*Annemarie*
Der Urlaub mit Wincent war einfach viel zu schnell wieder vorbei. Ich mochte seine Mutter und seine Schwester und irgendwie stimmte es mich traurig, dass ich sie nun eine ganze Weile nicht sehen würde. Ich fühlte mich da einfach Zuhause.
Wie schaffte Wincent das immer? Nach Hause kommen und dann wieder gehen. Vor allem ohne zu wissen, wann er wieder hier sein würde.
Nun saß ich hier in Hamburg am Bahnhof und wartete auf meinen Zug. Wincent wartete noch mit mir und ich hatte jetzt schon Angst vor dem Moment des Abschieds. Für ihn ging es nämlich nach London zu einem Shooting mit Tommy Hilfiger und Shawn Mendes. Ich gönnte ihm das und wusste, wie gerne er vor der Kamera stand. Nur ich musste jetzt wieder ohne ihn auskommen, wovor ich echt Angst hatte. Nach meinem letzten Zusammenbruch in Berlin hatte ich mich so sehr an seine Anwesenheit gewöhnt. Wincent gab mir einfach die Ruhe, die ich sonst nur am Meer fühlte.
"Schatz, dein Zug kommt in zwei Minuten", meinte Wincent irgendwann zu mir.
Ich drückte ihn ganz fest an mich und vergrub mein Gesicht an seinem Hoodie. Ich wollte mich nicht von ihm treffen.
"Hey, alles gut. Du bist doch nicht alleine in Berlin. Und wir sehen uns ja ganz schnell wieder", murmelte Wincent in mein Haar.
"Ich weiß", erwiderte ich, aber blieb genau in dieser Position.
"Ach Schatz." Wincent drückte mir einen Kuss aufs Haar und löste sich aus der Umarmung. "Du schaffst die paar Tage ohne mich. Wir schreiben und telefonieren ganz viel, versprochen. Und Mats passt in Berlin auf dich auf."
"Mhm. Ich will trotzdem nicht", gab ich zu.
"Ich fürchte, wir haben keine Wahl. Du musst arbeiten und ich ja auch."
Mein Zug fuhr ein und ich wusste, dass jetzt die Zeit lief.
"Ich liebe dich über alles", flüsterte Wincent und küsste mich.
Ich erwiderte den Kuss umgehend.
"Grüß Mats von mir", sagte Wincent noch, als wir uns aus dem Kuss gelöst hatte.
"Mach ich."
"Und wenn er sich nicht benimmt, sag Bescheid."
"Versprochen. Pass auf dich auf." Ich küsste ihn nochmal kurz.
"Du auch auf dich."
"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch." Wincent küsste mich noch ein allerletztes Mal und dann stieg ich schweren Herzens in den Zug ein.
Ja, ich würde in Berlin mit Mats in einer WG wohnen, aber trotzdem hatte ich Angst vor der Stadt. Das Ereignis saß einfach viel zu tief. Vielleicht sollte ich wirklich mal eine Therapie in Betracht ziehen. Dieser Gedanke kam mir, während ich halbherzig die vorbeiziehende Landschaft betrachtete.*Wincent*
Der Abschied von Ann fiel mir jedes Mal wieder schwer. Vor allem jetzt, hätte ich sie gerne an meiner Seite gehabt. Ich verlor mich schon wieder in den ganzen Terminen und wusste nicht mehr, wo unten und oben war. Ann gab mir Sicherheit, aber die konnte ich nun nicht mitnehmen. Ich fuhr schnell nach Hause, schnappte meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Flughafen. Ich freute mich auf London, das Shooting dort und dass ich endlich mal wieder Shawn Mendes treffen würde. Dennoch fehlte mir ohne Ann etwas.
Nach der leider wieder viel zu kurzen Zeit im Vereinigten Königreich ging es direkt nach Berlin. Ich fuhr kurz zur Wohnung meiner Freundin und legte mich einige Stunden ins Bett. Ann war auf der Arbeit, deswegen hatte ich wirklich meine Ruhe, was ich kurz genoss. Als ich wach wurde, vermisste ich meine Freundin allerdings hier. Immerhin waren das ihre vier Wände, die sie mit Mats teilte, und nicht meine. Ein Anruf von Anna holte mich aber wieder in die Gegenwart zurück, denn ich musste los. Wir hatten heute noch ein Meeting, bevor es morgen dann mal wieder ans Set von 'Gute Zeiten, Schlechte Zeiten' ging. Vormittags waren Interviews dran und dann durfte ich mit meinen Jungs 'Spring' und 'Wunder gesehen' live auf der Bühne im Mauerwerk spielen. Das machte richtig Bock, auch wenn es ganz anders war als die normalen Konzerte. Doch die Vorfreude auf die endlich anstehende Tour wuchs mit diesem Auftritt. Am liebsten wäre ich sofort in die Tour gestartet, aber es standen erst noch die Aufzeichnung von 'Terra X Kids' und ein Release an. Denn endlich kam 'Spring' in der Version featuring Fourty raus.
Bei der dazugehörigen Party traf ich endlich Ann wieder. Wir hingen den ganzen Abend ziemlich aneinander, aber mich störte das natürlich nicht. Sogar Kevin, der mit Maty, Gigi, Fabi und Franzi aus München gekommen war, behielt seine sicherlich vorhandenen Kommentare ausnahmsweise für sich. Trotz allem war es ein sehr schöner Abend, aber ich fiel hundemüde mit Ann ins Bett. Sogar fürs Ausziehen hatte ich keine Kraft mehr. Der Marathon zerrte ziemlich an meinen Kräften.
Am nächsten Morgen stand ich für meinen Geschmack viel zu früh wieder auf. Ann tat es mir gleich, obwohl sie hätte ausschlafen können. Wir frühstückten gemeinsam und dann kam mal wieder der Moment des Abschieds. Ich hasste es jetzt schon, denn ich sah, dass Ann diese Momente genauso weh taten wie mir. Irgendwie war mein Job vorher einfacher. Mich stresste es schon wieder, vielleicht gerade mal so eine Nacht am gleichen Ort zu sein. Ich liebte meinen Job, ohne Frage, aber gerade hinterfragte ich wieder alles. War es das wirklich wert? Nun ja, jetzt musste ich da erst einmal durch.
Ich flog nach Köln, wo es für mich kurz Mittagessen und dann in die Maske ging. Ich durfte mich im Rateteam von 'The Masked Singer' beweisen. Zumindest versuchte ich es. Fernsehen machte mir Spaß, das stellte ich mal wieder fest. Vor allem so Ratesendungen, wo es nicht direkt um mich als Musiker ging, liebte ich.
Die folgende Woche war mit einiger Zeit im Studio gefüllt, bevor ich mit Christoph für ein geheimes Projekt nach Spanien flog. Obwohl es mir Spaß machte, verfluchte ich Anna dafür, dass es zwischen den ganzen anderen Terminen lag. Gut, konnte ich nicht mehr ändern, sondern musste jetzt da durch. Wieder zurück in Deutschland ging es zum MDR-Osterfeuer in Annaburg. Ich nutzte ein bisschen freie Zeit, um endlich mal wieder etwas länger mit Ann zu telefonieren. Allerdings war ich ziemlich fertig, sodass ich zu meiner eigenen Verärgerung nur mit halbem Ohr zuhörte. Zwischen Soundcheck und Gig machte ich nochmal einen kurzen Powernap.
Anschließend ließ ich mich von Kamil nach Hamburg fahren, wo ich im Auto noch ein wenig Schlaf nachholte. Dort angekommen fiel ich bei Johannes nur noch aufs Gästebett und pennte weiter. Ich hatte nicht einmal die Kraft, Ann zu schreiben, was mich im Nachhinein selber richtig ärgerte. Wie konnte der Job mich so auslaugen, dass ich meine Freundin vernachlässigte? Genau das wollte ich doch immer vermeiden. Fuck ey! Obwohl ich meinen Job liebte, war ich gerade mehr als sicher, dass ich die Pause im neuen Jahr brauchte. Mindestens, um all die verlorene Zeit mit Ann nachzuholen. Zum Glück war sie nicht alleine, sondern bei Mats in guten Händen. Der wiederum lieferte mir regelmäßig mal Updates, damit ich etwas beruhigter war. Er kannte mich halt ziemlich gut inzwischen.
Johannes ließ mich ausschlafen, sodass ich dementsprechend erst gegen 13 Uhr aus dem Bett kam. Ich aß etwas und ließ mich dann neben meinen besten Freund auf die Couch fallen. Viel mehr bewegen würde ich mich heute nicht mehr. Höchstens ins Bett zurück.
Gemeinsam sahen wir uns die Ausstrahlung der 'Tabaluga-Geburtstagsshow' an, die wir vor Monaten gedreht hatten. Währenddessen schlief ich allerdings immer mal wieder ein, sodass ich nicht allzu viel mitbekam. Wie gut, dass ich schon den Großteil kannte.
Die Zeit verflog nur so und es war nur noch eine Woche bis Album-Release. Wie krass ey. Das konnte doch nicht sein. Ich war etwas aufgeregt, wenn ich daran dachte, dass bald viele Fans die zwölf Songs hören konnten, für die wir uns entschieden hatten.
»Hey Schatz. Heute Abend ist ja Secret Session in Scharbeutz. Kommst du?«, schrieb ich Ann morgens noch, bevor sie zur Arbeit fuhr.
»Moin Wince. Ich hab das noch im Kopf, aber ich weiß nicht so Recht... Was, wenn ich erkannt werde? Oder Fotos gemacht werden?«
»Ich verstehe deine Bedenken. Auch wenn ich dich echt gerne dabei hätte. Immerhin haben wir uns quasi gar nicht gesehen in den letzten Wochen. Ich vermisse dich und außerdem bedeutet mir dieses Album extrem viel. Auch deinetwegen.«
»Ich weiß, Schatz. Dennoch... Ich kenne die Songs ja alle. Genieß du mal die Zeit mit deinen Fans, okay? Ich weiß, dass wir nicht viel Zeit hatten. Wir können das ja nachholen, wenn das Album draußen ist.«
»Okay... Kommst du trotzdem hoch?«
»Natürlich. Ich kann in der Zeit ja dann etwas mit Shay machen.«
»Freu mich auf dich. Ich frag sie mal.«
»Ich freu mich auch auf dich. Ich liebe dich. Bis später.«
»Ich liebe dich auch. Bis dann.«
DU LIEST GERADE
Wir sind mittendrin
FanfictionUnsere erste Begegnung war zwar nicht lang, aber dafür intensiv. Vergleichbar mit einem Branding auf meinem Herzen. ...