KANNST DU BEI MIR BLEIBEN? Teil 2

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*Annemarie*
Wincent wurde immer bleicher im Gesicht. Mit war klar, dass es ihm schlechter ging, als er zugeben wollte. Typisch Mann. Bitte kipp mir hier jetzt nicht um, dachte ich. Da ich nur ein wenig kleiner, war es für mich zum Glück ein leichtes ihn zu stützen. Dankbar lächelte er mich an. Ich war so um Sorge um Wincent, dass ich meinen Schock erst völlig vergaß und erst als die Sanitäter Wincent anfingen zu versorgen, holte mich mein gerade erlebtes wieder ein. Ich konnte mich nicht mehr auf die Realität konzentrieren.
Erst als Wincent nach meiner Hand griff, war ich wieder im hier und jetzt. Seine Idee mich als seine Freundin auszugeben fand ich gut, da ich wenig Lust hatte hier alleine bleiben zu müssen. Außerdem wollte ich den Vorfall bei der Polizei melden und da war es umso wichtiger die Verletzungen durch Fachpersonal auf nehmen zu lassen. Zum Glück klappte es auch soweit. Auf der Fahrt waren wir beide in unseren eigenen Gedanken vertieft.
Im Krankenhaus angekommen wurden wir direkt getrennt.
Leider konnten wir uns nicht mehr voneinander verabschieden. Wie gerne hätte ich mich bei ihm für alles bedankt. Ziemlich schnell kam eine Ärztin in das Behandlungszimmer. Ihr erzählte meine Geschichte und auch was genau mir widerfahren ist. Auch wenn es mir ziemlich unangenehm ist, musste ich da jetzt durch. Schließlich will diese liebe Frau mir auch nur helfen. Sie guckt sich als erstes mein Gesicht an. Dieses muss mit 2 Stichen genäht werden. Zum Glück nur eine kleine Platzwunde. Den restlichen Körper begutachtet sie auch. Bis auf einige blauen Flecken, die fotografisch festgehalten werden bin ich zum Glück heile davon gekommen. Anders sieht es bei Wincent aus. Er wollte mir nur helfen und bekam die Stichverletzung. Ich hoffe es geht ihm soweit gut. Nachdem die Ärztin fertig war, besprachen wir die nächsten Dinge, wie es jetzt weiter gehen sollte. In diesem Moment kam der Arzt rein, der Wincent mitgenommen hatte.
„Frau de Groot, kann ich mal kurz mit ihnen sprechen. Es geht um ihren Freund.", sprach der Arzt behutsam mit mir. „Na klar", antwortete ich zögerlich. Auch hier waren wir bereits als Freund und Freundin bekannt. „Herr Weiss muss sofort in den nächsten Op, der frei wird. Das Messer ging tiefer als gedacht und war wohl auch nicht ganz sauber. Wir werden die Wunde in einer OP besser reinigen können und verschließen. Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Wenn alles gut läuft darf er bereits morgen das Krankenhaus wieder verlassen."
Nach dieser Information musste ich unweigerlich schlucken. „Darf ich ihn noch einmal sehen?", fragte ich den Arzt. „Natürlich, ihr Freund würde Sie auch gerne noch einmal vor der OP sehen. Er liegt bereits auf Station. In etwa 30 min wird es ungefähr losgehen. Kommen Sie bitte mit!" Noch während der Arzt dies sagte, öffnete er die Tür und mir blieb nichts anderes als ihn zu folgen. Ich verabschiedete mich noch schnell von meiner Ärztin und folgte den Arzt. Vor Zimmertür 117 blieben wir stehen. „Machen Sie sich bitte keine großen Sorgen. Es ist eine Routine OP. Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, wünsche ich Ihnen alles gute.", sprach der Arzt einfühlsam vor der Tür mit mir.
Der Arzt klopfte an der Tür und kündigte so meinen Besuch bei Wincent an. Ich sah direkt in die warmen braunen Augen von Wincent. Er lächelte mich an. „Geht es dir gut?", fragte er mich direkt. Ich lachte. „Besser sollte ich dich das wohl fragen. Aber ja mir geht es soweit gut. Es wurde soweit alles aufgenommen und die ersten Unterlagen werden direkt zur Polizei geschickt. So können diese sich bereits in den Fall einlesen. Und ich kann morgen meine Aussage dazu machen." „Wenn du magst, komme ich dann gerne mit. Ich kann vielleicht auch noch ein oder zwei nützliche Details erzählen. Aber nun komm doch erstmal her." Ich setzte mich auf einem Stuhl in die Nähe seines Krankenhausbettes.
Ich griff gedankenverloren nach seiner Hand. „Worüber denkst du nach?", fragte mich Wincent. „Über gar nichts so wirklich. Vor ein paar Stunden wollte jeder von uns in das Wochenende starten. Und nun sitzen wir hier, du wirst gleich operiert und ich habe überall blaue Flecke von diesen Mistkerlen, als Erinnerung." Ich merkte gar nicht, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Doch ihm fiel es sofort auf. „Nicht weinen, alles gut.", sagte Wincent sanft und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. „Ich würde mich immer wieder dazu entscheiden.", sprach er weiter. Eine Weile schwiegen wir. Bis Wincent sich erneut räusperte und anfing zu sprechen. „Ich will nicht, dass dies eine einmalige Begegnung bleibt. Ich möchte dich gerne weiter kennenlernen, falls du nichts dagegen hast." Auf meinem Gesicht bereitete sich ein lächeln aus. „Gerne. Ich würde mich gerne nochmal mit einen Kaffee oder so bei dir bedanken. Und außerdem habe ich ja auch noch deinen Pulli." Ich zupfte etwas verlegen, an den doch 1 oder 2 Nummern zu großen Pulli.
Wincent reichte mir sein Handy. Ich tippte schnell meine Nummer ein. Als ich gerade auf speichern klicken wollte, erschien eine Nummer im Display. Amelie und ein schwarzes Herz erschien auf dem Handy. „Sorry da muss ich einmal ran gehen, dass ist meine Managerin." Er telefonierte kurz mit der Frau. Er hatte gerade aufgelegt, da kam auch schon die Schwester rein. „So Herr Weiss und Frau de Groot. Sie müssen sich jetzt voneinander verabschieden.", sprach die Schwester, ehe diese ganz den Raum betreten hatte.  Ich stand von seinem Bett auf und wollte mich gerade für eine Verabschiedung über ihn beugen. Doch Wincent hatte andere Pläne. Er stand mit schmerzverzerrten Blick von seinem Bett auf. „Bleibt doch liegen." „Nein, es geht schon." Wincent schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. Für einen Moment verharrten wir so. Direkt fühlte ich mich geborgen und wohl. Zum ersten Mal nahm ich seinen Geruch war. Er duftete so gut. Ich erwiderte seine Umarmung und schlang meine Arme um seinen starken Körper. „Danke für alles.", sprach ich gegen seine Brust. Langsam lösten wir uns voneinander. „Ich rufe dich nach meiner Op an, sobald ich wieder halbwegs klar denken kann. Wir sehen uns morgen. Zusammen schaffen wir auch den Rest." So wirklich erwidern konnte ich nichts. Er gab mir ein Kuss auf die Stirn. Ich konnte ihn nur noch anlächeln. Kurz darauf verließ ich das Zimmer. 

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