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Wir treffen uns in einer Seitenstraße in der Nähe des Hauses, in der die Party stattfinden soll und gehen dann nochmal den Plan durch. Eigentlich ist er nicht sonderlich kompliziert, aber Liam merkt wohl, dass es mir nicht gut geht. „Wir müssen das nicht machen, wenn du nicht willst. Es ist deine Entscheidung", sagt er kurz bevor wir an unserem Ziel angekommen sind.

„Nein, ich will das. Wenn ich das jetzt nicht durchziehe, dann werde ich es vielleicht nie schaffen." Selbstbewusst gehe ich an dem Typen an der Tür vorbei und ziehe Liam einfach mit mir. Drinnen wird schon ausgelassen gefeiert, aber erst noch holen wir uns was zu trinken, denn es soll richtig voll sein, wenn ich mich oute.

Das Getränk in meiner Hand ist nur Makulatur, denn ich bekomme selbst das nicht runter. Nicht weil ich nervös wegen meines Outings bin, sondern weil ich gleich Alec und mir ein Messer ins Herz rammen werde.

Nachdem Liam mir den Becher abgenommen und selbst hinuntergespült hat, nimmt er meine Hand in seine. „Es ist soweit." Ich nicke nur, denn ich bin kurz davor zu heulen.

Ich sehe Alec aus den Augenwinkel, als Liam mich auf die Tanzfläche zieht und dann geht alles ganz schnell. Ehe ich mich versehe nimmt er meinen Kopf zwischen seine Hände und dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Ich schließe die Augen und erwidere den Kuss und meine heißen Tränen laufen mir übers Gesicht.

Das ist bestimmt der schlimmste erste Kuss den Liam je bekommen hat, aber was dann folgt ist noch schlimmer. Unsere Lippen verlieren ruckartig den Kontakt und als ich die Augen öffne, liegt Liam mit aufgeplatzter Unterlippe zu meinen Füßen.

Neben mir steht Alec mit entsetztem Blick und nur langsam senkt er die Faust. Dann fährt er sich mit beiden Händen durch die Haare. Die Musik wurde inzwischen runtergedreht und alle Augenpaare ruhen auf uns.

„Verpiss dich du scheiß Schwuchtel und wage es ja nicht, dich nochmal an einen von uns ranzumachen", brüllt er. Ich weiß nicht, warum ich so ruhig bin, oder woher ich den Mut nehme als ich folgendes sage: „Nein Alexander, ich wollte, dass er mich küsst, denn ich bin genau so eine Schwuchtel, wie er."

Alec ist erstarrt, aber meine Aufmerksamkeit gilt nun Liam, dem ich aufhelfen will. „Lass mich, ihr spinnt doch alle", schnauzt er mich an und flüchtet dann nach draußen.

Ich werde fest von jemanden an der Schulter gepackt. „Du hast hier auch nichts mehr verloren." Ich reiße mich los, werfe einen letzten Blick auf Alec und eile dann ebenfalls nach draußen.

Meine Füße laufen wie von selbst, einfach weit weg, während ich mir die Augen aus dem Kopf weine. Alec zu verlieren, fühlt sich noch tausendmal schlimmer an, als in meiner Vorstellung. Eine eisige Kälte hat sich um mein Herz gelegt und meine ganze Existenz macht für mich keinen Sinn mehr. Nicht ohne ihn.

Ich brauche ewig für den Rückweg, weil ich total desorientiert umherlaufe, die Sicht durch meine tränenüberschwemmten Augen getrübt und auch mein Körper scheint mir nicht mehr zu gehorchen.

Mitten in einem Vorgarten, breche ich auf dem Rasen zusammen und gebe mich meinem Schmerz komplett hin, bevor ich, Minuten später, meinen Weg zum Studentenwohnheim fortsetze, denn dort erwarten mich meine Freunde.

Ich bin schon fast am Ziel angekommen, als ich plötzlich von hinten an den Schultern gepackt und unsanft gegen den Stamm eines Baumes gedrückt werde.

Nur dein schmutziges GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt