7 // plans

171 4 0
                                    

JJs pov:

„Kannst du deinen Text?", fragt mich Spencer nun schon zum dritten Mal.

„Ja-ha", gebe ich genervt von mir.

Wir haben unser Referat schon mindestens fünfmal wiederholt und trotzdem ist Spencer total aufgeregt.

Die ganze Zeit wippt sie mit ihrem Bein auf und ab und liest sich ihre Karteikarten durch, dabei kann sie alles in- und auswendig.

„Hör jetzt auf damit", meine ich und nehme ihr die Karten weg.

„Hey!" Böse blickt sie mich an und versucht ihren Text wiederzubekommen, aber ich lasse sie nicht.

Es stört mich, dass sie so eine Angst hat, obwohl sie sonst immer so selbstbewusst ist.

„Du kannst alles, also hör auf dich so verrückt zu machen."

„Ich hasse Vorträge", zickt sie mich an.

„Und ich hasse dich. Passt doch."

Sie verdreht die Augen und schnappt sich ihre Karteikarten wieder.

„So, dann sind wir bei Ms. Price und Mr. McGrace angekommen", Mr. Sandler blickt erst zu Spencer, dann zu mir und nickt uns zu.

Wir stehen auf. Ich stelle meinen Laptop auf den Schreibtisch und verbinde ihn mit dem Whiteboard. Unsere Präsentation erscheint.

Ich blicke zu Spencer. Sie atmet einmal tief durch, bevor sie mir zunickt.

Per Knopfdruck starte ich das Video und erlange somit die Aufmerksamkeit des Geschichtskurses.

„Das Mädchen aus dem Video war Anne Frank. Sie ist am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main als deutsches Mädchen jüdischer Abstammung geboren. 1934 wanderte sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester Margot aus dem heimatlichen Deutschland in die Niederlande aus, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Kurz vor dem Kriegsende, genauer gesagt zwischen Februar und März 1945, fiel sie dem nationalsozialistischen Holocaust im KZ Bergen-Belsen zum Opfer", so beginnt Spencer nach dem kurzen Ausschnitt aus dem Film mit unserer Präsentation.

„So wie Anne Frank ging es zur Zeit des Zweiten Weltkrieges vielen Juden. Darüber haben wir auch schon im Unterricht gesprochen, weshalb wir euch nun von dem Mädchen erzählen wollen", mache ich weiter.

Wir tragen abwechselnd unsere Texte vor, erzählen dem Kurs vom Zweiten Weltkrieg, den Juden und Anne Frank.

Als Spencer einmal nicht weiter weiß, übernehme ich etwas von ihrem Teil, damit sie sich sortieren und wieder weitermachen kann.

Glücklicherweise sind wir die Präsentation schon oft genug durchgegangen, sodass ich ungefähr weiß, was sie sagen sollte.

***

„Und?", fragt Ashley, als ich in die Cafeteria komme.

Sie und Jacob schauen mich interessiert an, wollen scheinbar wissen, wie meine Präsentation gelaufen ist.

„Wenn das keine gute Note wird, geh' ich mich vergraben", meine ich und setze mich mit meinem Tablett zu meinen Freunden.

„Also ist es super gelaufen", hakt Jacob nochmals nach.

Ich strecke den Daumen in die Luft, während ich mir einen Löffel Kartoffelsuppe in den Mund schiebe.

„JJ, Alter! Hab gehört, du wirst am Samstag achtzehn. Steigt bei dir eine Party?" Homer lässt sich neben mich auf den Stuhl sinken.

„Weiß nicht. Ich habe nichts geplant, aber wäre schon cool", erwidere ich, bevor ich mich wieder meinem Essen widme.

Ich hätte schon Lust, zu feiern, aber meine Eltern und Geschwister sind zu Hause und auch wenn ich sie wirklich gerne habe, sie sollen nicht da sein, wenn meine Freunde und ich Party machen.

„Du solltest auf jeden Fall feiern!", meint Ash, als wir in meinem Auto sitzen, um nach Hause zu kommen.

„Geht schlecht, wenn meine Familie zu Hause ist. Miles kann ja dabei sein, aber der Rest." Schulterzuckend fahre ich vom Parkplatz.

„Vielleicht bekommst du sie ja davon überzeugt, fürs Wochenende wegzugehen", überlegt sie.

„Kann ich mir nicht vorstellen. Sie wollen mit Sicherheit dabei sein, wenn ihr Sohn achtzehn wird."

„Da hast du auch wieder recht."

Es ist still im Auto, bis Ashley wieder das Wort ergreift.

„Hättest du denn schon eine Idee, was du machen könntest. Ich mein, einfach nur feiern ist ja langweilig. Ich wäre für eine Mottoparty. Just White ist ganz cool oder wie wäre es mit 80's oder 90's?"

„Nah, das ist nicht so meins. Ich stehe mehr so auf Schwarz und der Style von früher ist auch nicht so toll."

„Was ist mit einer Kostümparty?", schlägt sie nun vor, während sie die Sonnenblende herunterklappt, um sich im Spiegel zu betrachten.

„Kinderkram."

„Es gibt auch coole Kostüme."

Sie fährt sich durch die langen schwarzen Haare, zieht dann ihren Lipgloss nach und lächelt sich anschließend glücklich zu.

„Wenn ich den Leuten sage, dass ich eine Kostümparty feiere, werden sie nicht kommen", erwidere ich.

„Man kann in Partnerkostümen kommen. Oder wie wäre es mit Genderswitch? Roter Teppich, ausgefallene Kleider, Prinz und Prinzessin ... Es gibt so viele coole Sachen."

Ich muss lachen, weil Ash mich an meine Mom erinnert, wie sie mir damals versucht hat, neue Kleidung anzudrehen, die ihr, aber nicht mir gefallen hat.

„Oh mein Gott!", schreit Ashley plötzlich.

Erschrocken drücke ich auf die Bremse.

„Ich habe die beste Idee aller Zeiten", meint sie jetzt.

Genervt und erleichtert zugleich seufze ich auf, bevor ich weiterfahre.

Zum Glück ist diese Straße nicht viel befahren, sonst hätten wir vermutlich einen Unfall gebaut.

„Du machst einen Maskenball, nur eben mit Kostümen", teilt sie mir ihren Einfall mit.

Als ich nichts antworte, spricht sie weiter.

„Jeder sucht sich eine Verkleidung raus. Man zieht sich passende Kleidung an und braucht dann etwas, um sein Gesicht zu verdecken. Zum Beispiel Cowboy: Du trägst eine zerrissene Hose, ein Hemd, einen Hut und damit man dich nicht erkennt, ziehst du dir ein Halstuch ins Gesicht.

Wenn man ein Kostüm raussucht, bei dem es keine Gesichtsbedeckung gibt, muss man halt eine Maske anziehen, die dazu passt.

Um Mitternacht ziehen dann alle ihre Gesichtsbedeckung ab, sodass man weiß, wer die anderen sind."

Ich nicke.

Tatsächlich finde ich gefallen an dieser Idee. Es hört sich nach Spaß an, wenn man nicht weiß, wer wer ist und es ist nicht eine von diesen 0815 Partys, wie alle anderen immer feiern.

„Ich überlege es mir."

„Dann überleg schnell, du hast nur noch bis Freitag Zeit und die Leute müssen sich Kostüme kaufen."

Augenverdrehend steige ich aus meinem Auto, was ich soeben in unserer Einfahrt geparkt habe.

Ashley tut es mir nach und verschwindet mit einem kurzen 'Tschüss' im Haus gegenüber.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt