen, hast du verstanden?" Oh? Sebastian schmunzelt leicht, zieht scheinbar ein einzelnes Messer raus und breitet das Silberbesteck dann wie in einem Fächer vor seinem lächelnden Mund aus. „Euer Mensch? Da müsstet Ihr ein wenig spezifischer sein, Erzengel Michael." Der Schwarzhaarige weicht mit einem Sprung zurück aus, hat nicht so wirklich Lust von einer himmlischen Waffe getroffen zu werden. „Schneider hast du schon umgebracht, aber von Nephra lässt du deine dreckigen Finger!" Ein weiterer Schlag mit dem Schwert, wobei Sebastian daraufhin ein paar Strähnen seiner schwarzen Haare verliert, fast wäre er nicht schnell genug gewesen. Michael glaubt wirklich dass Nephra, aka Toni, die Unschuld in Person ist, es ist schon fast unglaubwürdig wie sehr sie ihn um den Finger gewickelt hat. 

„Seid Ihr Euch wirklich sicher dass Nephra Eure Gefühle erwidert? Hat sie auch nur ein einziges Mal ausgesprochen was sie fühlt? Kann ein Erzengel und ein Mensch überhaupt eine Beziehung führen?" Sebastian schnaubt schon fast verächtlich. „Was würde der Herr nur dazu sagen?" Michael verzieht nur das Gesicht und geht auf ihn los. Die Klinge schießt von oben auf den Teufel hinunter und Blut spritzt, Sebastian hätte sich denken können dass Silberbesteck nicht wirklich gegen eine himmlische Waffe standhalten kann. „Ach herrje, das wird dem jungen Herrn gar nicht gefallen.", murmelt er und hält die gekappte Gabel hoch, nur noch der Stiel ist übrig. Der Erzengel hingegen lässt nicht locker und ihm gefällt es gar nicht, dass dieses niedere Wesen ihn kaum beachtet. Es ist ein Kampf der Gewalten, welcher nun auf den Straßen Londons stattfindet. Urgewalten, um genau zu sein. Vertreter von Himmel und Hölle. Doch je länger dieses Kräftemessen stattfindet, desto deutlicher wird leider auch, dass Sebastian dem zweithöchsten Erzengel unterlegen ist. Immer mehr Treffer muss er einstecken und der vorher noch so glatte Anzug ist ziemlich zerfetzt und durchlöchert. Michael schmunzelt leicht, wirkt frisch wie eh und je. „Ich bin der Meinung, wir sollten aufhören zu spielen und mit der echten Sache anfangen. Nicht wahr?" Seine Klinge glüht, die Regentropfen verpuffen schon bald und es ist ein dauerhaftes Zischen zu hören. Sebastian weiß, dass eine Flucht unmöglich ist und dass er verfolgt und eingeholt wird. Gewinnen ist ihm nicht möglich, er kann nur noch mehr Zeit für die anderen rausschlagen und hoffen dass er nicht zu schnell aufgespießt wird. Doch ein Krachen und ein heller Blitz unterbricht.

Dimensional ConflictWo Geschichten leben. Entdecke jetzt