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Eine Weile hält er noch meine Hand und streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken. „Gibt mir mal dein Handy. Ich speichere meine Nummer." Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, bei seinen Worten.

„Dann ist es nicht so gefährlich, wenn wir uns verabreden." Er tut so als wäre es ein Staatsverbrechen mit mir in der Öffentlichkeit zu sprechen. „Ich speichere meine Nummer unter einem Mädchennamen und lösch bitte immer den Chat." Dann ruft er sich selbst mit meinem Handy an und speichert meine Nummer unter „Judy". Das passt mir alles gar nicht. Besonders gut, kann ich meinen Unmut wohl auch nicht verbergen.

„Du weißt, warum das nötig ist." „Ja, damit niemand merkt, dass du schwul bist." Ich kann gar nicht so schnell reagieren, wie er mich an den Schultern gepackt und in die Matratze gedrückt hat. „Sag das nie wieder! Hast du mich verstanden?" Ich liege wie erstarrt da mit weit aufgerissenen Augen. „Ob du mich verstanden hast?" „Ja", presse ich hervor.

Als der Druck auf meinen Schultern abnimmt, richte ich mich schnell auf und nehme meine Brille vom Nachtschrank. „Ich will jetzt gehen." Ich will vom Bett aufstehen, aber Alec packt mich am Handgelenk und zieht mich zurück. Aber ich schüttele ihn ab. „Michael, tut mir leid. Aber...bitte. Du verstehst das doch, oder?"

Zu gerne würde ich ihm sagen, dass ich verstehe, dass er Angst hat. Auch ich habe Angst, wie mein Umfeld reagieren würde. Aber mich deshalb verstecken? Niemals. Das kann vielleicht eine Weile gut gehen, aber früher oder später wird uns unser Geheimnis um die Ohren fliegen. Aber wenn ich ihm das sage, dann fangen wir erst richtig an zu streiten und das möchte ich nicht.

„Bekomme ich noch einen Kuss, bevor du gehst?", sagt er mit einem kleinen Lächeln. Warum kann ich eigentlich nie lange böse auf ihn sein? Vielleicht weil er der einzige zurzeit ist, der mich zum Lächeln bringt. Geschmeidigt legt er seine Lippen auf meine und alle negativen Gedanken lösen sich in Luft auf.

Alec steckt den Kopf aus der Tür und schaut in beide Richtungen. „Die Luft ist rein." Dann schlüpfe ich zur Tür raus und renne so schnell ich kann den Flur entlang. Ich bin erleichtert, als ich endlich das Gebäude verlasse.

„Scheiße Michael, hier bist du", höre ich Theos stimme und spüre seine Hand die sich auf meine Schulter legt. „Wo hast du gesteckt?" Leider habe ich mir immer noch keine passende Ausrede einfallen lassen. „Ich habe euch angelogen." „Wie meinst du das?", fragt Theo. „Ich habe jemanden auf der Party kennengelernt. Aber es ist kompliziert." „Und deshalb warst du heute nicht im Unterricht?" Ich nicke. „Oh man, ich kann nicht glauben, dass du ne Freundin hast. Ich muss eben den anderen Bescheid sagen, dass du wieder da bist."

Dann telefoniert er mit Ben und Jacob und wendet sich anschließend wieder mir zu. „Und ist sie heiß?" „Oh ja, sie ist sehr heiß." Und als ich diese Lüge ausspreche, frage ich mich, ob ich nicht genau so bin wie Alec.

Nur dein schmutziges GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt