13 // Die Neue

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JJs pov:

Da ich am Wochenende ziemlich wenig Schlaf bekommen habe, sitze ich nun unfassbar müde im Unterricht und versuche, nicht einzuschlafen.

Eigentlich mag ich das Fach. Es ist spannend, etwas über Unternehmensgründung zu lernen und dennoch kann ich meine Augen einfach nicht offen halten.

Erst als ich meinen Namen höre, liegt meine Aufmerksamkeit wieder auf meiner Lehrerin.

Neben ihr steht ein hübsches Mädchen. Wegen des Sonnenlichtes, welches durch das Fenster scheint, leuchten ihre blonden Haare golden. Die blau-grauen Augen strahlen eine Freundlichkeit in den Raum und ihre rosa Lippen sind zu einem Lächeln verzogen. Sie trägt einen weißen Strickpullover mit Kragen, welcher ihre schlanke Figur schön betont. Passend dazu hat sie eine dunkelblaue Skinnyjeans an. Eigentlich beides Kleidungsstücke, die ich nicht wirklich schön finde, ihr stehen sie jedoch hervorragend.

„Was ist mit mir?“, will ich verwirrt wissen, was das Mädchen neben Mrs. Vie zum Kichern bringt.

„Das ist Célia. Sie ist aus Frankreich hier hergezogen und geht jetzt auf unsere Schule. Sie wird in meinem Unterricht neben dir sitzen“, erklärt die junge Lehrerin mit einer unglaublichen Ruhe.

Normalerweise sind die Lehrer immer genervt, wenn man nicht zu hört, redet oder zu spät kommt, Mrs. Vie sieht das alles nicht so eng und sollte sie doch mal genervt sein, merkt man es ihr nicht an.

Sie nickt Célia zu, wartet bis diese sich neben mich gesetzt hat und fährt dann mit ihrem Unterricht fort.

Ich betrachte die Französin von der Seite. Mir fallen ihre langen dunklen Wimpern auf, die von Natur aus diese Form und Farbe zu haben scheinen. Eine süße Stupsnase und die hellen Lippen lassen ihr Gesicht noch hübscher wirken und ihre reine und gepflegte Haut sieht genauso schön aus.

Plötzlich dreht sie ihren Kopf in meine Richtung. Sie lächelt mich schüchtern an und blickt wieder auf das Heft vor ihr.

„Warum bist du hier?“, frage ich sie interessiert, wobei ich vermutlich ein wenig unfreundlich klinge, denn Célia schaut unsicher in meine Augen.

„Also ich meine, warum zieht man von Frankreich nach Amerika?“, frage ich nun etwas netter.

„Meine Eltern haben sich getrennt und weil mein Papa von hier kommt, sind wir zurück zu meiner Familie gezogen“, erklärt sie traurig.

„Oh, das tut mir leid“, erwidere ich und frage mich im selben Moment, weshalb ich so einfühlsam bin.

„Schon okay. Man kann es eh nicht mehr ändern. Ich bin nicht mal traurig wegen der Trennung, das war sowieso schon länger klar, ich finde es nur schade, dass ich von meinen Freunden und Verwandten wegziehen musste und dass ich meine Mama nun nicht mehr so oft sehen werde.“

Ich nicke verständnisvoll.

„Aber vielleicht finde ich hier ja neue Freunde“, meint sie jetzt etwas fröhlicher.

„Ja, bestimmt. Und mit deiner Mutter kannst du telefonieren.“

„Na ja, sie muss viel arbeiten, deshalb bin ich auch mit meinem Vater hier hergezogen. Er kommt Mittags nach Hause und wenn er mal nicht da ist, kann ich zu meinen Großeltern oder meiner Tante. Und ab und zu mal alleine sein, ist auch nicht so schlimm.“

***

Tatsächlich habe ich gestern noch ziemlich viel mit Célia geredet. Sie ist wirklich nett. Ich mag den französischen Akzent, wenn sie spricht und wie sie sich bemüht, diesen zu überspielen. Außerdem ist es verdammt süß, wenn sich ihre Wangen rot färben, weil sie sich verspricht oder ihr ein Wort mal nicht einfällt.

Ich freue mich schon, sie heute wiederzusehen, ihr hohes Lachen zu hören, die engelsgleichen Haare zu sehen, welche ihr in leichten Wellen über die Schultern fallen, die Augen, mit denen sie mich freundlich anlächelt, während ihre rosa Lippen nach oben gezogen sind und sich ein leichtes Grübchen an ihrer rechten Wange bildet.

„Denkst du schon wieder über die Neue nach?“, fragt Ashley belustigt.

Ich habe sie soeben hereingelassen, da ich sie immer mit zur Schule nehme, heute allerdings noch nicht fertig bin.

„Nein, wieso sollte ich?“, rede ich mich raus.

Auch wenn Ash meine Freundin ist, muss sie nicht unbedingt wissen, dass ich Célia gut finde.

„Weil du auf sie stehst.“

Ein ironisches Lachen verlässt meinen Mund.

„Wie kommst du denn auf den Scheiß?“

Ich stehe sicherlich nicht auf Célia. Sie ist nett und hübsch, aber mehr fühle ich da auch nicht. Vermutlich rede ich mir das alles sowieso nur ein, weil ich das mit Spencer vergessen will.

Nachdem wir nach meiner Party halb nackt in meinem Bett aufgewacht sind, ist die Stimmung zwischen uns ziemlich angespannt. Nicht, dass wir uns vorher gut verstanden hätten, aber das jetzt ist nochmal was anderes.

Wenn sie an mir vorbeiläuft schaue ich ihr immer hinterher, höre ich sie reden oder lachen, hängen meine Augen an ihren Lippen, ist sie in meiner Nähe, stellen sich meine Nackenhaare auf und in meinem Bauch fängt es an zu kribbeln. Ein völlig neues und ungewohntes Gefühl, von dem ich nicht genau weiß, was es ist und ob ich es wirklich haben sollte.

Spencer und ich hassen uns. Was auf der Party passiert ist, war scheiße, jedoch konnten wir es nicht verhindern, weil wir zu betrunken waren. Dass ich die ganze Zeit an sie denke und sie anschauen muss, sollte aber definitiv nicht sein. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, ich weiß nur, dass es falsch ist und nie wieder geschehen sollte.

„So wie du sie gestern angeschaut hast, musst du schock-verliebt sein. Einmal gesehen und direkt Gefühle entwickelt oder so. Ihr versteht euch aber auch wirklich zu gut", schwärmt meine beste Freundin vor sich hin.

„Sicher nicht. Sie ist überhaupt nicht mein Typ. Hast du mal ihre Hose gesehen? Niemand trägt heutzutage noch Skinnyjeans.“

Nicht dass es mich stören würde, wenn Célia oder irgendjemand anderes eine enge Hose trägt, ich finde es einfach nicht schön und den meisten Leuten steht es auch nicht wirklich. Wobei Célia da eine Ausnahme ist.

„Tatsächlich lässt sich an ihrem Style noch einiges ändern. Wobei, jeder, wie er will. Wenn sie es schön findet, soll sie es tragen, ich mag es nicht. Außerdem sind diese Dinger so verdammt ungemütlich, da quetscht man sich immer alles ein und kann sich kaum bewegen.“

Ich nicke zustimmend, hoffe, dass das Thema damit beendet ist, aber Ashley scheint meinen Ablenkungsversuch bemerkt zu haben.

„Aber hey, das wäre doch eine tolle Lovestory. Der böse Junge und die süße Streberin. Wie in den Highschool Filmen.“

Das schwarzhaarige Mädchen seufzt hoffnungsvoll auf.

„So ein Quatsch. Wir sind nicht in einem Liebesfilm, so was gibt es im echten Leben nicht. Außerdem bin ich kein 'böser Junge'.“ Ich verdrehe die Augen und nehme meine gepackte Tasche.

„Wären wir in einem Film, wärst du der kalte, emotionslose Badboy und sie die süße, schüchterne Streberin. Ihr beide hättet etwas zu verheimlichen. Eine traumatische Vergangenheit oder schlimme Gegenwart ... Das Schicksal würde euch zusammenführen und ihr würdet bis an euer Lebensende glücklich zusammen sein.“

„Junge, was redet die denn für ein Scheiß?“, fragt Miles lachend, als er von oben heruntergerannt kommt, seinen grauen Rucksack auf dem Rücken und eine Jacke in der Hand.

„Sie denkt sich Geschichten aus“, murmel ich vor mich hin, denke aber gleichzeitig über Ashs Worte nach.

Vielleicht hat sie ein wenig recht, wir würden gut zusammenpassen und verstehen uns auch wirklich super, aber eigentlich ist sie überhaupt nicht mein Typ.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt