43 // Nähe

98 2 4
                                    

Spencers pov:

„Also wenn du nicht mit Trevor zusammen kommst, dann bist du auch nicht mehr zu retten“, meint Lissy mit Blick auf den braunhaarigen Jungen ein paar Reihen vor uns.

„Wir sind nur Freunde“, erwidere ich, kann meine Augen dabei jedoch selbst nicht von ihm nehmen.

Ich weiß nicht genau, was das zwischen mir und Trevor ist. Er ist total lieb und lustig. Wir verstehen uns so gut und gerade deswegen habe ich in letzter Zeit auch viel mit ihm gemacht. Allerdings weiß ich nicht, ob das für mich Freundschaft oder doch mehr ist.

Es fühlt sich gut an, aber doch so anders, als mit JJ.

„Das hast du bei JJ auch gesagt und da hast du es verkackt. Wir können also nicht zulassen, dass bei Trevor das Gleiche passiert“, mischt sich Pia ein, welche mit Zendaya an dem Tisch hinter uns sitzt.

„Es ist ziemlich offensichtlich, dass er was von dir will. Du musst ihm also nur noch entgegenkommen“, stellt Zendaya fest.

„Ich fühle mich aber schlecht. Was ist, wenn aus JJ und mir doch noch was werden könnte?“

„Ihr habt seit über zwei Monaten keinen Kontakt mehr. Nicht mal in den Ferien habt ihr euch getroffen“, bemerkt Lissy.

Leider muss ich ihr recht geben. Das letzte Mal, das ich mit JJ geschrieben habe, war Ende September und mittlerweile haben wir fast Dezember.

Es ist nicht so, dass wir einen Streit hatten. Wir haben einfach immer weniger miteinander geschrieben oder telefoniert, bis irgendwann gar nichts mehr kam. Weder von ihm, noch von mir.

Es ist gelogen, wenn ich sagen würde, ich vermisse ihn nicht. Aber mittlerweile habe ich akzeptiert, dass das aus uns nichts mehr wird. Dass das nie etwas werden konnte. Wir waren zu verschieden. Oder vielleicht sind wir uns auch zu ähnlich. Ich weiß es nicht genau.

„Du solltest Trevor auch mal nach einem Date fragen. Wenn es immer nur von ihm kommt, lässt er es irgendwann“, meint Pia nun.

Ich nicke nur. Keine Ahnung, ob ich überhaupt etwas von Trevor will. Ich habe das Gefühl, das da mehr zwischen uns ist, als nur Freundschaft, aber ich will es nicht. Ich will nicht, dass wir zusammenkommen oder dass ich JJ vergesse. Ihn hintergehe. Ich fühle mich schlecht dabei. Und um ehrlich zu sein, habe ich sogar ein klein wenig Angst davor. Was ist, wenn es genauso wird wie mit JJ? Oder sogar schlimmer? Ich kann das nicht nochmal.

Wie viele Abende lag ich Abends in meinem Bett und habe geweint, weil ich ihn vermisst habe? Weil ich mich doch in ihn verliebt habe und ihm das nie sagen konnte.

Und dann ist da diese andere Seite in mir. Die Seite möchte unbedingt mit Trevor zusammenkommen. Er ist der perfekte Mann. Lieb und nett, lustig und gefühlvoll. Mit ihm kann man Spaß haben und weinen, man kann ernst sein und über alles mit ihm reden. Er würde niemals etwas Schlechtes tun und wenn doch, sieht er es nach kurzer Zeit ein und entschuldigt sich.

Zusätzlich sieht er auch noch gut aus. Seine dunkelbraunen Haare, die blauen Augen, sein Style und vor allem sein trainierter Körper. Das alles passt einfach perfekt in mein Bild von einem Traummann.

Ich bin hin- und hergerissen und das tut mir nicht gut.

„Mal schauen“, entgegne ich nur.

Nachdem der Unterricht vorbei ist, gehe ich also wie zuvor mit meinen Freundinnen besprochen zu Trevor. Dieser steht an seinem Schließfach und räumt gerade seine Bücher ein, als ich ihn anspreche.

„Hey“, begrüße ich ihn.

Er dreht sich überrascht zu mir um, bevor er lächelt.

„Hey.“

„Hast du heute schon was vor?“, erkundige ich mich und beobachte dabei, wie er das letzte Buch in das Schließfach räumt und dieses dann wieder abschließt.

„Für dich immer“, scherzt er, während er seinen Rucksack vom Boden aufhebt und sich nun vollends zu mir umdreht.

„Wir müssen noch unsere Serie fertig schauen“, bemerke ich.

Die letzten Male, als wir uns getroffen haben, haben wir immer wieder Folgen einer Serie geschaut. Uns fehlen nur noch drei Folgen, aber in den letzten Wochen kamen wir nicht dazu, sie zu schauen.

„Klar. Wir können zu mir, meine Eltern sind heute sowieso arbeiten.“

Lächelnd folge ich Trevor aus dem Schulgebäude und laufe mit ihm nach Hause. Genauso wie ich besitzt er kein Auto. Ein weiterer Pluspunkt, denn bei JJ habe ich mich immer unwohl gefühlt, weil er so viel Geld hatte und ich keins.

Es war nie seine Schuld, dass ich mich so gefühlt habe. Er hat mich nicht schlecht behandelt, aber es war einfach immer zu sehen, wenn wir bei ihm waren. Sein Haus, sein Auto, der Garten, die Kleidung. Alles an ihm und um ihn schrie nur so nach Reichtum und Geld. Da habe ich nicht reingepasst.

Bei Trevor brauche ich mich nicht so zu fühlen, da seine Eltern selbst nicht so viel Geld verdienen. Zwar immer noch mehr als mein Dad, aber noch nicht mal halb so viel, wie JJs Familie. Er hat kein großes Haus, sondern lebt in einer Wohnung, auch ein Auto besitzt er nicht, nutzt stattdessen ab und zu mal das seiner Eltern, an das Mehrfamilienhaus grenzt ein kleiner Garten, der jedoch von allen drei Familien in diesem Haus genutzt wird.

Trevor und ich passen viel besser zusammen als JJ und ich.

„Ich habe nur Schokolade gefunden“, teilt Trevor mir mit.

Wir sind mittlerweile bei ihm zu Hause angekommen und während ich es mir schon auf seinem Bett gemütlich gemacht und die Serie auf Trevors Laptop herausgesucht habe, hat er noch in der Küche nach Snacks gesucht.

„Finde ich auch gut.“ Ich rutsche ein wenig zur Seite, sodass Trevor Platz hat und sich neben mich legen kann.

Eine Weile schauen wir die Serie, bis mir irgendwann die Worte meiner Freundinnen einfallen.

Ich rücke also etwas näher an Trevor ran, doch dieser scheint es entweder nicht zu merken oder ihm ist es egal, denn er bewegt sich nicht. Also nähere ich mich ihm noch ein Stück, sodass mein Kopf seinen Arm berührt.

Diesmal reagiert er und legt seinen Arm um mich, sodass ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen kann.

Mein Herz klopft aufgeregt und in meinem Magen breitet sich ein Kribbeln aus. Es war unangenehm ihm so nah zu kommen, ohne zu wissen, ob er dasselbe möchte.

Bei JJ war es selbstverständlich, bei Trevor habe ich diesen Schritt noch nie gewagt. Und auch er hat sich immer zurückgehalten. Zwar hat er bereits mehrmals Andeutungen gemacht, die darauf schließen lassen, dass er von mir mehr wollte, als nur Freundschaft, doch ich wusste nie, ob er das ernst meint oder ob das sein Humor ist.

Gerade als mein Herz sich ein wenig beruhigt hat und ich mich an die neue Nähe zwischen uns gewöhnt habe, spüre ich, wie er mit seinem Finger Kreise auf meine Haut malt.

Zitternd atme ich ein und beiße mir schließlich auf die Unterlippe.

Diese Berührungen fühlen sich so intim an. Viel zu intim für das, was bisher zwischen uns war und gleichzeitig genau richtig.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt