*Wincent*
Ich verließ das Krankenhaus auf meinen wunderschönen knall roten Krücken. Schönere hätte ich mir nicht vorstellen können. Alle anderen gab es leider nicht mehr in meiner länge. Vor der Tür blieb ich kurz stehen. Es war doch anstrengender als gedacht. Mein Bein pochte und meine Tasche störte mich einfach nur. Ich überlegte kurz wie viel Bargeld ich dabei hatte und ob es wohl ausreichen würde für ein Taxi. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, dass ca. 5m von mir entfernt Annemarie wohl auf mich wartete.
„Hey mein kleiner trotteliger Superheld, brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?",rief Annemarie mir frech entgegen. Sie lief auf mich zu. Irgendwie war ich noch nicht fähig mich zu bewegen. Das einzige, wo mein Körper zu fähig war, war dumm zu grinsen. Was machte sie denn hier. Ich dachte wir hatten abgemacht, dass wir uns bei der Polizeistation treffen. „Hey, was machst du denn hier?", kam es ziemlich schüchtern auch meinem Mund.Was ist denn nun mit mir los? Warum bin ich denn auf einmal so nervös? „Ich dachte ich hole dich ab. Auf Krücken willst du bestimmt nicht durch die halbe Stadt laufen oder?" Ich nickte. „Na dann komm mal mit. Mein Auto steht auf dem Parkplatz. Ich nehme deine Tasche, nicht das du noch darüber fällst." „Danke. Das ist sehr lieb von dir." Zusammen gingen wir schweigend zum Auto. Durch mich kamen wir nur leider nicht so schnell voran. Ziemlich geschafft kamen wir an ihrem grauen Skoda an. Sie machte den Kofferraum auf und stellte meine Tasche, sowie meine Krücken darein. „Sorry vorne werden deine Krücken leider keinen Platz haben. Ich helfe dir gleich zu Tür."
„Nein, nein nicht nötig. Ich hüpfe einfach. Das wird schon gehen." So probierte ich hüpfend zur Beifahrertür zu gelangen. Doch kaum war ich los gehüpft, schon kam ein stechender Schmerz in mein angewinkeltes Bein und mir wurde augenblicklich schwarz vor den Augen. Ich kam leicht ins straucheln. Ich hielt mich am Autodach fest, um nicht umzufallen. „Kannst du mir vielleicht doch helfen? Mir ist gerade ein bisschen schlecht und schwindelig.", presste ich hervor. Diese Frage kostete mich eine totale Überwindung. Schon wieder war ich der Schwache. Dabei hatte ich mir doch vorgenommen für Annemarie heute da zu sein. Da ich meine Augen geschlossen hatte, habe ich gar nicht gemerkt, dass Annemarie bereits an meiner Seite war. Sie legte einen Arm um mich und zog mich an ihr ran. „Ich habe dich. Atme langsam ein und aus. Wenn es dir wieder etwas besser geht, dann probiere die Augen langsam zu öffnen.", sie flüsterte die Worte schon fast. Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Ich atmete noch 3 mal ein und aus und öffnete dann langsam meine Augen. Mein Arm legte ich um ihre Schultern. „Danke.", flüsterte ich gegen ihr Haar.
Sie lächelte mich an. Zusammen humpelten wir den Rest zur Beifahrerseite. Sie öffnete die Tür und half mir, dass ich langsam einsteigen konnte. Als sie neben mir Platz gefunden hat musste ich leicht anfangen zu grinsen. Natürlich blieb das nicht verborgen. Denn das grinsen wurde immer breiter und ich musste anfangen leise zu lachen. Woher das auf einmal kam weiß ich selber nicht. „Was ist los?", fragte Annemarie mich daraufhin. „Ich weiß es nicht. Irgendwie habe ich kurz darüber nachgedacht, in was für eine Situation wir uns kennengelernt haben. Erst probiere ich dich zu retten, dann musst du mich immer wieder retten und jetzt sitzen wir zusammen hier in deinem Auto. Und irgendwie, obwohl wir uns null kennen fühle ich mich bei dir richtig wohl. Und ich wünschte wir bleiben auch nach diesem Tag weiter in Kontakt und lernen und weiter kennen.", es sprudelte alles aus mir heraus. Schneller waren die Worte gesagt, als ich wirklich drüber nachgedacht habe.Wir standen immer noch auf dem Parkplatz. Ich drehte meinen Kopf langsam zu Annemarie rüber. Sie legte ihre Hand auf meinem Bein ab. Sie starrte fast auf ihre Hand. Es dauerte einen kleinen Moment bis sie mir antwortete. „Ja ich hätte mir unser kennenlernen auch lieber woanders vorgestellt. Die Situation gestern war doof. Und mir graust es auch schon, dass ich da gleich nochmal drüber reden muss. Trotzdem fühle ich eine Verbundenheit mit dir, die ich mir selber nicht erklären kann. Ich will dich gerne weiter kennen lernen, Wincent." Bei den letzten Sätzen schaute sie mir direkt in die Augen. Ihre blauen Augen strahlten förmlich dabei. Ich konnte zwar darauf jetzt nichts erwidern, aber ich streckte mich etwas und legte meine Hand an ihrer leicht rot gefärbten Wange und gab ihr ein Kuss auf die Stirn. Kurz blieb es still im Auto. Es war eine angenehme stille. Wir schnallten uns an und fuhren Richtung Ausfahrt des Parkplatzes. „In der Mittelkonsole des Autos liegt eine weiße kleine Karte, magst du mir die einmal bitte geben, Wincent?" „Ja natürlich, was ist das für eine Karte?" Ich reichte ihr die Plastikkarte.
„Damit lieber Wincent, kommen wir hier von diesem Parkplatz runter." „Ah shit, wie viel bekommst du von mir? Krankenhausparkplätze sind sehr teuer. Das zahl ich dir auf jedenfall zurück." „Chill mal, für mich kostet das hier nichts." Jetzt war ich völlig verwirrt. „Aber warum?", fragte ich deswegen ziemlich verwirrt. „Na ganz einfach. Ich arbeite hier und das ist meine Mitarbeiterkarte und die erste Stunde ist immer umsonst und danach kostet es nur 50 Cent." Sie hielt ihre Karte gegen die Schrankanlage und tatsächlich, die Schranke fuhr ohne Probleme hoch. „Du arbeitest hier? Bist du etwa Krankenschwester?", kam es völlig perplex aus mir raus.
„Ähm nein, ich bin hier in der Projektleitung tätig. Ich sorge dafür, dass die Baumaßnahmen laufen und der Krankenhausbetrieb ganz normal weiter laufen kann. So in Kürze." „Klingt spannend." „Was hälst du davon, wenn ich dich erstmal schnell nach Hause bringe, damit du dich schnell umziehen kannst, schließlich hast du noch deine Kleidung von gestern an und dann fahren wir vielleicht zur Polizeistation? Ich hätte es gerne so schnell wie möglich hinter mir.", sie spulte diesen Satz nur so runter. „Wow, du kannst ja genauso schnell wie ich reden. Aber total gerne.Jedoch habe ich hier keine Wohnung ich wohne hier im Hotel. Ich bin sozusagen gerade auf Dienstreise.", ich blickte sie dabei an. Als ich erwähnte, dass ich gar nicht hier wohnte wirkte sie auf einmal sehr traurig. Ich nannte ihr die Adresse vom Hotel. Zum Glück war es gar nicht so weit von hier entfernt. Auf dem Weg sprachen wir über alles mögliche, aber sie sprach mich nicht drauf an, wo ich eigentlich wohnte, was ich beruflich tat oder irgendwas in der Verbindung. Ich war ein bisschen froh darüber. Noch war ich glaube ich nicht bereit meine Identität zu offenbaren. Gerade war ich einfach nur Wincent und nicht Wincent Weiss der Sänger. Es tat irgendwie gut nicht von ihr erkennt worden zu sein. Am Hotel angekommen, parkte sie das Auto. Soweit ich es erkennen konnte gab es keine Fans vor dem Gebäude. „Magst du mit rein kommen", fragte ich sie. „Ja gerne, ich glaube auch du könntest für den Weg ein bisschen Hilfe gebrauchen."
So machten wir uns auf dem Weg in mein Hotelzimmer. Dort angekommen humpelte ich mit meinen Krücken in das Badezimmer und lies mich auf dem Badewannenrand nieder. Ich wusch mich so gut es ging und zog mir frische Klamotten an. Eine Stunde später war ich mit allen fertig. Zusammen machten wir uns wieder auf dem Weg zu ihr Auto. Mittlerweile hatte ich auch mein Kreislauf im Griff. Schweigend und wohl jeder in seinen Gedanken vertieft, machten wir uns auf den Weg zur Wache.
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Wir sind mittendrin
FanfictionUnsere erste Begegnung war zwar nicht lang, aber dafür intensiv. Vergleichbar mit einem Branding auf meinem Herzen. ...