50 // Wiedersehen

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Spencers pov:

Es klingelt an der Tür, weshalb ich von der Couch aufstehe und durchs Fenster schaue, um zu sehen, wer es ist.

Eine dunkle Gestalt steht dort und schaut nach oben. Als die Person mich sieht, winkt sie.

Als ich genauer hinsehe, kann ich Trevor erkennen, also mache ich die Tür auf und warte, bis er oben ankommt.

„Hey“, begrüßt er mich und gibt mir einen Kuss. „Ich dachte, wir könnten zusammen essen gehen.“

„Ja gerne, ich ziehe mir bloß schnell etwas anderes an.“

Ich husche in mein Zimmer und tausche das weiße Top, auf dem ein Fettfleck von heute Mittag zu sehen ist, gegen ein schwarzes Top und kurze hellblaue Jeansshorts.

Frisch ungezogen gehe ich wieder zu Trevor, sage meinem Dad Bescheid, dass wir essen sind und folge meinem Freund dann zu dem Auto seiner Eltern.

Wir fahren zu einem kleinen Restaurant mit schönem Ausblick ganz in der Nähe.

Eine ältere Dame führt uns zu einem Tisch auf der rechten Seite des Restaurants. Überall stehen braune Holztische mit einer roten Kerze sowie roten Servierten dekoriert. Auf den größeren Tischen stehen auch Blumen.

Trevor und ich nehmen auf den rot gepolsterten Stühlen Platz und schauen in die Karte. Wenig später kehrt die Kellnerin zurück und nimmt unsere Bestellungen auf.

„Ich habe übrigens meinen Eltern von dir erzählt. Sie wollen dich als meine Freundin kennenlernen“, teilt Trevor mir mit.

Er hat sich die ganze Zeit davor gedrückt, ihnen was zu sagen, weil er dachte, sie hätten was dagegen. Zwar waren sie die wenigen Male, die wir uns gesehen haben, immer nett zu mir, aber scheinbar sind sie streng, was Beziehungen angeht.

Ich habe Trevor gesagt, dass ich Schluss mache, wenn er mich weiter vor seinen Eltern verheimlicht, weil ich finde, dass so etwas zu einer Beziehung dazu gehört, er wollte es trotzdem nicht machen.

„Wirklich? Was haben sie gesagt?“, frage ich also erstaunt und glücklich zugleich.

„Sie waren erst nicht so begeistert, dass ich eine Freundin habe, weil sie meinten, ich solle mich auf meine Zukunft konzentrieren, aber als ich erzählt habe, dass du es bist, hatten sie nichts mehr dagegen. Sie mögen dich und sie finden, du hast einen guten Einfluss auf mich“, erzählt Trevor.

Lächelnd nehme ich seine Hand. „Siehst du, war doch gar nicht so schwer.“

„Jetzt bleibst du hoffentlich mit mir zusammen“, scherzt er.

„Ich hatte nicht vor, Schluss zu machen. Ich wollte nur nicht verheimlicht werden.“

Tatsächlich habe ich Trevor in diesem einen Monat, den wir schon zusammen sind, noch mehr lieb gewonnen. Wir entdecken immer wieder neue Seiten von uns und verstehen uns wirklich gut. Außerdem fühle ich mich bei ihm mehr als wohl.

Ich hatte ihm nur gesagt, dass ich Schluss machen würde, weil ich kein Geheimnis sein wollte, aber wirklich gemacht hätte ich es vermutlich nicht. Lieber wissen seine Eltern nichts von mir, als dass ich wieder alleine bin.

„Bitte sehr“, unterbricht eine mir bekannte Stimme den Augenkontakt zwischen Trevor und mir.

Ich blicke auf und entdecke JJs beste Freundin Ashley mit unserem Essen auf den Armen. Scheinbar arbeitet sie hier seit neustem. Vielleicht auch schon länger.

Ashley stellt uns unsere Teller hin, wünscht uns einen guten Appetit, lächelt mir einmal zu und geht wieder.

Wir fangen an zu essen und reden nicht mehr viel. Soweit ich weiß, ist es in Trevors Familie nicht üblich, sich beim Essen zu unterhalten. Jedenfalls gab es immer eine unangenehme Stille, wenn wir mit seinen Eltern am Tisch saßen und auch wenn ich mit ihm alleine gegessen habe, gab es nie ein Gespräch.

Plötzlich hört man Ashley laut einen Namen kreischen, weshalb ich von meinem Teller aufsehe und Trevor sich erschrocken umdreht.

Ich suche das Restaurant nach dem schwarzhaarigen Mädchen ab und entdecke sie an der Theke, wie sie einen Jungen in unserem Alter umarmt.

Als ich realisiere, wer diese Person ist, die Ashley umarmt, weiten sich meine Augen und ich verschlucke mich fast an meinem Essen.

Verdammt, noch vor etwas weniger als einem Jahr hätte ich mich über seinen Anblick gefreut, aber mittlerweile dachte ich, ich würde ihn nie wieder sehen. Oder vielleicht war es auch einfach die Hoffnung.

Mit Trevor lief es gut und zu JJ hatte ich keinen Kontakt. Ich habe mit ihm abgeschlossen und wollte ihn nicht mehr wiedersehen, weil ich Angst hatte, ihm ein zweites Mal zu verfallen.

„Kennst du den?“, will Trevor wissen und unterbricht dadurch meine Gedanken.

Ich schlucke. Sollte ich ihm sagen, wer das ist oder sollte ich lügen?

„JJ“, murmel ich schließlich.

Trevor hat die Wahrheit verdient.

„Dein Ex?“

Stimmt, ich hatte ihm bereits von JJ erzählt, bevor wir zusammen kamen.

„Jap.“

„Ich dachte, er ist auf einem Sportinternat?“

„War er auch, aber scheinbar ist er zurück.“ Erneut werfe ich einen Blick zu JJ rüber und beobachte, wie er sich mit Ashley unterhält.

„Er war wohl doch nicht so gut“, spottet Trevor und beginnt wieder zu Essen.

Das soll vermutlich ein Zeichen sein, dass er keine Lust mehr hat, darüber zu reden, doch aus irgendeinem Grund habe ich das Bedürfnis JJ zu verteidigen.

„Es sind Ferien, wahrscheinlich besucht er einfach seine Familie. Oder es hat ihm keinen Spaß mehr gemacht.“

Trevor blickt wieder auf, mustert mich kurz und zuckt dann mit den Schultern. „Oder er war nicht gut genug fürs College oder die Profis.“

„Das ist unwahrscheinlich. Er und Jacob sind ziemlich gut. Sie haben sich nicht mal dort beworben, sondern wurden von denen eingeladen, hinzugehen.“

„Heißt ja nicht, dass sie deswegen auch weiter kommen.“

Trevor ist wohl eifersüchtig auf JJ und ich kann ihn ehrlicherweise auch verstehen. Vielleicht war das von mir gerade auch übertrieben. Nur weil JJ und ich im Guten auseinandergegangen sind, heißt das nicht, dass ich ihn verteidigen muss. Zumal er sich auch seit einem Jahr nicht mehr bei mir gemeldet hat.

„Ist ja auch egal. Wir müssen jetzt nicht über ihn reden. Das ist unser Date.“

Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf Trevors Lippen.

„Schmeckt es dir denn?“, will er nun wissen.

„Ja, ziemlich gut und dir?“

„Mir auch." Er reicht mir seinen Löffel, damit ich von der Suppe, die er bestellt hat, probieren kann und tatsächlich schmeckt sie ziemlich gut.

Auch ich lasse ihn von mir probieren, werfe dabei allerdings nochmal einen Blick hinter ihn, um JJ jetzt genauer zu mustern.

Er trägt ein weißes Poloshirt zu einer kurzen schwarzen Jeans. Seine Haare sitzen noch genauso, sie sind bloß ein wenig dunkler geworden, da sie vermutlich nicht mehr so viel Sonne abbekommen haben.

Gerade als ich sein Gesicht betrachten will, dreht er seinen Kopf in meine Richtung und schaut mir genau in die Augen.

Ich hätte nie gedacht, dass mein Herz so auf dieses warme und vertraute Braun bei unserem Wiedersehen reagieren würde.

„Mmh, deins schmeckt auch richtig gut!“, unterbricht Trevor den intensiven Blickkontakt zwischen JJ und mir.

Erst durch seine Worte konnte ich mich losreißen und kaum habe ich das realisiert, fühle ich mich auch schon schlecht.

Trevor ist mir in letzter Zeit wirklich wichtig geworden, er tut alles für mich und meine Zuneigung. Das habe ich überhaupt nicht verdient.

Glücklicherweise hat Trevor nichts von meiner kurzen Ablenkung bemerkt und somit kann ich ihn bloß anlächeln und schließlich weiter essen.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt