GideonUnkontrolliert, chaotisch und stark. So würde Gideon seinen kleinen Bruder, der zugleich sein Alpha war, beschreiben. Der Junge Anführer sollte sich seiner Verantwortung bewusster werden und nicht ständig Party machen! Dieser Meinung war nicht nur Gideon, sondern auch einige Mitglieder aus dem Rudel. Doch wer traute sich schon dem Alpha höchstpersönlich zu sagen, dass er sich gefälligst zusammenreißen sollte? Natürlich könnte Gideon diese Aufgabe übernehmen. Die Scheiße aus seinem kleinen Bruder zu prügeln, wäre nun wirklich kein Problem für ihn. Doch er wollte die Autorität seines Alphas nicht infrage stellen und ihn vor dem Rudel demütigen.
,,Nun schau nicht so grimmig! Wie kannst du an deinem Geburtstag so schlechte Laune haben?", fragte Cassian seinen großen Bruder. Gideon, der dafür bekannt war, ruhig und schweigsam zu sein, blickte Cassian mürrisch an und hob sich von der Couch. Er hatte nun wirklich genug von dieser Feier!
Allgemein verstand er nicht, warum er oder andere Rudelmitglieder Geburtstage feierten. Bei Menschen machte diese ganze Scharade ja noch Sinn. Aber bei ihnen? Sie waren teilweise unsterbliche Wesen, warum zum Teufel sollten sie Geburtstage feiern? Sollte er bis zur Ewigkeit zelebrieren, dass er geboren wurde? Das war doch lächerlich!
,,Du bist ein verdammter Spielverderber!", rief Cassian.
Erleichtert die Party verlassen zu können, verließ Gideon die Halle, wo seine Geburtstagsfeier stattfand. Draußen angekommen, holte er tief Luft und genoss das Nieseln, welches immer stärker wurde. Der nun 30-jähriger Mann wartete bereits den ganzen Tag auf den Regen, welches die Göttin ihm jedes Jahr zum Geburtstag schenkte. Sie kannte ihn. Natürlich kannte sie ihn! Immerhin hatte die Mondgöttin ihn erschaffen! Dementsprechend wusste sie, wie gern sich Gideon im Schlamm wälzte. Natürlich nur in seiner tierischen Gestalt. Ein Schmunzeln schmückte seine Lippen. Würde man ihn über die Straßen laufen sehen, würde man niemals meinen, dass er gern im Schlamm spielte.
Als der Regen immer stärker wurde, befreite sich Gideon von seinem T-Shirt und stieg aus seinen Schuhen. Nur mit einer schwarzen Jeans bekleidet, überquerte er die Straße und wollte Richtung Waldrand joggen, welcher sich in einigen Metern entfernt befand. Doch ehe er losrennen konnte, nahm er den Geruch von Zigaretten wahr und knurrte verärgert. Sofort drehte er sich in die Richtung, wo der Geruch herkam und erblickte eine junge Frau, die an einer Bushaltestelle stand. Sie zog kräftig an ihrer Kippe und inhalierte genüsslich den Rauch. Ohne nachzudenken, ging er auf sie zu und nahm ihr die Zigarette aus der Hand.
,,Das stinkt!", fauchte er sie an. Die junge Frau sah geschockt zu ihm hoch, machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, doch kein Ton kam aus ihrem rosafarbenen Mund heraus. Wie denn auch? Sein Anblick schockierte sie. Er stand barfuß und Oberkörper frei im Regen. War ihm nicht kalt?
,,Wenn du unbedingt rauchen musst, dann mache es in deinen eigenen vier Wänden und verpeste den anderen nicht die Luft", kam es wütend aus seinem Mund. Zornig möchte er sich von ihr wegdrehen, doch sein Körper drehte sich wie mechanisch wieder zu ihr. Was soll das? Fragte er sich verwirrt. Wieder versuchte er sich von ihr wegzudrehen, aber genauso wie vorhin gehorchte sein Körper ihm nicht! Es wirkte fast schon so, als wäre er gezwungen, stehen zu bleiben.
-Ich kann es nicht leiden, wenn du sowas machst- teilte er dem Wesen, das in ihm lebte, mit. Dieser schnurrte erfreut. Seine Freude war so groß, dass selbst der schweigsame Gideon davon mitbekam. Kopfschüttelnd versucht er sich erneut wegzudrehen, doch sein Wolf ließ es nicht zu. Ganz im Gegenteil, er steuerte Gideons Körper zu der Frau ihm gegenüber.
,,Verdammt, was soll das werden?", schrie er nun.
-Die verdammte Zigarette unterdrückt, was du eigentlich riechen solltest! - gab das Tier verärgert von sich. Genauso wie Gideon konnte er diesen widerlichen Geruch nicht leiden.
,,Thanos! Komm zum Punkt und sag mir, was zum Teufel ich riechen sollte!", fauchte er. Obwohl er im Gegensatz zu Cassian der geduldigere war, war auch seine Geduld begrenzt.
,,Geht es dir gut?", ertönte die weiche, ängstliche Stimme von der Frau, die vor wenigen Sekunden noch geraucht hatte. Gideon schmunzelte. Sie müsste ihn wohl für verrückt halten.
,,Mir würde es besser ge-", plötzlich verstummte er und blickte sie mit großen Augen an.
,,DU!", knurrte er laut und wie von selbst begannen sich seine Knochen zu verformen.