Ich sehe mich orientierungslos um.
Das Licht schimmert orange-rot und ich stehe knöcheltief im Wasser. Über mir gibt es einen wolkenblauen Himmel der unendlich aussieht. Um mich herum scheint es keine Grenzen zu haben.
"Ich wusste, du würdest irgendwann kommen."
Ich drehe mich um und sehe direkt in mein neunjähriges Ich. Sie lächelt und kommt noch etwas näher.
"Ich bin nicht tot, oder?", versichere ich mich alarmiert. Das Mädchen kichert und schüttelt den Kopf.
"Mach dir darum keine Sorgen, du kehrst zu den Lebenden zurück." Ich nicke verwirrt und sehe mich erneut um.
"Ich spüre, dass du Fragen hast", bemerkt das Mädchen und steht weiterhin entspannt da.
"Wo, wie, wieso und warum", fasse ich mich kurz und versuche einen unsichtbaren Punkt in der Ferne zu fixieren. Das Mädchen kichert erneut und ich drehe mich wieder zu ihr um.
"Das ist die Seelenwelt", klärt sie mich freundlich auf.
"Und wie bin ich hierhergekommen?", forsche ich weiter nach. Ich habe keine Ahnung was passiert und brauche dringend Informationen um alles einschätzen zu können!
"Du bist die Einzige, die das kann. Dir ist es möglich zwischen der Welt der Lebenden und den Welten der Toten zu wandeln", führt sie mir vor Augen. Sie weist mit ihrer Hand auf den Boden und verlangt mich zu setzen.
Überrascht stelle ich fest, dass ich nun auf einer kleinen Insel stehe. Ich lasse mich zögerlich zu Boden gleiten, während das Mädchen bereits sitzt.
"Und wieso passiert das ausgerechnet jetzt?" Das Kind positioniert sich im Schneidersitz und sieht mich bestimmt an.
"Weil du ihm die volle Kontrolle überlassen hast", spricht sie in Rätseln. Ich blicke sie streng an und sie kichert erneut.
"Der Basilisk. Die Hydra ist ein griechischer Mythos, welche als Unbesiegbar gilt. Ihr einziger natürlicher Feind ist der Basilisk. Eine Schlange die tödlicher als alles andere ist. Sie hat zwei Enden am Schwanz und an jedem ist ein Stachel der giftiger ist als der andere. Ihre Zähne triefen vor Toxikum und nur der kleinste Moment Augenkontakt lässt einen zur Asche zerfallen.
Der Basilisk schlägt der Hydra keinen Kopf ab. Er tötet jede einzelne ihrer Zellen und verhindert somit, dass sie neu entstehen kann. Du hattest Angst deine Schwester zu verlieren. Also hat er die Kontrolle übernommen und dich hierher geschickt."
Ich höre ihr fasziniert zu und versuche das Loch in meinem Herzen nicht an die Oberfläche zu lassen. Das Mädchen redet mit einer Selbstverständlichkeit darüber, als würde sie täglich jemandem erklären, dass ihre zweite Persönlichkeit, die für ihren Tod verantwortlich ist, ein Monster beherbergt, dass einen mit allem töten kann, über was sein Körper verfügt.
Sie beobachtet mich stillschweigend während ich sie mit schmerzverzerrtem Gesicht ansehe. Tränen rollen warm über meine Wangen und ich beiße mir so fest auf die Zähne, dass ich Kopfschmerzen bekomme. Ihre Hand legt sich tröstend über meine und ich kann ein Schluchzen nicht mehr verhindern.
"Ich habe dich so vermisst, Roanne. Es tut mir so wahnsinnig leid, dass ich das alles zugelassen habe", flüstere ich ihr weinend zu. Sie lächelt traurig und umarmt mich.
"Ich habe mich geweigert jemanden zu töten und ehrlich gesagt bin ich lieber gestorben, als Pierce nachzugeben. Ich habe es nur bereut, dass du übernehmen musstest", flüstert sie leise in mein Ohr.
Ich schluchze lauter und meine Schläfe schmerzt vor Verspannungen. Verzweifelt kralle ich mich fester an sie und verspüre den Wunsch, sie für immer festzuhalten. Ich will sie nie mehr gehen lassen. Sie bei mir haben.
"Ich hätte es verhindern sollen", flüstere ich ihr gebrochen zu. Doch Roanne schüttelt den Kopf und löst sich von mir. Ich will sie wieder an mich drücken, doch sie hält meine Handgelenke fest und verhindert dies somit.
"Nein. Das hätte uns beide das Leben gekostet. Und Hydra hätte damit die Welt übernehmen können. Also war es besser, es einfach zuzulassen. Denn Hydra ist hiermit vernichtet. Und das warst du. Der Basilisk hat gerade in diesem Moment den letzten Hydra-Soldaten getötet. Die Welt ist frei", beschwört sie mich eindringlich.
Ich höre ich nur schwach zu und sehe dann zu ihr auf. Inzwischen steht sie und überragt mich, obwohl ich auf meinen Knien hocke.
"Du hast mich gerächt, Denver. Du hast Pierce' Traum zerstört, du hast sein Lebenswerk vernichtet. Das einzige, was ich daran bedauere ist, dass er es nicht mitbekommt. Aber ich bin so stolz auf dich.
Hydra wollte uns brechen, doch sie haben dich nur stärker gemacht. Und jetzt hat ihre eigene Waffe sie zerstört."
Ich lächle dankbar über ihre aufmunternden Worte, während sie mit ihrer Hand über meine Wange streicht. Roanne schenkt mir ein trauriges Lächeln, was mich wieder beinahe weinen lässt.
"Ich bin stolz auf dich, Denver. Und ich werde immer bei dir sein. Das darfst du niemals vergessen", bittet sie mich flehentlich. Ich nicke sofort und nun tropfen mir tatsächlich wieder Tränen von der Wange.
"Aber ich muss dich warnen. Es werden noch schwere Zeiten kommen. Ice ist auf Rache aus. Sie will Buckys Kopf in den Händen halten, dafür, was er ihr angetan hat. Er hatte keine Wahl, aber Ice ist das egal. Sie wird versuchen ihn zu töten und alles, was er liebt. Auch Milana, Lea und dich.
Du musst ihn beschützen, ehe sie ihr Ziel erreichen kann. Halte deine Familie zusammen, sorge für ihre Sicherheit. Passe auf sie auf."
Ich sehe verunsichert zu dem Mädchen, denn ihre Warnung kam aus dem Nichts. Wolken ziehen an dem wunderschönen Himmel auf und sie sieht besorgt zu ihnen.
"Und mach dir keine Sorgen. Ich werde bald zurückkehren. Dann wirst du nur noch selten die Welt sehen müssen", kündigt sie lächelnd an. Ich schlucke und sehe sie verunsichert an. Roanne sieht mich glücklich an und ein Angstschauer läuft mir den Rücken herunter.
Die Welt um mich herum verblasst in Nebel und Roanne scheint sich vor meinen Augen in Luft aufzulösen.Die Welt wird weiß und als ich wieder sehen kann, ist Lea gerade dabei einen Betonblock in die Luft zu jagen.
"Meinen Segen hast du", flüstere ich ihr leise zu.
Ich finde, sie sollte den letzten Bunker von Hydra zerstören.Hydra ist vorbei.
Vernichtet von dem Basilisken.
Und der Basilisk bin ich.
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Black Smoke - Revenge
FanfictionNachdem Steve Bucky aus Hydras Fängen zum dritten Mal befreien konnte, verändert sich Buckys Verhalten drastisch. Er spricht kaum noch, zieht sich immer weiter zurück und lässt nicht einmal mehr seinen Ehemann zu sich durch. Steve ist verzweifelt u...