Auf den Weg in die Unterwelt

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Nachdem wir Anni und Grover gefunden, Platinkarten widerstanden und dem Lotos Kasino den Rückengekehrt hatten, suchte Percy den nächsten Zeitungskiosk auf. Vermutlich war ich die einzige, die bemerkte, wie Ares' Rucksack plötzlich an Percy's Rücken auftauchte. Den müsste ich mir später noch mal anschauen. (An alle, die es interessiert: Ich meine den Rucksack. Percy's Rücken ist nicht besonders interessant.) Als wir uns durch das stürmische Wetter zu Percy gekämpft hatten, fiel mein Blick auf eine Zeitung. Das Datum sprang mir förmlich ins Auge: 20. Juni. In einem Tag war die Sommersonnenwende. Dann bemerkte ich einen kleinen Artikel.

„Kann ich die haben?", fragte ich den Verkäufer freundlich.
Um eine Zeitung reicher, zwängte ich mich mit meinen Freunden auf die Rückbank eines Taxis. Während Anni irgendetwas mit dem Fahrer besprach, las ich die Zeitung. Langweiliges, sterbliches Zeug, bis ich zu dem Artikel kam, der mir schon vorher aufgefallen war.
 

Seufzend stopfte ich die durchgelesene Zeitung in meine Tasche und gähnte. Ich hatte fünf Tage lang  nicht geschlafen. Natürlich hatte das Lotos Kasino sich auch auf mich ausgewirkt. Aber da ich um die Zauber dort wusste und keine dieser Kasinokarten genommen hatte, war es für mich dort anders gewesen als z.B. für Percy. Wieder gähnte ich, wie ich die Orte mit Zeitmanipulation hasste. Langsam fielen mir die Augen zu.

Ich stand mit Anni und Grover am Strand. Die Sonne ging unter und es wäre der perfekte romantische Moment gewesen. Nur hatte ich keinen Freund und mein Bruder war seit fünfzehn Minuten auf Tauchgang. Ohne mich!
Na ja, ich war nicht wirklich sauer. Aber da ich noch nicht anerkannt war, blieb ich lieber hier. Wer wusste den schon, wie die Meeresbewohner auf mich reagieren würden?

Gut, Ich hatte auch ein bisschen schiss. Ich war nämlich noch nie im Meer gewesen. Zwar hatte ich meine Ferien schön öfters am Meer verbracht, aber ich war nie Baden gegangen. Ich konnte natürlich schwimmen, hielt mich dennoch lieber vom Element meines Vaters fern. Denn egal wie gern dich dein göttliches Elternteil hatte, es würde dich für seine Zwecke benutzen.
Als Percy nach zwanzig Minuten immer noch nicht aufgetaucht war, wurde ich langsam nervös. Unruhig tigerte ich vor dem Meer herum.

„Beruhigt dich, Ayumi", sagte Anni.
Auch Grover war nervös, versuchte aber es sich nicht anmerken zu lassen. „Genau, er taucht bestimmt gleich auf", meinte er und knabberte an einer Blechdose rum.
Endlich sah ich, wie Percy aus dem Wasser stieg. Er erzählte uns von einer Nereide und zeigte uns die drei Perlen, die er bekommen hatte.

„Jedes Geschenk hat seinen Preis", meinte ich.
Percy widersprach: „Die haben nichts gekostet."
„Nein, Ayumi hat recht."  Anni schüttelte den Kopf. „‚Ein Essen umsonst gibt es nicht!' Das ist ein altgriechisches Sprichwort, das auch heute noch stimmt. Es wird seinen Preis haben."

Wir fuhren mit dem Bus nach West Hollywood. Ich nutzte die Fahrt um mir Ares Rucksack näher anzuschauen. Er war magisch. Auf ihm waren ähnliche Zauber wie auf Anaklysmos, Percy's Schwert. Irgendetwas sollte in ihm auftauchen. Aber ich spürte noch etwas. Etwas blockierte die Zauber. Das Ding konnte nicht in den Rucksack zurückkehren und dieses Ding war sehr mächtig. Dieses Ding war höchstwahrscheinlich der Herrscherblitz. Nun durchschaute ich auch den Rest des Plans. Aber das hier war Percy's Auftrag. Also sollte ich nur im Notfall eingreifen.

Ich gab Percy den Rucksack zurück. Der Bus hielt, wir stiegen aus. Percy's genialer Plan sah vor, uns zur Unterwelt durchzufragen. (Hätten wir nicht einfach sterben können? Das wäre viel schneller gegangen.) Doch die Leute, die wir nach den DOA-Studios fragten, wussten nichts davon. Verständlich, schließlich war es der Eingang zur Unterwelt.

Irgendwann wurde es dunkel, zwielichtige Typen krochen aus ihren Löchern. Ich spürte Ares Einfluss auf die Gegend. Alles war chaotisch. Und als ich den dreien mal kurz den Rücken zu kehrte, waren sie verschwunden.
Mit meinem wunderbaren, schwesterlichen Spürsinn nahm ich die Verfolgung auf. Oder anders gesagt; ich folgte den Schreien, Brüllen und den Beschimpfungen in eine Seitenstraße. Als ich die Straße betrat, sah ich gerade noch einige reiche Pöbel hinter einer Ecke verschwinden. Sie schienen etwas zu verfolgen und da ich Percy's Pechsträhne kannte, lief ich hinter her.

Dieser Teil der Straße sah verlassen aus. Alle Läden waren geschlossen, bis auf CRUSTYS WASSERBETTPALAST. Ohne zu zögern steuerte ich darauf zu. Dort war mein Bruder.
Was mir das sagte? Percy's Pechsträhne.

Ayumi Jackson - Die Schwester von Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt