Im Museum Hunde an die Leine nehmen, hat denn niemand das Schild gesehen?

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Zwei Tage und eine langweilige Zugfahrt später fuhr der Zug im Bahnhof von St. Louis ein. Eine Lautsprecherstimme kündigte drei Stunden Aufenthalt an, ehe es nach Denver weiterging.
Grover reckte sich und murmelte etwas, das verdächtig nach „Essen" klang.
„Komm jetzt, Ziegenknabe", sagte Anni. „Sightseeing."
„Sightseeing?", fragte ein verwirrter Grover. Aber ich hatte schon eine Idee, wo sie hin wollte. Anni möchte nämlich Architektin werden und in St. Louis gab es so nen Brückenbogen. Gab, weil wir ihn zerstört haben, aber ich will nicht voraus greifen. Anni schleifte uns dorthin. Um einer langweiligen Museumstour, einer labernden Anni und zwei genervten Jungen zu entgehen, sagte ich: „ Ich fahr schon mal hoch."
Oben angekommen schaute ich mich um, es waren einige Sterbliche da und die Aussicht war auch nicht der Hammer. Ein Fahrstuhl kam, die anderen stiegen aus. Bei ihnen war eine dicke Frau mit Hund. Meine Sinne klingelten. Hier waren keine Hunde erlaubt, außer vielleicht Blindenhunde. Entweder die Wachleute waren einfach blöd oder Frau und Hund waren Ungeheuer.
Während Anni über Stützpfeiler und den ganzen Kram redete, teilte uns ein Museumswächter mit, dass die Aussichtsplattform bald geschlossen werden sollte. Percy lotste uns zum Ausgang, schob uns in den Fahrstuhl und wollte gerade einsteigen, als ihm auffiel, dass bei uns schon zwei Fahrgäste standen. Für ihn war kein Platz mehr.
Der Museumswächter sagte: „Nimm den nächsten."
„Wir steigen aus", sagte Anni. „Wir warten mit dir."
Aber Percy meinte: „Nö, schon gut. Wir sehen uns unten."
Als wir unten ankamen, hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Deshalb sagte ich zu dem Wachmann: „Tschuldigung, aber ich müsste nochmal hoch. Ich hab meinen Rucksack vergessen." Der Wachmann nickte mürrisch und ich fuhr wieder hoch. Als sich die Türen öffneten, erwartete mich ein Spektakel.
Die Sterblichen, der Museumswächter und eine dreiköpfige Familie, versuchten die Türen zu den Notausgängen aufzureißen. In dem Raum war es heiß, der Teppichboden brannte und im Boden klaffte ein Loch. Gleich daneben stand Percy, sein Schwert in der Hand, und kämpfte gegen eine Chimäre und eine Schlangenfrau. Oder anders ausgedrückt, er versuchte nicht zu sterben. Einen Moment war ich wie erstarrt, dann lief ich los. Percy schlug mit dem Schwert nach dem Hals der Chimäre, doch er vergaß das Hundehalsband. Die Klinge prallte davon ab und Percy war aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Chimäre nutzte ihre Chance und fuhr herum, ihr Schlangenschwanz biss in sein Bein. Percy wurde zu Boden gerissen, sein Schwert flog aus seiner Hand und fiel durch das Loch. Mühsam kam er wieder auf die Beine, er war entwaffnet und vergiftet.

Ayumi Jackson - Die Schwester von Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt