38 die Glühwürmchen brennen durch...

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Carag schlug den kleinen Pfad ein, der um das Gebäude herum zum Waldrand und damit auch zum Baumhaus führte. Er hatte heute eindeutig genug von Mathe. Und genug von Jeffrey. Nur, dass Samiya so schnell verschwunden war, tat ihm doch sehr leid.

Aber lange musste er heute nicht auf ihre Gesellschaft verzichten. Als er am Baumhaus ankam sah er, wie Samiya gerade die letzten Sprossen nach oben kletterte.

Carag schnallte seinen Rucksack auf den Rücken und machte sich ebenfalls auf den Weg nach oben. Dort konnte er leise schon Hollys und Dorians Stimmen hören.

Oben angekommen warf er seinen Rucksack in eine Ecke und ließ sich auf den Boden fallen.

„Hey Leute. Seid ihr schon lange hier?"

„Hm, eine Weile. Wo wart ihr denn?" Holly schaute nur kurz auf, während sie eine geröstete Nuss nach der anderen verspeiste.

Carag warf einen kurzen Blick zu Samiya, doch die blätterte schon in einem ihrer vielen Bücher und schien ihm das Antworten überlassen zu wollen.

„Kurzes Intermezzo mit Mathe..."

„Mit Mathe? Du? Kein Wunder, dass es kurz war..." Holly stupste ihn in die Seite und lachte.

„Es war nur kurz, weil Carag und Jeffrey sich überhaupt nicht benehmen können." Samiya schaute nicht mal von ihrem Buch auf, als sie das sagte.

Dorian lachte leise.

„Na, das ist ja nichts Neues..."

Carag beobachtete das Pumamädchen verstohlen aus dem Augenwinkel. Vielleicht hatten er und Jeffrey es mal wieder übertrieben. War sie deswegen sauer?

Er beugte sich leicht in Richtung von Samiyas Buch und versuchte sie von schräg unten irgendwie anzuschauen.

„Bist du jetzt sauer auf uns?"

Samiya atmete einmal tief aus, ließ ihr Buch auf den Boden sinken und sah ihn dann entschieden an.

„Ich weiß ja nicht, was ihr beide miteinander habt, aber ihr könnt einem echt auf die Nerven gehen damit, so viel kann ich dir sagen."

„Okay du bist sauer. Tut mir leid. Ich dachte nicht, dass es so enden würde..." Na was hast du denn dann gedacht? – raunte eine leise Stimme in seinem Kopf. Diese kritische innere Stimme, die sich immer dann meldete, wenn er eigentlich tief drinnen genau wusste, dass er auf dem Holzweg war...

Samiya schaute ihn skeptisch an.

„Pfff... jaja. Schon okay. Dann lass mich jetzt wenigstens in Ruhe lesen..."

Irgendwie ärgerte es Carag, dass Samiya anscheinend grade nicht so gut auf ihn zu sprechen war. So kam es, dass er seine warnende innere Stimme komplett ignorierte und das Desaster seinen Lauf nahm.

„Denkst du nicht, dass du sowieso viel zu viel Zeit mit den Wölfen verbringst? Ich meine, jetzt wo doch allen klar ist, dass du ein Puma bist." Carags ganze Aufmerksamkeit lag jetzt auf dem Pumamädchen neben ihm, er bemerkte gar nicht, dass Dorian ihm gegenüber sich gerade in einen eleganten, graublauen Kater verwandelte.

Samiya ließ ihr Buch mit einem leichten Knall auf den Boden sausen.

„Stell dir vor, das denke ich überhaupt nicht!"

„Ach nein? Du könntest doch immerhin beim Essen wieder zu uns an den Tisch kommen, die ganze Zeit sitzt du bei den Wölfen, und das als Puma." Carag schüttelte frustriert den Kopf und starrte einen Moment zur Seite.

Er wollte Samiyas entrüstete Miene gar nicht sehen. Auf einmal wusste er genau, dass er den Bogen nun endgültig überspannt hatte. Da half ihm auch Dorians Stimme in seinem Kopf nicht mehr viel: ‚Carag, was machst du? Pass lieber auf was du sagst!'

„Und sonst? Passt dir sonst noch irgendwas nicht? Vielleicht, dass ich Miro zu sehr mag und der kleine Kerl gern mit mir spielt?"

Samiya saß jetzt kerzengerade und fixierte Carag mit blitzenden Augen.

„Nein, Miro ist schon in Ordnung..." Carags Stimme war kaum zu hören, er versuchte sich zu beruhigen, aber das war verdammt noch mal kaum möglich, wenn er ständig dieses Bild von Samiya und Jeffrey im Kopf hatte. Er wusste selbst nicht, warum ihn das so sehr aufregte...

„Ach du spinnst doch. Ein kleiner Wolf ist okay aber ein großer nicht? Was hast du nur gegen Jeffrey?" Samiya war mittlerweile aufgestanden und starrte den Pumajungen ärgerlich an. Der konnte ja nicht wissen, dass der Wolfswandler für Samiya in den ersten Wochen, die sie hier war, zu jemandem geworden war, dem sie zu vertrauen gelernt hatte..

„Kann ja sein, dass ich spinne, aber du hast keine Ahnung, auf wen du dich da einlässt! Jeffrey hat auch andere Gesichter..." Carag wusste so langsam nicht mehr wohin mit seiner Frustration. Mit geballten Fäusten stand er da. Warum sah Samiya denn nicht, wie Jeffrey wirklich war? Vielleicht weil sie ihn mittlerweile besser kannte als sie alle... seine innere Stimme war doch noch nicht ganz abgetaucht. Diese Erkenntnis ärgerte ihn allerdings um so mehr.

Da fasste Holly langsam seinen Arm und versuchte ihn wieder auf den Boden zu ziehen.

„Vielleicht solltest du dich wieder hinsetzen und mal tief durch atmen..."

„Also mir reicht's." Samiya schnappte sich ihren Rucksack und machte ein paar Schritte zur Strickleiter hin. „Ich kann ja wiederkommen, wenn du wieder normal bist..."

Damit verschwand sie schon nach unten.

Zurück blieben ein Pumajunge, der völlig erledigt auf den Boden sank, und ein Rothörnchen in Menschengestalt das einen russisch-blau Kater ziemlich ratlos anschaute...

Also ehrlich Carag, das war nun wirklich keine Glanzleistung...'

Carag schaute erst von Holly zu Dorian, dann auf seine Hände.

„Meinst du, das weiß ich nicht? Aber jedes Mal wenn Jeffrey im Spiel ist, brennen bei mir die Glühwürmchen durch!"

Ich glaub nicht, dass das nur an Jeffrey liegt... und du meinst Sicherungen...' Dorian miaute einmal energisch, wie um das Gesagte für Carag extra zu betonen. Dieser starrte ihn nur verständnislos an.

Was für Sicherungen?'

„Die Sicherungen brennen dir durch, keine Glühwürmchen!" Jetzt musste Holly laut lachen.

„Ach so. Und an was liegt es dann, wenn ich fragen darf?"

Dorian streckte sich einmal ausgiebig, dann schickte er seinem Pumafreund ein unbeschwertes Lachen in den Kopf.

Tja, jetzt denke mal scharf nach, Katerchen... '

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Guten Morgen ihr Lieben  :)

Ich wollte mich mal wieder bedanken für all eure Kommentare, also Merci beaucoup!

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und einen wunderschönen Sonnentag heute!

Schön, dass ihr hier dabei seid!

Viele Grüße,

purzelstern

Call of the wildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt