*Annemarie*
Am nächsten Tag wachten wir alle erst recht spät auf. Der Abend vorher war doch etwas sehr lang und wir waren, trotz Franzis Verbot, natürlich alle nicht mehr nüchtern, als wir dann doch irgendwann ins Bett fielen.
"Guten Morgen", nuschelte ich gegen Wincents nackte Brust und kuschelte mich nochmal fester an ihn.
"Guten Morgen, Babe. Wie hast du geschlafen?"
"Ganz gut, nur viel zu kurz. Aber es klingt, als wären Johannes und Ina schon wieder munter. Wie können die das?"
"Bei denen ist das bestimmt schon die senile Bettflucht. Schließlich sind sie ja auch ein wenig älter als wir", lachte Wincent.
"Lass das keinen hören." Ich stieg in sein Lachen ein.
Man muss uns gehört haben, denn Johannes und Ina steckten ihren Kopf durch die Tür.
"Ihr seid ja schon wach. Habt ihr Lust mit uns zu frühstücken?", fragte Johannes.
"Klar, gebt uns einen kleinen Moment. Wir kommen gleich", erwiderte Wince.
"Eigentlich wollte ich noch gar nicht aufstehen", gab ich zu.
"Wir können auch noch liegen bleiben. Aber so wie ich die beiden kenne, werden sie jetzt auf jedes Geräusch achten, was wir von uns geben."
"Als hätte man die beiden heute Nacht gar nicht gehört. Aber ich wollte eigentlich nur noch mit dir kuscheln. Nun haben wir wohl ein Frühstücks-Date."
Widerwillig standen wir beide auf und zogen uns die erst besten Sachen an. Ich schlüpfte in eine figurbetonte Leggings und ein Shirt von Wince. Als ich mir das Shirt über den Kopf zog, atmete ich direkt seinen Duft ein. Das Shirt hatte er wohl schon mal getragen. Zusammen gingen wir in die Küche.
"Guten Morgen", gähnten Wincent und ich beide im Chor.
"Guten Morgen ihr zwei. Da kommen ja wieder unsere siamesischen Zwillinge", schmunzelte Ina. Wir beide waren noch zu müde, um auf diesen Kommentar näher einzugehen. Zusammen frühstückten wir.
"Sag mal Wince. Wie läuft das morgen und übermorgen eigentlich ab? Hast du da schon einen Plan?", fragte Johannes interessiert.
"Gute Frage. Ich rufe gleich mal Amelie an. Es ist bestimmt schon alles durchgetaktet."
"Schatz? Was ziehen wir eigentlich da an? So wie wir jetzt sind, können wir schlecht dahin."
"Hast recht. Daran habe ich gar nicht gedacht. Das heißt wohl, wir müssten spätestens morgen noch shoppen gehen?"
"Und beide etwas Passendes finden", ergänzte ich.
Damit war das Thema erstmal wieder vom Tisch. Mit dem Fuß shoppen gehen hat uns gerade noch gefehlt. Nach dem Frühstück schwangen Ina und Johannes sich kuschelnd auf die Couch. Wir wollten nicht stören und verzogen uns in unser Zimmer.
"Schatz, kannst du bitte mein Shirt ausziehen?"
"Warum, es hat dich sonst auch nicht gestört?"
"Aber ich will nicht mit mir selber kuscheln. Es riecht noch nach mir und nicht nach dir." Ich musste lachen. Das war also Wincents Problem. Gerade als ich das Shirt ausgezogen und es mir wieder an der Seite von meinem Schatz bequem gemacht hatte, rief Amelie via Facetime an.
"Zieh es dir doch wieder an."
Stöhnend erhob ich mich wieder aus dem Bett, um nach dem Shirt zu suchen. Hätte ich es mal doch nicht gerade einfach achtlos weggeschmissen. Wincent begrüßte derweil Amelie.
Als ich also das Shirt wiedergefunden und angezogen hatte, krabbelte ich wieder zu Wincent.
"Hey Amelie, frohes neues Jahr", begrüßte ich sie. Wincent legte ein Arm um mich und ich küsste ihn kurz auf die Wange.
"Dir auch ein frohes neues Jahr. Wie ich sehe, seid ihr schon wieder recht munter."
"Wir haben sogar schon gefrühstückt", warf Wincent stolz ein.
Amelie lachte. "Eigentlich rufe ich nur an wegen morgen. Ich hole euch morgen früh um 9 Uhr ab. Seid bitte pünktlich um 10 Uhr findet das erste Interview statt. Danach sind die ersten Proben dran. Danach Mittag und dann wieder proben. Ann bist du überhaupt dabei?"
"Ähm ja, ich bin ja eh noch krankgeschrieben."
"Super, ich habe euch ein Doppelzimmer gebucht. Habt ihr alles, was ihr braucht, mit nach Hamburg genommen?"
"Da fängt wohl unser Problem an. Ann und ich haben weder Anzug noch Kleid", beichtete Wince.
"Och Wincent. Ich überleg mir was. Gib mir 5 Minuten."
Kurz darauf herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Scheinbar telefonierte sie parallel mit irgendwem. Jedoch hatte sie sich auf stumm gestellt, weswegen wir nur ihre Gesten sahen und kurze Zeit später ihr Lächeln.
"So. Wince deine zweite Probe ist etwas kürzer. Dafür gehst du mit der Band und ich mit Annemarie shoppen. Ich habe einen befreundeten Outfitter gefragt, ob er uns aushilft."
"Danke Amelie", grinste Wince ins Telefon.
"Aber warum gehen wir getrennt?", wollte Wincent wissen.
"Naja Herren, Anzüge sind im Erdgeschoss und die Kleider darüber", klärte Amelie uns auf.
Kurz danach verabschiedeten wir uns. Viel war an diesem Tag nicht mehr mit uns anzufangen. Wir verbrachten den größtenteils des Tages im Bett. Abends bestellten wir uns mit den anderen zusammen Pizza.Pünktlich um 9 Uhr standen wir vor Johannes' Wohnung.
"Wince, bist du sehr nervös?" Er war heute unnormal still.
"Komischerweise ja. Aber ich bin froh, dass ich dich dabei haben kann. Du bist echt eine Stütze."
"Aber ich mach doch gar nichts."
"Doch Ann. Du bist einfach in jeder Situation für mich da. Du gibst mir unfassbar viel Halt."
Vorsichtig zog er mich zu sich ran. "Ich liebe dich."
Ich konnte nichts mehr erwidern, denn seine Lippen berührten längst meine. Wir verloren uns völlig in diesem Kuss, bis ein Auto neben uns anhielt.
"Guten Morgen ihr zwei Turteltauben. Steigt ein", hörten wir die Stimme von Amelie.
Der Tag verging schnell. Ich heftete mich an Amelies Fersen. Wincent wurde von Termin zu Termin gescheucht. Er tat mir schon ein bisschen Leid, aber das war wohl jetzt sein Job. Ich kannte selber noch nicht viel von seinem Job, aber das gehörte wohl genauso dazu, wie der Studioalltag. Kurz sahen wir uns beim Mittagessen. Da aber auch hier die Presse dabei war, hatten wir keine große Gelegenheit miteinander zu sprechen.
Gegen 18 Uhr verließen wir also die Band, Wincent, Amelie und ich die Elphi.
"Puh, war das anstrengend", stöhnte Wince. "Ich hoffe, ich habe morgen mehr Zeit für dich. Morgen sind zumindest nicht so viele Termine", setzte er noch nach.
"Schon okay. Das ist halt dein Job. Amelie und ich haben die Zeit sinnvoll genutzt, um uns kennenzulernen."
"Das freut mich. Trotzdem werde ich morgen wieder mehr Zeit für dich haben. Versprochen", sagte Wince liebevoll.
Amelie hielt kurze Zeit später direkt im Halteverbot. "Steigt schon mal aus und geht rein. Ich parke noch eben das Auto vernünftig und komme dann nach." Wir verabschiedeten uns alle von Amelie. Zusammen gingen wir in den riesigen Laden. Amelie hatte mir heute über Tag nicht zu viel versprochen. Im Schaufenster hingen Ballkleider, schlichte Abendkleider und sogar Brautkleider. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Band stürzte sich direkt auf die Anzüge. Dies ließ Wincent und mich auflachen.
"Babe, such dir was schönes aus."
"Mal gucken, was zu meinem Geldbeutel passt", lachte ich auf.
"Das Kleid bezahle ich dir. Such dir aus, was du möchtest."
"Du spinnst doch. Ich kann mir schon selber eins kaufen", wehrte ich mich.
"Ich weiß, trotzdem würde ich dir das gerne schenken. Schließlich begleitest du mich. Unser erstes gemeinsames Event. Ich bin froh dich dabei zu haben."
"Danke, das weiß ich echt zu schätzen." Schnell gab ich ihm einen Kuss auf seine Lippen.
"Hab du auch viel Spaß mit den Jungs. Ich gehe schon mal nach oben und gucke mir die Kleider an."
In der ersten Etage traf mich fast der Schlag. Hier hingen bestimmt über 500 Kleider in allen Farben.
Wie sollte ich mich nur da entscheiden? Das konnte ich doch niemals. Ich bemerkte gar nicht, wie Amelie nach oben kam. Ich war einfach zu fasziniert von den Kleidern.
"Hey, was stehst du hier denn noch rum? Die Jungs hatten alle schon mindestens einen Anzug an."
"Mensch Amelie, musst du mich so erschrecken? Wie soll man sich denn hier entscheiden?"
"Hast du schon eine Idee mit der Farbe? Dann könnten wir vielleicht schon die eine oder andere ausschließen", überlegte Amelie.
Kurz überlegte ich. "Dunkelgrün würde mir glaube ich sehr gefallen."
"Dann auf zu dunkelgrün." Amelie zog mich kurz am Arm. Ich humpelte ihr hinterher.
Gedankenverloren striff ich durch die Gänge. Irgendwie konnte ich mich nicht entscheiden. Die Kleider waren alle schön. Von unten hörte ich die Jungs.
"Amelie? Ich kann mich nicht entscheiden."
"Soll ich dir helfen?"
Vorsichtig schüttelte ich meinen Kopf.
"Nein."
"Ich weiß, wer dir helfen kann. Ich hole Wince. Die Jungs sind eh bereits fertig." Kurz darauf war sie verschwunden und kam mit Wincent wieder. "Ich fahre die Jungs schon mal ins Hotel. Lasst euch Zeit." Amelie umarmte uns beide nochmal und ging dann runter.
"Was ist los? Meine Schwester hätte schon 17 Kleider anprobiert und du streichst durch die Gänge?"
"Wince, ich weiß auch nicht. Die Kleider sind alle schön. Nimm es mir bitte nicht übel. Ich weiß, wie sehr du dich freust, dass ich dich überall hin begleite. Und ich will das auch wirklich. Jedoch ist das alles noch so neu für mich. Noch nie stand ich vor so teuren Kleidern. Ich will dich nicht ausnutzen. Vielleicht sollte ich besser morgen zu H&M gehen und mir da eins aussuchen", gestand ich ihm.
"Och Süße. Ich verstehe dich und du nutzt mich nicht aus. Das weiß ich, das würdest du nie tun. Ich weiß wie ungewohnt das alles für dich ist, aber ich würde mich freuen, wenn ich dir das Kleid für morgen kaufen dürfte." Wince nahm mich kurz in den Arm. Sofort war mein ungutes Gefühl wie weggeblasen.
Ich hatte keine Ahnung, wie er das immer wieder hinbekam.
"Wince, nicht hier. Ausziehen schaffe ich noch alleine. Du kannst schon mal Amelie Bescheid geben." Sachte und immer wieder küssend schob ich ihn aus der Umkleide.
Wenig später hörte ich ihn telefonieren. Ich zog das Kleid aus und hing es wieder auf den Bügel.
Ich zog mich wieder an und eine Verkäuferin brachte derweil das Kleid zur Kasse. Eigentlich wollte ich Wincent noch einen kleinen Teil zu dem Kleid dazugeben. Aber als ich fertig war mit anziehen, stand er bereits mit Amelie und unseren Klamotten vor dem Ausgang und wartete.
Irgendwann würde mir schon eine passende Situation einfallen, wo ich mich bedanken könnte. Zusammen verließen wir den Einkaufsladen. Die anderen wollten noch etwas zusammen essen. Jedoch hatten wir keine Lust etwas mit den anderen zu unternehmen. Daher beschlossen wir, uns Essen aufs Zimmer zu bestellen.
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Wir sind mittendrin
FanfictionUnsere erste Begegnung war zwar nicht lang, aber dafür intensiv. Vergleichbar mit einem Branding auf meinem Herzen. ...