Am Lagerfeuer geht es heiß her

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Es war dunkel. Man hörte es knackten und knistern. Und der Schein der Flammen warf Schatten auf die Gesichter. Die Stimmung würde eher zu einer Runde Gruselgeschichten einladen als zu einem Lagerfeuer im Sommercamp. Nachdem die Camper sich durch die üblichen Lieder gequält hatten, Mr D. sich aus dem Staub gemacht hatte und mehrere Marshmallows Selbstmord begannen hatten, trat Tantalus, Ursache für die vorherigen Ereignisse, vor.

Mit einem kalten Lächeln sagte er: „Und jetzt ein paar Mitteilungen zum Unterricht morgen."
„Herr Tantalus", unterbrach ich ihn.
Tantalus erstarrte. Sein Lächeln wurde gequälter, in seine Augen trat Panik und einige Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. Anscheinend machte ich ihm ganz schön Angst. Nun ja, wahrscheinlich hatte er Angst, dass Onkel Hades seinen Deal mit Zeus beendet hatte, sein kleiner Urlaub jetzt vorbei war und ich ihn zurück in die Unterwelt schleppen würde.

„Es gibt eine Möglichkeit das Lager zu retten."
Jetzt hatte ich die Aufmerksamkeit aller und Tantalus sah erleichtert aus.
„Das Goldene Vlies", erklärte Anni. „Es kann jede Krankheit, jede Wunde heilen und", sie warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, „es könnte auch einigen Flüchen entgegenwirken. Mit ihm wären wir in der Lage, Thalias Baum zu heilen und die magischen Grenzen zu stärken."

„Und wo", in Tantalus Augen funkelte es gefährlich, „befindet sich dieses magische Artefakt? Ohne seinen ungefähren Aufenthaltsort könnt ihr...können wir es nicht finden, um mich...das Lager zu retten." Die Camper starrten ihn an. Seine Sympathiepunkte waren in diesem Augenblick in den Minusbereich gesunken, wenn sie nicht schon vorher dort gewesen waren. Tantalus schien das nicht zu bemerken. Er lächelte weiter scheinheilig vor sich hin und versuchte unbemerkt sich die Tüte Marshmallows unter den Nagel zu reißen. Die Tüte ging in Flammen auf.

„Im Meer der Ungeheuer", sagte Percy. „Dort befindet sich das Vlies. Wir brauchen einen Auftrag!"
Die anderen  Campbewohner stimmten mit ein: „Wir brauchen einen Auftrag! Wir brauchen einen Auftrag! WIR BRAUCHEN EINEN AUFTRAG! WIR BRAUCHEN EINEN AUFTRAG!"
„Schön", brüllte Tantalus wütend, weil er schon wieder keine Marshmallows bekommen hatte und das Gebrüll ihm auf den Geist ging. Sofort verstummte alles. „Ihr Rotzgören wollt, dass ich einen Auftrag erteile?"
„JA!"

„Wie ihr wollt", stimmte er zu und ich ahnte schlechtes.
„Ich werde eine würdige Person beauftragen, diese gefährliche Reise zu unternehmen, und diese Person soll das Goldene Vlies holen und ins Camp bringen...oder bei diesem Versuch ihr Leben lassen."
Percy neben mir spannte sich an.
„Ich werde dieser Person erlauben, das Orakel zu konsultieren. Und sich zwei Begleiter für die Reise auszusuchen. Und ich glaube, es liegt auf der Hand, wer diese Person sein wird."
Ich wusste, er wollte unbedingt auf diesen Auftrag.
„Es muss sich um eine Person handeln, die sich beim Wagenrennen als fähig und bei der Verteidigung der Grenzen als mutig erwiesen hat."
Aber ich hatte das bösartige Funkeln in Tantalus Augen gesehen und war deshalb nicht überrascht, als...„Du wirst diesen Auftrag übernehmen...Clarisse!"

Die Bewohner der Ares-Hütte fingen an zu jubeln: „CLARISSE! CLARISSE!" Mit einem leichten Lächeln stand ich auf und ging. Clarisse würde ihre Sache sicher gut machen. Sie hatte sich einen Auftrag wirklich verdient. Und eigentlich war es egal, wer diesen Auftrag ausführte. Hauptsache das Lager und Grover wären gerettet. Aber Percy würde damit wohl nicht einverstanden sein. Dafür war er wohl zu egoistisch. Oder sein Helden-Helfer-Syndrom würde nicht zu lassen, dass ein anderer Grover und das Camp rettete. Ich würde also warten bis sich der Trubel gelöst hatte und danach würde ich Clarisse bitten, Grover zu helfen. Und danach...ich seufzte. Es war wohl Zeit, wieder meine Tasche zu packen.

Ayumi Jackson - Die Schwester von Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt