Die Schönen und die Biester

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Flashback
Vor fünf Jahren
Halfblood Hill

Erzähler POV:
Vier Halblute und ein Satyr eilten den Hügel hoch. Dicht gefolgt von einer Herde Ungeheuern. Ein kleines blondes Mädchen, erst um die sieben Jahre alt, stolperte und viel hin.
„Annabeth!" Besorgt schaute Luke sie an. „Kannst du weiter?"
Annabeth wimmerte als Antwort. Ein anderes Mädchen, es war etwas älter, hatte schwarze Haare und elektrisch blaue Augen, betastete ihren Knöchel.

„Verstaucht", meinte Thalia. Der Satyr, Grover, sah sich ängstlich nach ihren Verfolgern um. Die Ungeheuer hatten den Fuß des Hügels erreicht und wurden angeführt von den Furien. Auch Thalia sah sie.
„Geht vor", meinte sie. „Ich komme nach!" Zögernd nahm Luke Annabeth Huckepack.
„Du musst nach kommen!" Ernst starrte er Thalia an, diese nickte knapp und beschwor ihren Speer. Zögerlich machten sich der Satyr und drei Halbblute auf den Weg. Erleichtert sah Thalia ihnen nach. „Na kommt schon", brüllte sie die Ungeheuer an. „Mich wollt ihr doch."

Ayumi beobachtete wie die Monster sich auf Thalia stürzten. Es waren einfach viel zu viele. Ihr wurde bewusst, Thalia würde es nicht schaffen. In ihre meergrünen Augen trat etwas wildes.
„Ich helfe ihr", sagte sie entschlossen.
„Was? Nein!" Grover packte sie am Arm. „Wir sind gleich da."
Ayumi riss sich los. „Ich helfe ihr!" Und damit rannte sie zu Thalia.

Thalia keuchte. Viele von diesen Scheißmonstern gab es denn noch? Es fühlte sich an, als würde sie schon Stunden kämpfen, aber es kamen immer neue Monster. Sie zerfetzte eine Dracanae und sah einen Höllenhund auf sich zu springen. Sie konnte nicht mehr ausweichen, das hier war ihr Ende. Doch plötzlich zerfiel der Höllenhund zu Staub.

„Ayumi?" Ungläubig starrte Thalia sie an. Was machte Ayumi hier? Sie sollte doch mit den anderen in Sicherheit sein.
Ayumi achtete nicht weiter auf Thalia, sie stürmte durch die Monstermeute. Bald war sie bedeckt mit goldenem Monsterstaub. Thalia riss sich von diesem Bild los und konzentrierte sich lieber wieder auf die Ungeheuer. Nach einer Weile waren kaum noch welche übrig. Ayumi war gerade im Kampf gegen eine der Furien, als sie einen Schrei hörte. Ihre Klingen wirbelten herum, alle Monster in ihrer Umgebung zerfielen zu Staub und dann sah Ayumi sie. Thalia lag tödlich verwundet am Boden. Ayumi schrie auf. Eine Druckwelle ließ alle übrigen Monster explodieren. Aber Ayumi achtete nicht darauf, sie eilte zu Thalia, kniete sich neben sie und hob sachte ihren Kopf.

„Es ist nicht deine Schuld", flüsterte Thalia. „Keiner von euch ist Schuld." Sie röchelte.
„Du warst echt klasse, Ayumi." Langsam fielen ihre Augen zu.
„Nein! Thalia!" Ayumi schüttelte ihre Freundin, die für sie so etwas wie eine große Schwester gewesen war. Tränen liefen ihre Wangen runter und tropften auf Thalias Gesicht.

„Nein! Nein", wimmerte Ayumi. „Hilfe! Bitte, irgendwer. Hilfe", hauchte sie.
Es fing an zu regnen. Der Regen wusch alles fort. Den Monsterstaub. Das Blut. Die Tränen. Doch Ayumis Schmerz konnte er nicht wegspülen.

„Hilfe!"
„Wir können ihr helfen." Überrascht schaute Ayumi auf. Vor ihr standen zwei dunkle Gestallten.
„Ja, bitte helft ihr."
„Dein Wunsch ist stark und dein Herz ist gut", sagte die eine Gestalt. „Wir werden ihr helfen."
„Aber nur, wenn du von nun an unser Versteck bist. Bewahre unsere guten Eigenschaften mit deinem großen Herzen", ergänzte die andere Gestalt.
Ayumi starrte die beiden Gestalten verwirrt an. Sie hatte keine Ahnung, wovon sie redeten, aber wenn es Thalia helfen konnte...

„Gut", meinte sie entschlossen und wischte ihre Tränen weg. „Bitte helft ihr."
Die Gestalten lächelten. „Gehe immer deinen eigenen Weg, Ayumi Jackson!"
Dann verschwanden sie. Verwunderte schaute Ayumi sich um. Wo waren sie? Sie sollten Thalia doch helfen. Aber dann bemerkte sie, dass Thalia sich veränderte. Ihre Arme und Beine wurden zu Wurzeln. Sie wuchs in die Höhe. Ihre Haut wurde dunkler und härter. In wenigen Augenblicken war aus Thalia eine Fichte geworden. Fassungslos sah Ayumi den Baum an. Das war jetzt Thalia? Das Mädchen wurde immer blasser im Gesicht und dann fiel sie um. Das war alles zu viel für sie gewesen.

Später würde sie von Chiron gefunden werden. Und in den nächsten Monaten würden ihre Freunde anerkannt werden, sie aber würde das Camp verlassen. In den nächsten Jahren würde sie umherziehen, Monster erledigen und unterwegs aufgegabelte Halbblute ins Camp bringen. Sie würde zu einer starken Kämpferin heranwachsen. Und in fünf Jahren ihren Bruder bei seinem Auftrag begleiten.

Aber im Moment, im Moment trauerte sie um ihre große Schwester, die sie gerettet, aber auch verloren hatte. Thalias Fichte neigte sich leicht über das Mädchen, wie um sie zu beschützten. Um sie vor ihrer grausamen Zukunft abzuschirmen.
Und Tropfen fielen weiter vom Himmel.

Flashback Ende

Ayumi Jackson - Die Schwester von Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt