*Wincent*
"Hey Dario, was gibts?", fragte ich genervter als ich eigentlich wollte. Ich sah Ann entschuldigend an und stand vom Sofa auf. Anns Lippen formten nur ein „Schon okay." Womit hatte ich diese Frau nur verdient. "Soll es morgen nicht regnen?" "Okay, dann wohl bis morgen früh.", sprach ich zu Dario. Ann schaute mich nur fragend an. Schließlich hatte sie nur meine Worte gehört. "Sorry, mein Engel, wir können leider morgen früh nicht ausschlafen. Ich habe das Fotoshooting mit Dario vergessen.", sprach ich zu ihr, als ich aufgelegt hatte. "Das ist doch überhaupt nicht schlimm. Ich habe doch gesagt, ich begleite dich überall hin.", sagte sie prompt. "Wirklich?", fragte ich. "Na klar, was denkst du denn. Ich habe dir doch schon gesagt. Ich will so viel von deinem Leben hier kennenlernen und anscheinend gehört da auch ein Fotoshooting zu unchristlichen Zeiten zu. Oder, was ist für dich früh aufstehen?" "Ich denke, wir sollten so gegen spätestens gegen halb 5, 5 aufstehen.", gestand ich. "5 Uhr ist für einen Sonntag zwar früh, aber jetzt auch nicht mehr mitten in der Nacht. Das sollten wir schaffen.", konnterte sie. "Ich hasse es früh aufzustehen. Für mich beginnt so ein Tag ab 10 Uhr.", gab ich etwas genervt von mir. "Dann sind wir morgen wohl mal Frühaufsteher. Das schaffst du. Du weißt ja für was du das alles machst." "Du hast recht. Wollen wir uns was zu essen bestellen? Magst du Sushi?", fragte ich Ann. "Oh ja gerne. Kennst du einen guten Lieferanten?" "Also ich kenne nur den einen, wo wir immer bestellen und der ist ziemlich gut." Schließlich bestellten wir unser essen und entschieden uns noch solange einen Film zu gucken. Wir machten es uns auf dem Sofa bequem. Ann kuschelte sich an meine Brust. Zärtlich legte ich einen Arm um sie. Daran könnte ich mich echt gewöhnen, dachte ich. Keine halbe Stunde später vernahm ich ein regelmäßiges, ruhiges Atmen von Ann. Sie war wohl eingeschlafen. Heimlich machte ich ein Foto von uns. Sie sah einfach zu süß aus, wie sie da lag und schlief. Als es klingelte, stand ich vorsichtig auf und ging zur Tür. Ich nahm dem Lieferanten das Essen ab und ging wieder zum Sofa. "Hey Maus, aufwachen, unser Sushi ist da.", sprach ich leise zu Ann. "Oh, bin ich tatsächlich eingeschlafen?", fragte sie mich, verschlafen. "Ja, das bist du. Ungefähr ne halbe Stunde nach Beginn des Films." "Ups, sorry. Das war nicht geplant. Aber du warst einfach zu bequem. Hast du mich etwa beobachtet?", fragte sie, gespielt geschockt.
"Vielleicht ein ganz kleines bisschen. Aber du sahst einfach zu süß aus. Und ganz vielleicht gibt es davon auch ein zuckersüßes Foto.", gab ich zu. Nun sah Ann wirklich etwas geschockt aus. "Davon gibt es ein Foto?" "Wäre es andersherum gewesen, hättest du doch auch ein Foto gemacht.", probierte ich mich raus zu reden. "Ja, vermutlich hast du recht. Aber ich sehe doch nicht süß beim schlafen aus." "Für mich siehst du immer süß aus, selbst jetzt wo du schmollst." "Spinner. Komm, lass uns essen.", sagte Ann. Ich breitete also die Sushi Berge vor uns aus. "Da haben wir uns aber was vorgenommen.", lachte Ann. "Ach, quatsch wir sind doch zu zweit. Das bekommen wir hin. Lass es dir schmecken." Das ließ Ann sich nicht zweimal sagen. Sie schnappte sich die Stäbchen und begann genüsslich zu essen. "Wow, wie lecker.", schmatze Ann mit vollen Mund. Ich begann zu lachen. "Was?", sprach sie ziemlich undeutlich aus. "Mit 300 Gramm versteht man dich so schlecht.", lachte ich nun noch mehr. So ging es die ganze Zeit hin und her. Schließlich lagen wir beide pappsatt nebeneinander auf dem Sofa. Ein blick auf mein Handy verriet mir, dass es bereits kurz nach 23 Uhr war. So beschlossen wir, ins Bett zu gehen.
Um Punkt 4:30 Uhr riss mich mein Handy Wecker aus dem Tiefschlaf. Brummend machte ich mein Handy aus und drehte mich nochmal um. Kurz vor dem erneuten Einschlafen hörte ich Ann's sanfte Stimme. "Nicht wieder einschlafen. Du hast heute einen großen Tag vor dir." "Aber es ist viel zu früh. Halb 5 ist nicht meine Uhrzeit. Alle akzeptieren es, zumindest meistens, und dann kommt Dario und will Fotos im Sonnenaufgang machen." "Ach komm schon Wincent. Nachher bist du froh, so früh aufgestanden zu sein."
"Na gut. Bekomme ich einen guten Morgen Kuss? Dann bin ich auch bereit aufzustehen." Ann grinste. Dann legte sie zärtlich ihre Lippen auf meine. Ich zog sie so dicht wie an mich heran. Der Kuss wurde immer intensiver. Gerade als ich das Fotoshooting aus meinem Gehirn verbannen wollte, klingelte erneut mein Handy. Komisch, ich hatte doch den Wecker ausgestellt. Genervt griff ich nach meinem Handy. "Immer werden wir gestört. Das nächste Mal stelle ich das Handy aus.", sagte ich entschuldigend zu Ann. Dario war ja klar, dachte ich mir, als ich aufs Handy blickte. "Hey, guten Morgen.... Ja, ich bin pünktlich.... Ich bin wach und schlafe auch nicht wieder ein, versprochen." Gerade als ich aufgelegt hatte, wollte ich Ann wieder zu mir ziehen. Doch sie war bereits aufgestanden. "Nicht so schnell. Ich wollte zumindest den Kuss vernünftig beenden.", brummte ich.
"Ich dachte, du wolltest pünktlich da sein. Also los, raus aus den Federn." "JA MUM!", rutschte mir raus. Sofort tat es mir leid. Ich wollte sie nicht mit meiner Mutter vergleichen. Doch Ann lachte nur laut. "Sorry.", sagte ich kleinlaut und stand auf. "Don't Panic. Das war witzig. Ich habe mich einen Moment wirklich so gefühlt, wie eine Mutter, die ihr Kind aus dem Bett bekommen muss. Da hatten wir wohl mal wieder denselben Gedanken. Nun müssen wir uns aber wirklich beeilen. Sonst ist Dario gleich da und wir stehen noch in deiner Wohnung." Wir machten uns fertig und wenig später befanden wir uns auf dem Weg, zu dem Ort, wo Dario uns treffen wollte. Wir bogen nach relativ kurzer Zeit auf einem Feldweg ab. Mitten im nirgendwo. Kurz überlegte ich, ob wir wirklich richtig waren, doch dann sah ich Darios Auto.
"Moin Dario.", begrüßte ich meinen Fotografen herzlich. "Hey Wincent. Schön dich zu sehen. Wie geht's dir?" "Super und selbst?" "Auch gut. Ich bin überrascht, dass du wirklich so gut wie pünktlich hier bist. Liegt das etwa an der scheinbar neuen Mitarbeiterin? Behalt sie. Sie hat einen guten Job gemacht. Du bist hier und das so früh. Ich würde sagen Probezeit bestanden.", plapperte Dario frei raus. "Öhm, ich habe keine neue Mitarbeiterin. Darf ich dir meine Freundin Annemarie vorstellen?" "Darfst du. Aber bist du dir sicher, dass es deine Freundin ist? Dafür schaut sie ziemlich verwirrt." Ich sah zu Ann, die wirklich ziemlich verwirrt drein schaute und lächelte sie nervös an. Jetzt erst viel mir auf, dass ich sie zum ersten Mal ganz offiziell als meine Freundin betitelt hatte. Dabei wollten wir es doch langsam angehen. Wincent: Was kannst du eigentlich, sprach ich in Gedanken zu mir selbst. Dario hatte einen siebten Sinn und merkte, dass es da etwas Unausgesprochenes zwischen uns gab. Geschickt überbrückte er die Stille. "Hey Annemarie, schön dich kennenzulernen." "Freut mich, du bist dann wohl Dario." Professionell wie Dario war, ging er direkt in den Job über. Die Sonne fing langsam an, hinter uns aufzugehen. "So ich mache noch ein paar Probeaufnahmen und dann kann es losgehen.", sprach Dario direkt zu mir. Annemarie war seit meiner Aussage vorhin ziemlich still. Deshalb zog ich sie etwas zur Seite. Fragend schaute sie mich an. "Was ist los? Du bist so still?", fragte ich besorgt. "Alles gut. Wirklich.", versuchte sie mich zu beruhigen. "Das glaube ich dir nicht. Also raus mit der Sprache. Was ist los?", hielt ich an meiner Vermutung fest. "Ach, ich weiß nicht. Wincent, versteh mich bitte nicht falsch...es ist nur ungewohnt, wenn du mich als deine Freundin vorstellst. Es fühlt sich komisch an. Wir sind doch noch dabei, uns wirklich kennenzulernen." "Alles gut, wir gehen unser Tempo versprochen." Zur Bestätigung nahm ich sie fest in die Arme und strich ihr über den Rücken. "Wincent. Ich bin soweit. Wir können beginnen.", funkte Dario schon wieder dazwischen. Der Junge hatte aber auch ein Talent. "Ich komme." Ich gab Ann noch einen kurzen Kuss und sprintete die drei Meter zur Dario.
Schließlich begannen wir zu shooten. Dario und ich waren ein eingespieltes Team. Ann stellte sich nach einiger Zeit hinter Dario und fing an, Grimassen zu schneiden. Dario bekam davon scheinbar nichts mit. Mein Pokerface verlor immer mehr an Stabilität. Aus einem kleinen Schmunzeln wurde nach nicht allzu langer Zeit ein herzhaftes Lachen. "Mensch Ann, so kann ich mich nicht konzentrieren.", lachte ich. "Nicht schlimm.", warf Dario ein. "Die Bilder sind perfekt. Lass uns zum Eibsee fahren. Das ist nur noch eine knappe Stunde von hier."
"Okay, dann los", sagte ich direkt. "Aber ich brauche Kaffee."
"Ich auch", stimmte Dario mir zu.
"Was ist mit dir?", wandte ich mich an Ann.
"Auf jeden Fall. Sonst schlafe ich gleich ein."
"Wenn ich so darüber nachdenke, bekommst du vielleicht doch keinen", rutschte es mir heraus und ich kassierte einen Schlag von Ann.
"Habt ihr es dann?", mischte sich Dario ein.
"Wir können los", erwiderte ich und gemeinsam gingen wir zum Auto.Auf dem Weg zum Eibsee hielten wir noch bei einer Tankstelle an. Direkt nach dem ersten Schluck fühlte ich mich fitter. Annemarie ging es ähnlich. Obwohl sie mir so halb verschlafen auch sehr gut gefiel. "Boah, ist das heiß", bemerkte Dario.
"Danke, du auch.", erwiderte ich. "Aber lass die Finger von meiner Freundin."
"Ich meinte den Kaffee, du Depp", kam es von Dario, wobei er sich sichtlich zusammenreißen musste.
Ich warf einen kurzen Blick zu Ann, die nicht ganz zu wissen schien, was sie von der Situation halten sollte. Warum konnte ich mich nicht einmal vernünftig benehmen?
"Sorry", flüsterte ich ihr zu.
"Schon okay", erwiderte sie genauso leise und lächelte mich an.
Nach etwa einer Stunde Fahrt kamen wir am noch recht leeren Parkplatz an. Schon von weitem konnte man den See erkennen. Gemeinsam packten wir die nötigen Utensilien zusammen und marschierten los zum See. Vorsichtig griff ich nach Annemaries Hand. Ich bemerkte ihre Unsicherheit. "Schon okay, hier ist keiner. Wir sind unter uns.", flüsterte ich. Dario musste ja nicht gleich wieder alles mitbekommen.
Angekommen am See, machte Dario direkt seine Kamera fertig, während Annemarie und ich noch die Aussicht genossen. "Traumhaft. Einfach Traumhaft.", flüsterte Ann. Ich nickte einfach nur. Der Sonnenaufgang war wirklich schön.
"Ach, 7 Uhr morgens. Genau meine Uhrzeit", sagte ich und schaute Ann überrascht an, als sie anfing zu lachen. "Was denn?"
"Nichts", erwiderte sie grinsend. "Ich erinnere mich nur vage an ein: Vor 10 Uhr fängt mein Tag nicht an. Und ein: So früh aufstehen ist gar nicht meine Uhrzeit."
"Wenn ihr euch von dem Anblick lösen könnt, dann könnten wir starten. Ich wäre so weit." Kurz war ich sauer auf Dario. Es war, als wäre er heute beauftragt, schöne Momente wie diese zu zerstören. Böse funkelte ich ihn an. Doch er hatte recht. Die Fotos machten sich nicht von allein. Annemarie gab mir noch einen sanften Kuss auf die Wange und verschwand hinter Dario. Hoch konzentriert schossen Dario und ich wieder die unterschiedlichsten Fotos. Als wir fertig waren, wollte Dario bereit seine Kamera wieder einpacken, doch mir kam da eine Idee. "Stop Dario, warte. Kannst du von Ann und mir noch ein paar Fotos machen? Haben wir die Zeit?", fragte ich ihn. Dario nickte.
"Oh Nein, Wincent, ich komme nicht mit vor die Kamera, das kannst du knicken. Das überlasse ich lieber den Profis.", lachte sie bestimmend. "Ich bin doch kein Profi.", protestierte ich. "Sagt das Model.", warf Dario belustigt ein. "Model?", fragte Ann fassungslos. "Ja, ich war früher auch als Model tätig." "So richtig auf dem Laufsteg? A la Germany's next Topmodel?" Bevor ich antworten konnte, meldete sich Dario wieder zu Wort. "Ja, da war er auch mal. Sag mal Wincent. Hast du noch gar nichts über dich erzählt? Oder redet ihr gar nicht?"
Ich schlug Dario gegen die Schulter. Manchmal hasste ich mein Team dafür, dass alle so offen waren. Aber gut, sie kannten mich alle und wussten, dass ich damit umgehen konnte. Dennoch war mir das vor Ann ein wenig unangenehm. Ich ging nicht weiter auf das Thema ein. "Ach komm schon, die Bilder sind nicht für die Öffentlichkeit gedacht, sondern nur für uns. Sonst muss ich dich wieder beim Schlafen fotografieren." "Na gut, wir können es ja probieren.", lenkte Ann zum Glück ein. "Aber ich verkrampfe, wenn ich weiß, dass mich jemand fotografiert." "Dein Zwergenaufstand ist ziemlich süß. Aber du sollst dich nicht auf Dario konzentrieren, sondern auf mich." Ich blickte sie eindringlich an. "Genau, tut einfach so, als wäre ich gar nicht da", warf Dario leichtsinnig ein. Seine Aussage ließ mich schmunzeln. Dies blieb auch Dario nicht verborgen. "Nein, stop. Denkt einfach nicht an mich, aber vergesst nicht, dass ich auch noch da bin. Seid einfach unter euch. Ann, du musst nicht in die Kamera lächeln. Lächle einfach Wincent an. Solche Fotos sind eh viel authentischer." Mit diesen Worten trat Dario in den Hintergrund. Ich strich Annemarie sanft ihre Haare aus dem Gesicht. Klick. Kurz versteifte sich Annemarie. "Alles gut. Es ist nur Dario. Fokussiere dich auf mich. Du bist bildschön", flüsterte ich gegen ihre Stirn. Klick. Kurz darauf küsste ich sie zärtlich. Klick. So langsam entspannte sie sich. "Es gibt nur uns beide", flüsterte sie glücklich. "Nur uns beide", wiederholte ich ihre Worte. Klick.
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Wir sind mittendrin
FanfictionUnsere erste Begegnung war zwar nicht lang, aber dafür intensiv. Vergleichbar mit einem Branding auf meinem Herzen. ...