66 Schach

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Am nächsten Morgen befand Samiya sich noch im Tiefschlaf, als Holly sie das erste Mal versuchte zu wecken.

„Hey Samiya – Zeit aufzustehen, wir müssen zum Frühstück und dann packen!" Keine Reaktion.

„Samiya, hey, bist du wach?"

„Hmmm... nein. Noch ein bisschen..." Samiya drehte den Kopf auf die andere Seite und verschwand noch tiefer unter der Decke.

„Du wirst das Frühstück verpassen..."

„Hmmm... ich hab keinen Hunger..." Seltsam, dachte Holly. Samiya war sonst immer hungrig... Naja, manchmal war Schlaf eben wichtiger. Wahrscheinlich war sie die halbe Nacht unterwegs gewesen. So war das eben mit diesen Pumas. Sie kannte das ja von Carag, der trieb sich auch oft nachts in der Gegend herum... Vielleicht waren sie ja sogar zusammen unterwegs gewesen? Hmm...

***

Als die ganze Klasse mit allem Gepäck bereit stand, um auf den Bus zu warten, konnte Samiya kaum die Augen offenhalten. Gerade so hatte sie es geschafft, ihre Sachen zu packen. Ihr ganzer Körper fühlte sich heute morgen so schwer an. Das war wohl eindeutig zu wenig Schlaf gewesen letzte Nacht. Vielleicht hätte sie doch nicht mehr ganz so lange mit Carag herumalbern sollen. Aber sie waren beide so voller Energie gewesen, an Schlaf war da nicht zu denken... Naja, im Bus konnte sie gleich noch ein paar Stunden nachholen.

„Hey Sam, alles okay?" Als Samiya aufblickte, sah sie Jeffrey neben sich.

„Ja, klar. Ich bin nur müde..." Genau passend gähnte sie einmal ausgiebig.

„Bist du sicher?" Jeffrey fand nicht, dass das Pumamädchen nur müde aussah. Sie war irgendwie blass und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten.

Samiya zuckte mit den Schultern.

„Ich werd gleich noch eine Runde im Bus schlafen, dann bin ich wieder wie neu." Sie schenkte Jeffrey ein schwaches Lächeln.

„Wann hast du denn geschlafen letzte Nacht?"

„Ich weiß nicht genau... irgendwann nach Mitternacht vermutlich..." Samiya gähnte schon wieder.

Jeffrey musste trotz seiner Sorge jetzt doch lachen. Irgendwann nach Mitternacht, genauer ging es wohl nicht mehr! Immer diese nachtaktiven Raubkatzen. Er war ja als Wolf auch gerne nachts unterwegs, allerdings konnte er sich in den Rhythmus als Mensch doch einigermaßen leicht einfügen. Er hatte nicht unbedingt das Bedürfnis, jede Nacht durch die Gegend streifen zu müssen. Vielleicht weil er fast sein ganzes Leben als Mensch gelebt hatte. Das war bei Samiya wohl anders...

Da tauchte auch schon der Bus auf.

„Ah endlich!" Samiya nahm ihren großen Rucksack vom Boden, er kam ihr viel schwerer vor als sonst, und seufzte leicht.

„Na gib schon her, ich trag' dein Ungetüm!" Jeffrey nahm Samiya den Rucksack aus der Hand und schob sie vor sich zum Bus. Sie stiegen hinten ein und Samiya steuerte direkt einen der nächsten Doppelsitze an. Sie rutschte ans Fenster und ließ den Kopf gegen die Scheibe sinken. Jeffrey verstaute ihre beiden Rucksäcke und beschlagnahmte dann direkt den Platz neben Samiya. Er hatte gehofft, im Bus wieder neben ihr sitzen zu können, das war einer der wenigen Momente, die er ganz in Ruhe mit ihr hatte. Sonst war immer so viel Trubel, so viel zu tun, die Lehrer, die anderen Schüler... Jeffrey schaute kurz durch den Bus. Hinter ihnen saßen Lou und Tikaani, vor ihnen Dorian und Henry. Von denen hatte er keine große Unruhe zu befürchten. Weiter vorne im Bus sah er Carag mit Holly und Frankie. Und Brandon natürlich. Na die waren hoffentlich jetzt weit genug weg, um ihn nicht mit ihrem Chaos zu belästigen... Jeffrey atmete beruhigt einmal tief ein und aus. Sein Blick blieb an Samiya hängen. War sie schon eingeschlafen? War das nicht total unbequem so an der Scheibe?

Call of the wildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt