GideonDas Knacksen seiner Knochen hallte viel zu laut in seinem Kopf wieder und Gideon verzog schmerzhaft das Gesicht. Obwohl andere Werwölfe keinen Schmerz bei der Verwandlung verspürten, war es bei ihm anders. Sein ganzer Körper stand in Flammen und er hatte das Gefühl, vor Schmerz brüllen zu müssen. Das war seine Strafe. Eine Erinnerung an den Tag, an dem er zu weit ging und genau das tat, wovor sich andere Rudelmitglieder gefürchtet hatten. Nun war er dazu gezwungen, bei jeder Verwandlung Höllenschmerzen zu erleiden. Er musste für seine Tat bezahlen.
Ein lautes Knurren verließ Gideons Kehle, sobald er in seiner Wolfsgestalt vor der Frau stand, die ihm mit ihrer Zigarette die Luft verpestet hatte. Diese sprang schreiend auf und rannte panisch weg. Dummer Fehler!
Sein Wolf, der ihre Flucht als eine Art Herausforderung aufnahm, drängte Gideon in den Hintergrund und übernahm die Kontrolle über alles. Über seinen Körper und seine Gedanken. Gideons innerer Wolf, der auf den Namen Thanos hörte, blechte die Zähne und freute sich darauf, die Frau seiner Begierde zu jagen. Er konnte es kaum erwarten, sich mit ihr auf dem matschigen Boden zu wälzen und sie mit seinem riesigen Körper zu überragen.
Ein freudiges Heulen verließ seine Kehle und er rannte der Frau hinterher, die keinerlei Chance gegen ihn hatte. Viel zu schnell sprintete er los, sprang mit einem präzisen Sprung über sie und landete vor ihr. Erneut schrie sie laut, drehte sich weg und lief in eine andere Richtung. Freudig gab er ein markerschütterndes Knurren von sich, ehe er ihr erneut hinter rannte. Er jagte sie schnurrend Richtung Wald und konnte es kaum erwarten, über sie herzufallen.
,,Hilfe!", schrie die junge Frau verzweifelt. Ihre Stimme zitterte vor Angst.
,,Nicht weglaufen!", ertönte plötzlich die Stimmen von seiner Schwester. Thanos knurrte. Sie wagte es, sich in dieser Angelegenheit einzumischen? Wütend fokussierte er sich auf seine Gefährtin und machte sich darauf bereit, über sie zu springen. Er wollte ihre Nähe spüren.
,,NEIN!", brüllte die Frau, die er jagte, panisch, als er sie zu Boden zerrte und sich mit ihr über den nassen Waldboden rollte, während Regen auf beide prallte. Das war mit Abstand das schönste Geschenk, dass ihm die Göttin jemals gemacht hatte.
,,HILFE! HILFT MIR BITTE JEMAND", brüllte sie weinend und versuchte den Wolf, der ihr schnurrend über das Gesicht leckte, von sich zu schieben. Thanos, der das Ganze amüsant fand, lies von ihr ab, gab ihr erneut die Chance, vor ihm wegzulaufen, nur damit er sie wieder jagen konnte.
,,Verdammt, nicht weglaufen! Genau das will er", schrie seine Schwester, mit dem Wissen, dass Thanos ihr diesbezüglich die Hölle heiß machen würde. Keiner durfte sich einmischen, wenn ein Wolf gerade dabei war, seine Gefährtin zu jagen. Schon gar nicht, wenn er sie das erste Mal zu sehen bekam. Dieser Moment war etwas Persönliches und keiner hatte das Recht, dazwischen zu funken. Nicht einmal der Alpha höchstpersönlich dürfte sich einmischen.
,,Cassian tue doch was! Sie hat große Angst", verlangte sie. Goliath, der Zweitgeborene der Familie schnaubte.
,,Was soll er tun? Sich einmischen und ein Streit provozieren? Du weißt ganz genau, wie das enden würde, in einem Blutbad. Also los! Wir lassen die beiden allein. Im Gegensatz zu uns, wird er ihr nichts antu-", ehe er zu Ende sprechen konnte, ertönte ein schmerzvoller Schrei. Die drei Geschwistern rannten auf ihrem älteren Bruder zu. Ihre Augen weiten sich vor Schock, sobald sie das Bild erblickten, welches sich vor ihnen bot. Er hatte sie gebissen. Thanos hatte seine Gefährtin in den Bauch gebissen...