56 // Die Schönheit der Nacht

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JJs pov:

„Na endlich!“, freut sich Liam, der mich als erster entdeckt.

Mittlerweile müsste es kurz nach Mitternacht sein. Ich habe mir für den Rest des Abends freigenommen, da Jesse, einer der neuen Mitarbeiter aufgetaucht ist und meine Schicht übernehmen konnte.

Jetzt bin ich also zu meinen Freunden gegangen, um mit ihnen noch ein wenig Spaß zu haben.

Ich geselle mich zu den anderen und fange an, die Lieder mitzusingen und mit ihnen zum Rhythmus zu tanzen.

Es fühlt sich gut an, nach so vielen Wochen der Arbeit endlich mal wieder Spaß zu haben und mich völlig frei zu fühlen.

„Schau mal, wer da ist.“ Rose zeigt mit ihrem Finger über meine Schulter auf eine Person, weshalb ich mich umdrehe, um zu sehen, wen sie meint.

Zunächst weiß ich nicht, worauf sie hinaus möchte, dann erblicke ich jedoch Caroline, die auf einem der Barhocker Platz genommen hat und sich in der Bar umschaut.

„Du solltest zu ihr gehen, ich glaube, sie ist alleine hier“, rät Diana mir.

Kurz zögere ich, doch dann gebe ich mir einen Ruck. Nur weil ich momentan keine Beziehung möchte, heißt das ja nicht, dass ich nicht mit Caroline reden kann. Vielleicht werden wir Freunde oder sie ist nur hier, um Urlaub zu machen und ich werde sie danach nie wieder sehen.

Ich laufe also zur Bar und begrüße Caroline, die mittlerweile an ihrem Cocktail nippt und mich deshalb zunächst nicht bemerkt.

„Hey“, erwidert sie, als sie mich erblickt.

Sie lächelt mich freundlich an und hebt dann ihr Glas. „Deine Kollegin macht auch gute Cocktails.“

Lachend nicke ich. „Sie können das alle gut, sonst hätte ich sie nicht eingestellt.“

Ich fahre durch meine Haare, während ich überlege, wie ich sie fragen könnte, ob sie zu uns kommen will, dann entscheide ich mich aber einfach dazu, direkt auf den Punkt zu kommen.

„Ich hab jetzt frei und bin bei meinen Freunden, wenn du willst, kannst du zu uns kommen, damit du hier nicht alleine sitzen musst.“

Caroline mustert kurz zögerlich mein Gesicht, als würde sie herausfinden wollen, ob ich es ernst meine.

„Wirklich?“, fragt sie nochmal nach.

„Klar.“

Lächelnd steht sie auf, nimmt ihren Cocktail und folgt mir zurück zu den anderen.

„Hi, ich bin Caroline“, stellt sie sich bei meinen Freunden vor. „JJ meinte, es ist in Ordnung, wenn ich zu euch komme.“

Diana und Rose begrüßen sie und auch Liam und Erin stellen sich der braunhaarigen Frau vor.

Eine ganze Weile stehen wir einfach nur da und unterhalten uns. Caroline versteht sich gut mit Diana und Rose und auch die Jungs haben nichts gegen sie.

Zwischendurch verschwinden Liam und Diana, um unsere leeren Gläser wegzubringen und dann miteinander zu tanzen.

Auch Rose und Erin wenden sich irgendwann von uns ab und beginnen damit, ihre Arme umeinander zu legen und sich langsam zur Musik zu bewegen.

Es freut mich für die beiden, aber gleichzeitig weiß ich auch, dass diese Intimität zwischen ihnen nicht lange anhalten wird. Jedes Mal wenn wir auf einer Party sind und die beiden schon ein bisschen angetrunken sind, kommen sie sich näher, aber am nächsten Tag ist alles wieder vorbei.

Im nüchternen Zustand trauen sie sich nicht, ehrlich zueinander zu sein. Erin denkt, Rose will nichts von ihm und Rose hat Angst davor, eine Beziehung einzugehen, weil sie keine gute Erfahrung gemacht hat.

„Süß“, meint Caroline, die neben mir steht und die beiden genauso beobachtet wie ich.

Ich blicke zu ihr und sehe, dass sie sich nun zu Liam und Diana gedreht hat, die sich mittlerweile küssen.

Zögerlich mache ich einen Schritt zu ihr. Ich bin mir unsicher, ob ich mit ihr tanzen sollte, weil ich nichts von ihr will und ihr daher keine falschen Hoffnungen machen möchte, aber es ist komisch einfach hier zu stehen und den anderen zuzuschauen, also gebe ich mir einen Ruck.

„Willst du auch?“, frage ich vorsichtig nach.

„Also tanzen meine ich“, verbessere ich mich, damit Caroline nicht falsch denkt.

Kurz betrachtet sie mich erschrocken, als hätte sie nicht erwartet, dass ich das frage oder als ob meine Idee ihr nicht gefällt.

Gerade will ich meinen Gedanken zurückziehen, da nickt sie lächelnd und legt ihre Arme um meinen Nacken.

Ich steige in ihr Lächeln mit ein, während ich meine Hände auf ihrer Hüfte platziere und anfange, mich im Rhythmus der Musik zu bewegen.

Ich bin kein guter Tänzer, aber mit ihr fühlt es sich schön an. Und glücklicherweise ist sie genauso schlecht wie ich, denn immer wieder treten wir uns gegenseitig auf die Füße, was uns jedes Mal zum Lachen bringt.

Als das Lied schneller wird, nehme ich ihre Hände von meinen Schultern und wirbel sie einmal im Kreis herum, wobei ihre hellbraunen Haare durch die Luft fliegen und der lange weiße Rock im Wind flattert.

Sobald sie wieder zu mir blickt, lege ich meine Hände zurück auf ihre Hüfte und ziehe sie etwas näher an mich heran. Es fühlt sich gut an, ihr so nah zu sein. So vertraut und trotzdem irgendwie neu.

„Ich kann nicht mehr“, stellt Caroline außer Atem fest, als das Lied zu Ende geht.

Wir entfernen uns voneinander, um beide mehr Luft zu bekommen.

„Ich muss mir kurz was zu trinken holen“, teilt sie mir mit und läuft zur Bar.

Ich folge ihr und stelle mich neben sie an das Tresen. Wir holen uns beide einen Cocktail, den ich uns ausgebe und suchen uns dann einen Platz am Strand etwas Abseits der ganzen Menschen.

„Wohnst du eigentlich schon lange hier? Ich habe dich nämlich noch nie gesehen.“

Caroline schüttelt auf meine Frage hin den Kopf. „Nein, ich bin gestern in meine Wohnung eingezogen.“

„Das ist cool. Ich bin auch erst seit einem halben Jahr hier“, teile ich ihr mit.

„Und dir gehört schon so eine beliebte Bar?“

„Das war nicht mein Plan, als ich hergekommen bin. Eigentlich wollte ich in der Firma meiner Eltern arbeiten, weil ich keinen Collegeplatz bekommen habe, dann bin ich auf die Bar gestoßen und Terry hat mich gefragt, ob ich ihm hier helfen will. Ich habe natürlich ja gesagt. In der Firma verdiene ich nicht so viel und es macht echt Spaß am Strand zu arbeiten. Terry ist toll! Er hat mir ziemlich viel beigebracht und mir vor ein paar Monaten dann das Geschäft übergeben.“

„Wie cool! Ich hoffe, ich habe auch so viel Glück. Ich bin hier, weil ich nicht aufs College wollte und meine Eltern mich zu Hause rausgeschmissen haben. Aber was bringt es mir, zu studieren, wenn ich dabei keinen Spaß habe. Ich möchte mein eigenes Café aufmachen und damit sollte man früh anfangen.“

„Cafés kommen hier bestimmt gut an. Es gibt viele Urlauber.“

„Ich weiß, deswegen bin ich hier. Aber erstmal muss ich Geld verdienen, um mir einen Raum zu mieten oder zu kaufen. Ich habe auch schon einen Job in einem Hotel, aber das wird nicht reichen.“

„Du kannst bei uns arbeiten, wenn du willst. In der Bar oder im Surfshop, was dir lieber gefällt.“

„Wirklich? Das wäre toll. Ich will meinen Eltern zeigen, dass ich auch ohne sie klarkomme.“

Lachend lasse ich mich nach hinten in den Sand fallen und schaue in den Sternenhimmel, der heute schöner als sonst ist.

Caroline tut es mir nach und gemeinsam genießen wir die Ruhe und die Schönheit der Nacht.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt