37 wie gewohnt...

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Sonntag Abend kam wie immer viel zu schnell. Das einzig Gute am Ende des Wochenendes war, dass alle Freunde wieder vom Besuch bei den Familien zurückkamen. Im großen Saal beim Abendessen war es mit der Ruhe vorbei. An allen Tischen wurde erzählt und gelacht.

Carag warf immer wieder missmutige Blicke zum Tisch der Wölfe – dort steckten nämlich Jeffrey und Samiya für seinen Geschmack ein bisschen zu oft die Köpfe zusammen und lachten. Als er Dorians interessierten Blick auf sich bemerkte, konzentrierte er sich schnell wieder auf seine eigene Mahlzeit.

Er versuchte Lou und Brandon seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, wie sie von den Ausflügen mit ihrer Familie erzählten. Doch selbst Brandons Besuch in einem Freizeitpark konnte dieses leicht nagende Gefühl in seinem Inneren nicht ganz zum Verschwinden bringen...

***

Montag Vormittag verging wie immer eher zäh... alle waren eher übermüdet vom langen Aufbleiben übers Wochenende und die Fächer Kunst und Menschenkunde trugen auch nicht gerade zu mehr Aufmerksamkeit bei.

Als der Unterricht am Nachmittag endlich endlich beendet war, holte Carag Samiya auf dem Weg nach draußen ein.

„Hey Samiya, kommst du mit eine Runde in den Wald?"

„Ich kann nicht, für mich steht noch Mathe mit Jeffrey an..."

Schon wieder Jeffrey, dieser Kerl kam ihm irgendwie immer in die Quere... Carag spürte, wie leichter Ärger in ihm hochstieg. Da saß der Alphawolf doch schon bei jedem Essen mit Samiya am Tisch, aber nein, das reichte nicht, er musste auch noch mit ihr Mathe lernen!

„Muss das sein? Das könnt ihr doch auch noch morgen machen, oder später, oder -" Carag schaute genervt zum Himmel.

„Nee," Samiya schüttelte leicht den Kopf, „Mr. Brighteye besteht darauf, dass ich in Mathe endlich vorwärts komme, und Jeffrey gibt sich echt Mühe, damit ich endlich mal was behalte von dem Zeugs. Glaub mir, meine Lieblingsbeschäftigung ist Mathe nicht gerade..."

„Dann komm doch mit, du brauchst Jeffrey ja nichts zu sagen, er findet bestimmt schnell was anderes zu tun." Carag schaute Samiya eindringlich an. Er fand allein die Vorstellung von Samiya und Jeffrey alleine schon ziemlich beunruhigend. Selbst wenn sie nur Mathe lernten...

„Du würdest Holly auch nicht sitzen lassen, wenn sie mit dir in einem Fach extra üben würde, oder? Außerdem kommt Jeffrey da schon," Samiya deutete in die Richtung hinter Carag und tatsächlich, einen Moment später stand der junge Wolfswandler schon neben ihnen. Er lächelte Samiya kurz zu.

„Na alles bereit?" Carag ignorierte er einfach.

„So bereit wie man für Mathe sein kann." Samiya verdrehte kurz die Augen, schenkte Jeffrey dann aber doch ein kleines Lächeln, immerhin war es echt nett von ihm, sich für die Extra-Lernerei Zeit zu nehmen.

Carag neben ihr räusperte sich plötzlich.

„Nehmt ihr mich auch mit? Meine Mathekenntnisse könnten auch eine Auffrischung gebrauchen..."

Jeffreys deutliches „Nein, auf keinen Fall!" kam genau gleichzeitig mit Samiyas ‚Klar, warum nicht?" Samiya blickte Jeffrey fragend an.

„Komm schon Jeff, zu dritt wird's doch gleich viel lustiger!"

„Das glaub ich kaum..." Jeffrey bedachte sowohl Samiya als auch Carag mit einem gequälten Gesichtsausdruck.

Auf einmal stand Mr. Brighteye hinter ihnen.

„Also das ist doch eine hervorragende Idee. Eine Mathelerngruppe – es ist bewiesen, dass Schüler am Besten lernen, wenn sie sich gegenseitig Dinge erklären, wusstet ihr das?"

„Ach echt? Na toll..." Jetzt war es Jeffrey, der genervt die Augen verdrehte. Me. Brighteye schaute ihn streng an.

„Nanana, nicht so frech, Jeffrey,"

„Ist doch super. Auf gehts, legen wir los! Bestimmt sind wir doppelt so schnell fertig!" Samiya packte die beiden Jungs an den Armen und zog sie mit sich.

Nach einer kleinen Weile zwischen Mathebüchern, Geodreieck und Bleistiften war jedoch schnell klar, dass das gegenseitig besser lernen in dieser Gruppe nicht funktionieren würde.

Jeffrey war so genervt wie noch nie, während Carag auf einmal ganz vergessen hatte, dass er kurz zuvor noch unbedingt Mathe lernen wollte. Er hatte schon mindestens 5 Papierflieger gefaltet und versuchte sie im Boomerangprinzip wieder zu ihm zurück fliegen zu lassen. Es klappte nur mittelmäßig, meistens trafen sie Jeffrey irgendwo...

‚Carag! Ich warne dich zum letzten Mal, der Wolf in mir verliert langsam aber sicher die Geduld. Gleich pack ich dich und schleif dich bis zum Nordpol, da kannst du von mir aus dann einfrieren...'

„Ja das versuch nur!" Carag hatte schon einen neuen Flieger bereit, doch diesmal landete er weit entfernt auf einem kleinen Felsen, Zufall oder nicht...

„Ich frag mich sowieso, was du hier noch willst mit Mathe – bei dir kommt echt jede Hoffnung zu spät!" Jeffrey schüttelte nur abschätzig den Kopf.

Carag blickte den Wolfswandler mit leicht zusammengekniffenen Augen an.

„Immerhin brauch ich kein Rudel für mein Ego!"

Mit einem Ruck hatte Jeffrey den jungen Pumawandler am T-Shirt gepackt und starrte ihm feindselig in die Augen.

„Wag es ja nicht schlecht über das Rudel zu sprechen sonst --" Seine Stimme war nur ein drohendes Zischen.

„Halt, halt! Was ist denn los mit euch?! Spinnt ihr?!" Samiya versuchte Jeffrey von Carag wegzuziehen was recht schwierig war, denn mittlerweile hatte Carag den Rudelführer ebenso gepackt wie dieser ihn selbst. Nur mir Mühe schaffte Samiya es, sich selbst irgendwie zwischen die beiden zu drücken und sie so voneinander zu trennen. Alle drei waren nun ziemlich außer Atem und – in Samiyas Fall – etwas schockiert.

Trotzdem fand sie zuerst die Sprache wieder: „Also echt, was sollte das denn?! Habt ihr irgendein Problem miteinander?"

Allerdings!" Die beiden Jungenstimmen waren perfekt synchron. Wenn Blicke töten könnten...

Samiya sah einen kurzen Moment etwas ratlos aus, dann schnappte sie das Mathebuch und stopfte es in ihren Rucksack.

„Von mir aus. Aber dann haltet mich da raus!" Mit einem letzten Kopfschütteln drehte sie sich um und stapfte davon. Sollten die beiden doch alleine Mathe lernen, oder streiten, anscheinend hatten sie ja nur auf dieses Gelegenheit gewartet...

Mit leichtem Bedauern im Blick schaute Carag dem Pumamädchen hinterher. Dann wandte er sich wieder seinem besonderen Wolfsfreund zu.

„Sag mal was war denn das jetzt eben für eine Aktion?"

Jeffrey schenkte ihm nur ein kühles Grinsen. Oder Zähnefletschen wohl eher.

„Wir beide wie gewohnt, wie wir uns nicht ausstehen können, würde ich sagen." Damit erhob er sich, verschwendete keinen weiteren Blick an den Stinkepuma und ging mit langen, eiligen Schritten zurück in Richtung Schulgebäude. Samiya war schon gar nicht mehr zu sehen...

***


Call of the wildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt