35 // Klassenfahrt

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JJs pov:

„Viel Spaß!“, meine Mom drückt mir ein Kuss auf die Wange und umarmt mich fest. „Es wird bestimmt ganz toll in Kalifornien. Und schick uns Bilder, damit wir dich nicht zu sehr vermissen.“

„Es ist doch nur für eine Woche.“

Meine Mutter zuckt mit den Schultern und drückt mich noch ein letztes Mal an sich, bevor sie mich loslässt und zurück zu ihrem Auto läuft, um auf die Arbeit zu fahren.

Ich nehme meinen Koffer und laufe zu meinen Freunden, die schon am Reisebus stehen, welcher uns zum Flughafen bringen soll.

Nachdem ich mein Gepäck abgegeben habe, begrüße ich Jacob und die anderen mit einem Handschlag.

„Das wird mega. Vor allem bei Hazel und mir.“ Jacob holt aus seiner Jackentasche eine Packung Kondome und zeigt sie mir.

„Mit Hazel ist also alles wieder gut?“, will ich wissen.

Nachdem wir von unserem Schulverweis wieder zurückkamen, hatte Jacob sich vorgenommen, mit seiner Freundin zu sprechen und alles wieder geradezurücken, denn scheinbar hatte er genauso viel Zeit wie ich zu Hause, um über alles nachzudenken.

„Klar. Wir sind wie frisch verliebt. Jeden Tag Sex, auch auf der Klassenfahrt.“

„Spar mir die Details“, meine ich nur lachend.

Ich blicke mich um und sehe, dass Spencer gerade angekommen ist. Obwohl sie es nicht wollte, habe ich meine Eltern dazu überredet, dass wir ihr die Klassenfahrt bezahlen, denn als sie meinen Schwestern am Freitag erzählt hat, dass sie lange nicht mehr im Urlaub war, habe ich diese Sehnsucht und die Trauer in ihren Augen gesehen, sodass ich nicht anders konnte, als ihr diesen unausgesprochenen Wunsch zu erfüllen.

Eine Weile beobachte ich Spencer wie sie sich mit ihren Freunden unterhält, bis sie mich ebenfalls entdeckt und mir ein Lächeln zuwirft.

Ich höre Mrs. Hutson, welche die Namensliste durchgeht, um zu überprüfen, wer alles da ist, danach dürfen wir in den Bus einsteigen.

Jacob ist der Erste, der drinnen ist und sichert uns direkt die besten Plätze in der hintersten Reihe. Vor uns setzen sich Hazel und ihre Freundinnen hin und paar Plätze weiter sind Spencer und die anderen Mädchen.

Nachdem alle eingestiegen sind, fährt der Bus los und es wird laut, da alle anfangen zu reden.

Ein unangenehmes Geräusch kommt aus den Lautsprechern des Busses, bevor unsere Lehrerin zu sprechen beginnt.

„Wir fahren jetzt vierzig Minuten zum Flughafen, dort möchten ich, dass alles geordnet abläuft. Nach dem Aussteigen lesen wir die Namensliste vor, so stellt ihr euch bitte immer an, wenn wir es euch sagen. Wir werden als Erstes zum Check-in gehen und die Koffer abgeben, danach geht es zur Sicherheitskontrolle. Wenn wir da durch sind, können wir zum Gate. Dort haben wir dann noch ungefähr eine Stunde Zeit bevor der Flieger kommt.

Ihr werdet dort eure Freizeit haben, allerdings machen wir eine Uhrzeit aus, wann wir uns wieder treffen. Beim Einstieg ins Flugzeug stellt ihr euch auch erstmal nach dem Alphabet geordnet auf, im Flugzeug könnt ihr eure Plätze dann immer noch tauschen.

Wir fliegen circa zwei Stunden, die bitte ruhig ablaufen. Am Flughafen in San Francisco steigen wir wieder in den Bus und fahren noch eine halbe Stunde bis zu unserer Unterkunft. In der Unterkunft werden wir erstmal die Zimmer beziehen. Abends treffen wir uns dann zum Abendessen, aber dazu sage ich nachher noch etwas. Erstmal wünsche ich uns jetzt eine angenehme Fahrt.“

Mrs. Hutson gibt dem Busfahrer das Mikrofon wieder und setzt sich auf ihren Platz. Kurz darauf wird es wieder laut im Bus, da alle anfangen, sich zu unterhalten.

***

„Ich werde dich so vermissen.“ Hazel gibt Jacob einen Kuss und lehnt sich dann an ihm an.

„Wir können jeden Tag schreiben und so oft es geht telefonieren“, verspricht Jacob.

Unsere Eltern haben uns vor wenigen Minuten geschrieben, dass wir nun die endgültige Zusage von dem Sportinternat in Minnesota haben.

„Das ist aber nicht das gleiche wie jetzt“, meint Hazel.

„Ihr könnt ja Telefonsex haben“, schlägt Oscar vor.

Ich schaue den schwarzhaarigen Typen, der neben mir auf der Bank vor der Jugendherberge sitzt, entsetzt an.

„Bitte nicht, ich bin auch in diesem Zimmer und ich hatte nicht vor, Jacob beim wichsen zuzuschauen.“

„Kannst ja gleichzeitig was mit Spencer machen“, meint Oscar lachend.

„Seid ihr jetzt zusammen?“, will Hazel wissen.

„Freundschaft plus“, erklärt Jacob.

„Um es richtig auszudrücken: Eigentlich lieben sie sich, aber sie sind einfach zu feige, es zuzugeben.“ Jacob und Oscar klatschen sich lachend ab, während Hazel mir nur einen nachdenklichen Blick zuwirft.

Ich verdrehe bloß die Augen und lasse meinen Blick über den kleinen Park wandern, in dem wir sitzen.

Bis auf das Essen, ist es hier eigentlich ganz schön und wir sind nur zehn Minuten vom Strand entfernt, zu dem wir jeden Tag gehen dürfen.

„Hast du ihr schon erzählt, dass ihr geht?“, fragt Hazel mich plötzlich.

„Nein, ich weiß es ja selbst erst seit kurzem.“

Um ehrlich zu sein, hatte ich bloß Angst davor, Spencer etwas zu erzählen. Seit zwei Wochen verstehen wir uns wieder ziemlich gut, das wollte ich nicht direkt wieder zerstören, indem ich ihr sage, dass ich bald weg bin.

„Na ja, du wusstest es schon länger.“

„Sie wird mich hassen.“

„Aber wenn du es nicht sagst, wird sie dich noch mehr hassen. Lieber du erzählst es ihr jetzt und kannst mit ihr noch entspannt darüber reden, als dass sie es am letzten Tag oder sogar erst, wenn du schon weg bist, erfährt.“

Auch wenn Hazel recht hat, weiß ich noch nicht, ob und wenn ja, wie ich es Spencer beibringen soll. Meine Angst, sie zu verlieren, ist zu groß.

„Mal schauen“, murmel ich also bloß vor mich hin.

„Findest du nicht, sie hat die Wahrheit verdient?“, fragt Hazel mich weiter aus.

Und auch wenn sie es nur nett meint, stört es mich sehr, denn ich hasse es, wenn sich andere Leute in meine Angelegenheiten einmischen. Und Hazel ist eine von diesen Personen, die das sehr gerne macht. Sie ist zwar unfassbar hilfsbereit, aber häufig wird sie nicht darum gebeten, sondern geht von sich aus auf die Person zu.

„Schon, aber ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.“

„Auf jeden Fall solltest du sie ansprechen, wenn ihr alleine seid. Frag sie, ob ihr kurz reden könnt und dann erzählst du ihr einfach alles.“

Ich denke, so einfach wird es nicht, allerdings stimme ich Hazel zu, ich muss mit Spencer reden, bevor es zu spät ist und wir es nicht mehr können.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt