Spencers pov:
Ich laufe schnellen Schrittes durch den Schulflur. Mein einziges Ziel ist es, weg von JJ zu kommen. Und zwar so weit, wie nur möglich.
Das, was gerade passiert ist, durfte nicht wahr sein. Ich sollte es einfach vergessen und nie wieder darüber nachdenken, dann ist es so, als wäre es nie geschehen.
Wie konnte ich bloß zulassen, dass es so weit kommt? Er hatte die volle Kontrolle über mich und das schon seit ich in den Raum gekommen war.
Eigentlich wollte ich nur meine Jacke holen, die ich nach Geschichte dort liegen lassen habe. Daraus wurde dann Sex. Ziemlich guter Sex. Aber eben auch Sex mit JJ McGrace.
„Wo warst du denn so lange?“, fragt mich Lissy aufgebracht.
Wir hatten vor, zusammen einen Kaffee trinken zu gehen, da bei ihr momentan der Unterricht ausfällt und mein Lehrer heute nicht da ist.
„Ich musste noch meine Jacke holen“, erkläre ich, rücke dabei allerdings nur mit einem Teil der Wahrheit raus.
Unser Plan war es, uns vor dem Schulgebäude zu treffen. Eigentlich hätte ich auf sie warten müssen, da sie noch etwas mit einem Lehrer zu klären hatte, dann hatte ich jedoch meine Jacke vergessen und musste nochmal umkehren.
„Und das hat so lange gedauert?“, fragt Lissy ungläubig.
„JJ hat mich aufgehalten“, gebe ich ehrlich zu.
„Natürlich, hätte ich mir auch denken können.“ Sie verdreht die Augen, hakt sich dann aber bei mir unter, sodass wir gemeinsam zu dem Café gegenüber unserer Schule laufen.
Ich bin froh, dass sie nicht weiter nachfragt. Lissy denkt vermutlich, JJ und ich haben diskutiert oder uns gegenseitig Beleidigungen an den Kopf geworfen, ich lasse sie aber lieber in dem Glauben.
Wenn sie jetzt Fragen stellt, muss ich mich erklären, außerdem würde es spätestens Morgen die ganze Stufe wissen. Nicht, weil Lissy es jedem erzählt, aber sie wird es Pia sagen und die spricht JJ dann vor allen an, sodass es jeder mitbekommen würde.
Mir ist es schon peinlich genug, dass ich ihm die volle Kontrolle gegeben habe. Normalerweise bin ich es, die ihm immer einen Schritt voraus ist, heute leider nicht. Dabei wollte ich ihn nur provozieren.
Es war lustig zu sehen, wie ich JJ am Wochenende hart gemacht habe und dann einfach gegangen bin, nachdem ich ihn eben dort sitzen sehen habe, wollte ich das gleich tun, bloß habe ich nicht damit gerechnet, dass er mich küsst. Und dann fasst er mich auch noch an.
Wenn ich alleine schon an seine Berührungen zurückdenke, steigt die Lust in mir.
Wie er seine Hände unter mein Oberteil geschoben hat und sanft über meine Haut gefahren ist. Dann seine Lippen an meinem Hals und seine Hände auf meinen Oberschenkeln. Und wie er seine Zunge benutzt hat. Gott, ich konnte gar nicht genug bekommen. Er wurde immer schneller, hat seinen Finger benutzt und mich in den siebten Himmel gebracht.
Und selbst als er plötzlich damit aufgehört hat, hatte ich noch nicht genug. Ich wollte mehr, also habe ich ihn geküsst und ihm das Gleiche gegeben, was er für mich gemacht hat. Bis wir schließlich sogar Sex hatten. Verdammt guten Sex. Leider.
Ich wünschte, es wäre schrecklich gewesen. Es ist nicht gut, dass wir uns momentan so nah sind, das, was heute passiert ist, macht das ganz noch schlimmer.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, will Lissy empört wissen und reißt mich somit aus meinen heißen Gedanken.
„Nein, sorry. Ich war in Gedanken“, entschuldige ich mich.
Lissy hält mir die blau angestrichene Tür zum Café auf und wir suchen uns einen Tisch.
„Das merke ich. Um was geht's denn?“, will sie wissen, während sie die Speisekarte aufklappt.
Weil ich sie nur irritiert anblicke, seufzt sie.
„In deinen Gedanken. Was war so wichtig, dass du mir nicht zugehört hast?“
„So wichtig war es nicht. Hab nur gerade über JJ nachgedacht“, teile ich ihr ehrlich mit.
Nur weil ich ihr nicht erzählen möchte, was zwischen ihm und mir passiert ist, heißt das nicht, dass ich ihr die ganze Wahrheit verschweigen muss.
„Seit wann läuft eigentlich was zwischen euch? Ich habe gehört, ihr hättet auf der Party rumgemacht.“
„Oh Gott, nein! Ich würde niemals was mit JJ anfangen. Das weißt du doch. Wir haben nur geredet, das war alles.“
Lissy blickt auf und hebt eine Augenbraue, um mir zu zeigen, dass sie mir nicht glaubt.
„Gut, wir kamen uns bisschen Näher, aber nur weil ich ihn provozieren wollte.“
Ich muss grinsen, als ich daran zurückdenke, wie ich JJ einfach habe sitzen lassen.
Sofort ist Lissys Aufmerksamkeit geweckt: „Aha?“
„Ich bin abgehauen, nachdem er meinetwegen hart geworden ist.“
Das rothaarige Mädchen beginnt lauthals loszulachen, sodass uns das alte Paar am Tisch neben uns genervte Blicke zuwirft.
Entschuldigend lächel' ich ihnen zu, Lissy ist das jedoch reichlich egal. Sie lacht weiter, als hätte sie es nicht mitbekommen. Oder vielleicht hat sie tatsächlich nichts bemerkt. Sie lacht immer so laut und herzlich, dass sie nichts um sich herum mitkriegt.
Ich könnte das nie. Immer, wenn ich glücklich bin, kommen im nächsten Moment die schlechten Gedanken in mir hoch. Dann denke ich an meine Mutter, an den Tag an dem sie gestorben ist. Ich war glücklich, bis ich die schlechte Nachricht bekommen habe.
An die beiden Wochen danach kann ich mich kaum erinnern, bis ihre Beerdigung kam. Der Tag war der schlimmste, aber wirklich besser wurde es dann auch nicht.
Ich bin nur froh, dass ich nicht so abgerutscht bin, wie mein Dad. Eine Weile lang habe ich mich komplett zurückgezogen. Mein Schutz war die Mauer, die ich um mich herum aufgebaut habe. Niemand kam an mich heran, keiner wusste, was mit mir los war.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass Ablenkung besser ist. Ich kam auf die Highschool und habe neue Freunde gefunden und ich habe jedem vorgespielt, mein Leben wäre perfekt, bis ich es irgendwann selbst geglaubt habe.
Mein Vater hat es währenddessen mit Therapie versucht, er wollte mich auch immer mit hinnehmen, aber ich war noch nie gut darin, über meine Gefühle zu reden. Scheinbar habe ich das von ihm geerbt, denn der Therapeut konnte ihm nicht helfen und so ist er dem Alkohol verfallen.
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But all I want is you
RomanceEr drückt mich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Tür und presst seine Lippen auf meine. Ohne auch nur ein klein wenig Abstand zwischen uns zu bringen, nimmt er mir die blaue, mit Glitzersteinchen beschmückte Maske vom Gesicht. Auch ich ziehe ihm...