Bruder-Schwester Gespräche

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Ayumi POV:
Der Flieger war laut, eng, und voller Menschen. Ich wünschte mich sofort zu Hades zurück. Neben mir saß Percy, vor uns Grover und Anni. Grover schnarchte vor sich hin und Anni las in einer Zeitschrift. Percy hingegen warf mir immer wieder besorgte Blicke zu. Natürlich hatte ich bemerkt, dass sich das Verhalten der anderen mir gegenüber verändert hatte. Sie vertrauten mir nicht mehr.

„Äh...also...Schönes Wetter heute, oder?" Percy zappelte nervös auf seinem Sitz und versuchte ein Gespräch zu starten. Vermutlich um sich davon abzulenken, dass Zeus ihn jede Sekunde vom Himmel holen konnte. Nun, wenn Zeus es könnte. Aber da es hier Sterbliche gab, die nicht an die Olympier glaubten, konnte er nichts tun, außer einigen Turbulenzen. Würde er nämlich das Flugzeug vom Himmel holen, wären andere nicht-griechische Götter sauer auf ihn und es könnte ein Krieg der Götter ausbrechen.

„Du dienst also Hades?", schaffte Percy endlich zu fragen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr. Ich bin entlassen worden." „Aber warum? Warum hast du die Befehle von jemanden wie Hades befolgt?" Percy's Augen loderten und er hatte die Hände wütend zu Fäusten geballt. Ich seufzte. „Grover hat dir doch von Thalia erzählt." Percy nickte. „Nachdem er Thalias Seele nicht bekommen konnte, war Hades wütend. Er forderte den Tod ihrer Begleiter, also von Luke, Annabeth, Grover und mir. Es...Ich konnte nicht zulassen, dass sie bestraft wurden. Also bin ich in die Unterwelt gereist, um mit Hades zu verhandeln. Ich bot ihm an, ihm, für jeden den er verschonte, ein Jahr zu dienen. Er stimmte zu. Und da jetzt vier Jahre vorbei sind, ist unser Vertrag hinfällig geworden."

Wir schwiegen eine ganze Weile. „Es tut mir leid", sagte ich dann. „Das du es so erfahren musstest." Ich warf Anni und Grover einen Blick zu.  Beide weilten friedlich im Land der Träume. „Keiner von ihnen weiß es...und es ist mir lieber so. Sie würden sich unnötig schuldig fühlen." Meine Stimme hatte einen leicht kratzigen Unterton, meine Augen wurden feucht. Percy schlang einen Arm um mich und drückte mich an seine Brust. So verharrten wir. Bis Percy beschloss, in ein weiteres Fettnäpfchen zu treten.

„Ares meinte, du wärst verflucht." Ich spannte mich an. Ares und seine große Klappe. „So würde ich es nicht nennen", murmelte ich. „Ich bin nur in gewissen Bereichen eingeschränkt." „Hä?" Tolle Reaktion, aber er nahm es besser auf, als erwartet.

„Ich kann nicht so gut mit anderen Menschen. Deshalb halte ich mich von ihnen fern", erklärte ich. „Ich kann mich einfach schlecht mit anderen anfreunden. Oder besser gesagt, sollte ich das nicht." Percy schien empört. „So ein blöder Fluch kann doch nicht verhindern, dass du Freunde findest!" In diesem Moment sah er wie ein Kleinkind aus, das seine versprochenen Süßigkeiten nicht bekommt. In seinen großen Augen funkelte Entrüstung und seine Unterlippe war schmollend vorgeschoben. Es war einfach süß.

Ich kicherte leise, wurde dann aber wieder ernst. „Freunde finden kann ich schon. Wenn man es eine „Freundschaft" nennen könnte." Ich konnte es in Percy's Schädel rattern hören. Bis er zu einer Erkenntnis kam. „Du führst also mit jedem deiner Freunde eine Beziehung!?" Er war fassungslos. „Meine Schwester hat einen Harem", stöhnte er.

„Neiiin!" Schnell schüttelte ich den Kopf. „Unterstell mir doch nicht sowas. Das wäre doch vollkommen unmöglich." Die Stille zwischen uns war zum zerreißen gespannt. „Okay, Harem trieft es vielleicht am besten", gab ich schließlich zu. „Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Menschen, die ich mag, jedoch nicht in romantischer Hinsicht. Sie gehören zu meiner Familie und ich würde ohne zu zögern für sie sterben."

„Aha." Percy wandte seinen Blick ab und tat, als würde ihn die Aussicht draußen brennend interessieren. Fragend stupste ich ihn an. „Was ist denn los? Habe ich was falsches gesagt?" „Nein, geht schon", grummelte mein Bruder. „Ich mag nur nicht den Gedanken, dass du sterben könntest." Aber ich spürte dass das noch nicht alles war.

„Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?" Percy sagte nichts, aber seine Wangen färbten sich rot. Kichernd klopfte ich ihm auf die Schulter. „Du..."
Weiter kam ich nicht. Grover hinter uns grunzte und wachte auf. Auch Anni streckte sich. „Haben wir was verpasst?" Sie und Grover blickten uns an.
„Nein", sagte Percy schnell. „Überhaupt nichts."

Ayumi Jackson - Die Schwester von Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt