Zerberus will Cookies

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„Wir haben doch einen Plan, oder?", fragte Grover ängstlich und starrte das Ungeheuer vor ihnen an.
„Sei ehrlich. Wann haben eure Pläne je funktioniert?" Lässig beobachtete Ayumi den riesigen dreiköpfigen Rottweiler. Dieser stand mit gesenkten Köpfen an der Stelle, an der der Weg sich dreiteilte. Drei Köpfe. Drei Wege. Bester Wachhund der (Unter)Welt. Und an diesem Wachhund mussten sie jetzt vorbei.

Sie konnten es ja nicht einfach wie die Toten machen. Diese gingen in drei Schlangen an ihm vorbei.
Die beiden langen Schlangen führten zu Toren mit der Aufschrift SCHALTER BESETZT. Die kürzere ging unter Zeberus, um den handelte es sich nämlich, durch zum DIREKTEN TOD.

Unsere Pläne?", beleidigt schaute Percy zu seiner Schwester. „Du warst doch auch immer mit beteiligt!"
„Nope", korrigiertet sie ihn. „Ich hab euch immer nur den Hinter gerettet."
„Richtig", stimmte Annabeth Ayumi zu. Percy hatte ihre Stimme noch nie so kleinlaut gehört. „Aber diesmal haben wir einen Plan."

„Hatte ihr vorher auch."
Annabeth atmete tief durch. „Es wir funktionieren!"
Sie gingen auf den Hund zu.

Der mittlere Kopf knurrte sie an, dann bellte er so laut, dass seine Augäpfel klirrten.
„Kannst du ihn verstehen?", fragte Percy Grover.
„Aber sicher", sagte dieser. „Ich kann ihn verstehen."
„Was sagt er?"
„Ich glaube nicht, dass die Menschen einen Fluch haben, der das alles ausdrücken kann." Dann runzelte er die Stirn. „Und irgendetwas über Cookies, die er haben möchte."

„Der isst Cookies?"
Annabeth haute ihn gegen den Hinterkopf. „Das ist doch jetzt egal. Wir müssen an ihm vorbei."
Percy rieb sich die schmerzende Stelle, nickte und zog einen Bettpfosten von Crustys Safari-de-luxe-Modell aus seinem Rucksack. Er hielt ihn hoch und versuchte verzweifelt zu lächeln.
„Hallo Bello", rief er. „Mit dir wird bestimmt nicht viel gespielt."
Ayumi hätte ihn für diesen Spruch gerne eine gescheuert. Aber zu Percys Glück kam ihr Zerberus zuvor.
„GRRRRRRWWWWWLLLL!!!"
„Braver Junge", meinte Percy matt.

Er schwenkte den Bettpfosten. Nun hatte er Zerberus ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Hol das Stöckchen!"
Er warf das „Stöckchen". Es segelte durch die Finsternis und landete klatschend im Styx.
Zerberus starrte Percy immer noch. Ayumi seufzte. Damit war der Plan (mal wieder) gelaufen.
„GRRWWLL!" Dieses Knurren war tiefer und kehliger als das Vorherige.

„Ähm", sagte Grover. „Percy?" Seine Stimme zitterte.
„Ja?" Percy's Kehle war auf einmal trocken.
„Ich dachte nur, das könnte dich interessieren."
„Ja?"

„Zerberus ... er sagt, dass wir zehn Sekunden haben, um zum Gott unserer Wahl zu beten. Danach ... na ja ... er hat Hunger."
„Auf Cookies?", fragte Percy hoffnungsvoll.
„Eher nicht." Ayumi schob sich genüsslich ein Gummibärchen in den Mund.
Zweifelnd sah der Sohn des Poseidon seine Schwester an. „Du hast nicht gerade, in dieser lebensgefährlichen Situation, einen Gummibärchen gegessen?"
„Doch! Einen blauen Gummibärchen!"

„Bekomme ich einen?" Percy's Augen funkelten. Kein schlechter Tod, dachte er sich. Ayumi gab ihm einen Gummibärchen. Dann zerknüllte sie die leere Tüte und marschierte auf den dreiköpfigen Hund zu.
Percy und Grover wollten sie aufhalten, bis...
„Wartet!", rief Annabeth und wühlte in ihrem Rucksack.

Inzwischen stand Ayumi direkt vor Zerberus. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und hob einen Finger.
„Sitz!", sagte sie mit ruhiger, fester Stimme. Überrascht glotzten alle sie an.
„Sitz!", sagte Ayumi noch einmal und ging noch einen Schritt vor.
Zeberus wich unsicher etwas zurück, zertrampelte einige Geister und setzte sich schließlich. Dabei wurden nochmal etwa ein Dutzend Geister von seinem Hinterteil zerquetscht.

„Ja super! Prima gemacht, Zeberus", sagte Ayumi mit einer hohen Stimmlage.
„Hohe Stimmlagen empfinden Hunde als positiv", erklärte Annabeth und reichte Ayumi einen roten Gummiball. „Kommt!"
„Was?" Das Entsetzen war den Jungen ins Gesicht geschrieben.
„Wir gehen jetzt an Zerberus vorbei", meinte Annabeth bestimmt.
„Aber Lia..."
„Wird zurecht kommen!"
Die drei näherten sich dem Hund. Sofort lag dessen ganze Aufmerksamkeit auf ihnen. Er knurrte.
Ayumi zischte warnend. Zerberus winselte, tat aber nichts.  Percy, Annabeth und Grover kamen ungehindert an ihm vorbei.

„Zerberus!"
Schwanzwedelnd beobachtete Zerberus wie Ayumi den roten Gummiball hob. Er wollte danach schnappen, aber Ayumi zischte wieder. Dann schwenkte sie den Ball vor Zerberus Nasen. Er knurrte spielerisch. Langsam machte ihm das Spaß. Eine nette Abwechslung.
Ayumi warf den Ball und rief gleichzeitig: „Hol!"
Zerberus sprang auf und hetzte dem Ball hinterher. Wirklich eine nette Abwechslung. Als er den Ball dem netten Mädchen zurück geben wollte, damit sie gleich noch einmal warf, war sie bereits verschwunden. An ihrer Stelle stand eine kleine Tüte Cookies. Traurig, aber auch dankend heulte Zerberus seiner Freundin hinterher.

„Wie habt ihr das gemacht?", wollte Percy von Annabeth und Ayumi wissen, als Ayumi wieder zu ihnen aufschloss.
„Hundekurs", sagte Annabeth. „Als ich klein war und bei Dad gewohnt habe, hatten wir einen Dobermann..."
„Bei mir war es nicht ganz so", erklärte Ayumi im Laufen. „Ich hatte früher Angst vor Hunden. Na ja, deshalb habe ich mich über sie informiert."

„Du hattest mal Angst vor Hunden?" Ungläubig starrte Percy seine Schwester an.
„Oh, nicht nur vor Hunden", warf Grover ein. „Auch vor Katzen."
„Ja und auch vor Pferden, Quallen, Marienkäfern, Bienen, Lamas, Flamingos, Ameisen und Ziegen. Eigentlich vor fast allem."
„Ziegen?" Percy's Blick wanderte zwischen Ayumi und Grover hin und her.
„Ja, Ziegen. Unsere erste Begegnung war ein Alptraum", meckerte Grover.
„Können wir über etwas anderes reden?", fragte Ayumi peinlich berührt. „Dort vorne ist nämlich der Asphodeliengrund."

Ayumi Jackson - Die Schwester von Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt