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JJs pov:

„Kannst du Sawyer tragen?", frage ich Spencer, während ich mich abschnalle und aussteige.

Ohne auf ihre Antwort zu warten, da ihr sowieso nichts anderes übrig bleibt, als den vier Monate alten Jungen zu tragen, helfe ich meinem Bruder Jaydan aus dem grauen Auto raus und schnalle dann Jayda ab, die nun endlich eingeschlafen ist.

Die dreijährige ist im Kindergarten krank geworden und hat die gesamte Autofahrt über gejammert, bis sie schließlich so erschöpft war, dass ihr die Augen zu gefallen sind. Ganz zu meiner Erleichterung.

Rosie und Jayden rennen über die steinernen Fliesen durch den kleinen Vorgarten zur Haustür und klingeln, obwohl sie wissen, dass noch niemand da ist.

Ich hebe meine kleine Schwester vorsichtig aus dem blau schwarzen Kindersitz, damit sie nicht wieder aufwacht, hole dann aus dem Kofferraum meine Sachen und gehe zur Tür, um diese aufzuschließen.

Von drinnen hört man schon das Hundegebell unseres Welpen Snoopy und kaum geht die Tür auf, kommt uns der kleine Dalmatiner auch schon entgegengesprungen.

Jaydas Zwillingsbruder Jayden und unsere fünfjährige Schwester Rosalie laufen sofort ins Wohnzimmer und fangen an, den großen Lego Turm weiterzubauen. Ich deute währenddessen Spencer an, mit Sawyer ebenfalls ins Wohnzimmer zu gehen und ihn erstmal auf der Spieldecke abzulegen.

Das kleine dunkelhäutige Mädchen auf meinem Arm hingegen, bringe ich nach oben in ihr Bett, wo sie sich ein wenig ausruhen und erholen kann.

Wieder unten öffne ich Eddie die Tür, der gerade von der Schule kommt und gehe dann ins Wohnzimmer.

Spencer sitzt neben der weißen Decke, auf der Sawyer liegt und spielt mit ihm, während Jayden und Rosalie immer noch an ihrem Turm arbeiten. Snoopy spielt im Garten mit einem roten Ball und unsere einäugige Katze Pringles liegt in ihrem heiß geliebten Karton.

Mein achtjähriger Bruder Eddie kommt zu uns und setzt sich an den Tisch.

„JJ, kannst du mir helfen?", fragt er dann.

Ich nicke und setzte mich neben ihn, um ihm dabei zu helfe, einen Steckbrief über sich zu verfassen, der wohl für seine neue Lehrerin ist.

„JJ, ich habe Hunger." Rosie kommt angelaufen.

Die fünfjährige hüpft immer wieder an meiner Seite auf und ab und hält sich dabei an meinem Bein fest.

„Gab's im Kindergarten nichts oder was?", hake ich nach und ziehe sie auf meinen Schoß, weil mich ihr gehüpfe langsam aufregt.

„Doch, aber ich habe wieder Hunger", jammert sie und versucht gleichzeitig sich auf meine Beine zu stellen.

Ich hoffe wirklich, dass die neue Babysitterin, die heute kommen soll, bleibt, denn wenn nicht, sind wir echt aufgeschmissen. Zwar kommen meine Eltern am Wochenende wieder nach Hause, aber das sind immerhin noch etwas mehr als drei Tage und ich kann nicht jedes Mal zu spät zur Schule kommen, nur weil ich die Kleinen in den Kindergarten bringen muss. Und auch Sawyer kann nicht immer mit, schließlich haben die Erzieher dort Besseres zu tun, als auf ein kleines Baby aufzupassen.

„Schaffst du den Rest alleine?", frage ich den braunhaarigen Jungen neben mir.

Eddie nickt, ohne auch nur aufzusehen, also stehe ich mit Rosalie auf und gehe in die Küche.

„Was möchtest du denn?", erkundige ich mich bei dem kleinen blonden Mädchen.

Sie sucht eine Schublade ab, öffnet dann den Kühlschrank und kurz darauf den Gefrierschrank, bevor sie eine Tiefkühlpizza herausholt.

Ich ziehe den weißen Barhocker, welcher an der Kücheninsel steht, heran und meine kleine Schwester klettert drauf, um die Pizza in den Ofen zu schieben.

Ich mache noch zwei weitere rein und schalte ihn dann an.

Da sich der alte Karter nun auch zu uns begeben hat und mir schnurrend um die Beine streicht, gebe ich dem orangenen Tier etwas zu Essen und stelle auch unserem Hund was hin.

Eine Viertelstunde später - mein Bruder Miles ist nun ebenfalls da - sitzen wir zu sechst am Esstisch und teilen uns drei Pizzen.

Nachdem wir fertig damit sind, spielt Miles mit den Kleinen, während ich mit Spencer in mein Zimmer gehe, damit wir endlich mit unserer Präsentation anfangen können.

Spencer und ich teilen uns die Arbeit auf. Ich recherchiere den Lebenslauf von Anne Frank, während sie das Buch übernimmt, welches es über sie gibt.

Wir haben uns das fünfzehnjährige Mädchen ausgesucht, weil sie scheinbar eine sehr bekannte Jüdin aus dem Zweiten Weltkrieg ist.

Ich habe noch nie von ihr gehört, aber Spencer interessiert sich für sie. Sie hat sogar ihr Tagebuch gelesen, weshalb sie jetzt auch diesen Teil der Arbeit übernimmt.

Plötzlich höre ich Jayda aus dem Nachbarzimmer meinen Namen rufen. Es ist nur leise zu hören und zwischendurch hört man ein lautes Schluchzen, aber dennoch weiß ich, dass es mit der ruhigen Arbeit jetzt wohl vorbei ist.

„Bin gleich wieder da", teile ich Spencer kurz angebunden mit und verschwinde aus meinem Zimmer.

Schnellen Schrittes eile ich in das Zimmer der Zwillinge, wo die Kleine in ihrem braunen Holzbett unter der roten Decke liegt und sich weinend hin und her wälzt.

Ich hebe sie hoch und setzte mich auf den bunten Sessel, der hier steht.

„Was ist denn los, Jayda? Geht es dir so schlecht?", frage ich die Kleine und streiche dabei durch ihre kurzen, dunkelbraunen Haare.

„Mein Kopf", jammert sie und fasst sich an die Stirn.

Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stelle: „Tut es sehr weh?"

Sie nickt und kuschelt sich dann an meine Brust.

„Mir ist kalt JJ", nuschelt sie in meinen olivgrünen Hoodie.

„Willst du wieder in dein Bett?"

Sie schüttelt den Kopf und drückt sich enger an mich.

„Soll ich dich zu Miles runterbringen?"

„Nein, ich will bei dir sein."

Ich seufze.

Es war schon immer so, dass Jayda meine Nähe sucht. Sobald ich die Haustür betrete, kommt sie zu mir gerannt und umarmt mich und sie will ständig neben oder auf mir sitzen. Ihr Zwillingsbruder ist da ganz anders. Jayden hasst kuscheln oder Umarmungen, aber wenn, dann geht er nur zu unseren Schwestern oder unserer Mom. Miles, Eddie, unseren Dad und mich meidet er.

Ich denke, es hat etwas mit der vorherigen Familie der beiden zu tun. Die Zwillinge kamen mit zwei Jahren von ihren Eltern weg, weil ihr Vater gewalttätig war. Ihre Mutter war zwar immer für die beiden da und hat alles getan, um sie zu beschützen, aber sie war viel zu jung und hatte nur wenig Geld.

Vermutlich hat Jayden nur schlimme Erinnerungen an männliche Personen, während Jayda mit mir ihren großen Bruder verbindet, der die Familie schon früh verlassen hat.

Ich sehe ihm zwar nicht ähnlich, da er laut den Erzählungen von Denise - Jayda und Jaydens Mutter, die ab und zu mal zu Besuch kommt - braune, fast schwarze Haut hat, etwas längere Haare als ich, oft Braids oder Dreadlocks trägt und einen ziemlich lockeren Style hat. Aber die Kleine hat ihn geliebt und mich liebt sie auch, so wie ich sie und alle meine anderen Geschwister.

Mit dem kleinen Mädchen auf meinem Arm, begebe ich mich wieder in mein Zimmer, wo Spencer immer noch am Schreibtisch sitzt und das Buch liest, während sie zwischendurch etwas markiert oder herausschreibt.

Als sie mich bemerkt, dreht sie sich zu mir um und lächelt mich kurz an, bevor sie weiter arbeitet.

Kurz bin ich verwirrt, da sie mir noch nie ein einziges Lächeln geschenkt hat, aber ich lasse mich nicht davon beirren und setzte mich wieder neben sie.

Ich platziere Jayda auf meinem Schoß und recherchieren dann weiter für unsere Präsentation.

Wir machen keine einzige Pause, arbeiten bis um acht durch und sitzen schließlich beide erschöpft auf den schwarzen Schreibtischstühlen.

Jayda ist mittlerweile wieder eingeschlafen, dennoch habe ich sie immer noch auf meinem Schoß sitzen, damit sie nicht noch einmal anfängt zu weinen.

Die Babysitterin kam zwischendurch kurz rein, um sich mir als Tennessee vorzustellen und Bescheid zu geben, dass mein Bruder Miles unterwegs, aber meine Schwester May wieder zu Hause ist.

„Ich denke, wir sollten langsam mal Schluss machen. Tennessee geht gleich und ich will May nicht alleine mit den anderen lassen", erkläre ich Spencer.

Sie nickt: „Ja, ich sollte auch nicht zu spät nach Hause kommen. Wir machen wann anders weiter."

Ich klappe meinen Laptop zu und schiebe ihn in die Mitte des Schreibtisches.

Spencer packt ihre Sachen und steht dann auf.

„Wir klären den Rest am besten Morgen", meint sie mit Blick auf das kleine Mädchen in meinem Arm.

„Ja wäre gut."

Sie nickt und dreht sich zur Tür.

Ich folge ihr die Treppen nach unten, warte, bis sie weg ist und gehe dann ins Wohnzimmer, wo Tennessee und May mit Eddie auf dem cremefarbenen Sofa sitzen und eine Kindersendung schauen, die bald zu Ende sein müsste.

Die anderen sind wohl schon im Bett, was auch gut so ist.

Ich schmiere mir in der Küche zwei Brote und geselle mich dann zu den Dreien.

Erst jetzt bekomme ich die Gelegenheit, die neue Babysitterin mal genauer zu mustern.

Sie hat lange rote Haare, dunkelgrüne Augen und viele Sommersprossen zieren ihr blasses, aber durchaus hübsches Gesicht. Um ihren Hals hängen gleich drei Ketten, zwei mit kleinen Muscheln und eine mit einem goldenen Herzanhänger. Sie trägt ein weites türkises Sweatshirt und passend dazu eine schwarze Jeans, die ihren langen Beinen schmeichelt. Sie ist wirklich hübsch und scheint noch jung zu sein. Ich schätze sie auf Anfang bis Mitte zwanzig.

Ich widme mich dem Fernseher, wo Eddies Sendung gerade zu Ende geht. Tennessee und er stehen auf und gehen nach oben, während May auf einen anderen Sender umschaltet und wir eine dieser Reality-TV-Shows schauen.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt