54 // Waves

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JJs pov:

„Hi, einen Sex on the Beach bitte.“ Der junge Mann mit den hellblonden kinnlangen Haaren nimmt auf dem Barhocker vor mir Platz und lächelt mich an.

„Viel oder wenig Alkohol?“, will ich wissen.

Terry meinte, ab zehn Uhr soll ich die jungen Leute fragen, ob sie mehr Alkohol als normalerweise wollen, da die meisten nur kommen, um sich auf die Nacht im Club ganz in der Nähe vorzubereiten.

Mittlerweile arbeite ich schon seit mehreren Wochen hier und habe einiges an Erfahrungen gesammelt, weshalb ich jetzt auch hinter der Theke stehe und die Cocktails mixe, während Terry die Leute bedient.

„Heute nehme ich die normale Menge.“ Der Typ fährt sich lachend durch die Haare. „Hab letzte Woche schon zu viel getrunken.“

„Bist du öfters hier?“, frage ich ihn, um ein Gespräch anzufangen.

Seit ich hier bin, verbringe ich meine ganze Zeit alleine oder auf der Arbeit, weshalb ich nun endlich die Gelegenheit nutzen möchte, um Leute kennenzulernen. Zumal Terry mir eingetrichtert hat, mich mit den Gästen zu unterhalten, weil ich dadurch sympathischer rüberkomme.

„Ab und zu am Wochenende. Aber ich bin oft im Surfshop vorne. Der Alte hat coole Sachen.“

„Bist du Surfer?“

„Jap. Seit meiner Kindheit. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen“, erzählt er schwärmerisch.

„Kenn' ich“, meine ich lächelnd, weil ich mich ans Eishockey Spielen erinnere.

Ich stecke einen Strohhalm in den Cocktail und stelle dem Blonden seine Bestellung vor die Nase.

„Surfst du auch?“, will er wissen, während er in seinem Portmonee kramt.

„Nein, ich spiele Eishockey. Oder ich habe es, hier geht das ja schlecht.“

Der junge Mann vor mir drückt mir zehn Dollar in die Hand, welche ich in die Kasse stecke und ihm sein Wechselgeld herausgebe.

„Ja, das stimmt. Eishockey ist cool. Schau ich mir immer im Fernsehen an. Aber ich kann es nicht. Ich kann nicht mal Eislaufen.“

„Nicht?“, frage ich ungläubig nach.

„Nein, woher auch? Hier gibt es ja nicht mal Schnee im Winter. Aber ich würde es gerne können.“

„Surfen ist aber auch ziemlich cool. Ich habs schon ein- zweimal im Urlaub gemacht, aber das ist schon lange her. Du bist wahrscheinlich ziemlich gut, oder?“

„Ja, ich denke schon. Ich mache es aber nur nebenbei als Hobby. Wenn du Lust hast, kann ich dir ja mal was zeigen. Wie heißt du eigentlich?“

„JJ und du?“

„Erin.“

„JJ, zwei Mojitos und einen Hugo“, ruft Terry mir von der anderen Seite der runden Theke zu, weshalb ich mich von Erin verabschiede und mich wieder an die Arbeit mache.

Zwischendurch unterhalten wir uns immer wieder, bis er schließlich gehen muss, weshalb wir Nummern austauschen, um uns mal zu treffen.

Mit viel Motivation, weil ich nun endlich jemanden gefunden habe, mit dem ich mich gut verstehe, arbeite ich bis Mitternacht und laufe dann zurück nach Hause, um erschöpft aber glücklich in mein Bett zu fallen.

***

„Ey Alter, glaubst du Rose würde sich über so eine Kette freuen?“, will Erin von mir wissen.

Er legt eine Kette aus kleinen weißen Muscheln vor mir auf den hölzernen Tresen des Surfshops.

Ich hebe die Kette hoch, um sie zu betrachten und nicke dann. „Ja bestimmt. Sie trägt immer Schmuck.“

„Dann kaufe ich sie“, entscheidet der blonde Mann vor mir.

Ich scanne den QR-Code ein und nenne meinem Kumpel den Preis für die Kette, die er einer jungen Frau aus unserem Freundeskreis, auf die er steht, schenken möchte.

Nach unserem Gespräch in der Bar hat er mir am nächsten Tag geschrieben und gefragt, ob wir uns mal am Strand treffen wollen. Das haben wir ein paar Tage später auch getan, wobei ich seine Freunde kennengelernt habe, die alle ziemlich nett sind.

Wir haben uns gut verstanden und uns immer öfter getroffen. Erin und seine Freunde haben mir das Surfen beigebracht und mir viel von hier erzählt, im Gegenzug habe ich ihnen von Idaho berichtet und ihnen versprochen, Eislaufen beizubringen.

„Wie lange arbeitest du noch? Wir wollten heute Mittag ins Heather's.“

Ich schaue auf mein Handy, um die Uhrzeit zu wissen. „Bis um drei, danach löst mich Ralph ab.“

Ralph ist unser neuer Mitarbeiter. Er hat zu Beginn des Monats angefangen, um sich ein wenig Geld für seinen Führerschein zu verdienen. Er geht auf die örtliche Highschool und ist gerade in seinem Abschlussjahr.

„Dann warte ich hier, dauert ja nicht mehr so lange.“

Erin lässt sich auf die türkisfarbene Couch im Eingangsbereich fallen und holt sein Handy raus. Eine Weile beobachte ich ihn, bis ein neuer Kunde kommt und meine Hilfe benötigt.

Um viertel nach drei machen Erin und ich uns auf den Weg in die Innenstadt. Unsere Freunde sind bereits im Heather's, einem kleinen Café am Ende der Altstadt mit schönem Blick auf das Meer.

Wir begrüßen Diana, Rose und Liam, die sich einen Tisch auf der Terrasse ausgesucht haben, von wo aus man das Meer und die Stadt sehen kann.

„Na endlich.“ Liam klatscht mit uns ab und rutscht dann zur Seite, sodass wir uns ebenfalls setzen können.

„Ralph kam zu spät“, entschuldige ich unsere Verspätung und nehme zwischen Liam und Erin Platz.

„Nicht schlimm, Liam war selbst nicht pünktlich“, verrät Diana ihren Freund.

„Ach, sei leise!“ Der braunhaarige Lockenkopf drückt scherzeshalber den Kopf seiner Freundin zur Seite woraufhin diese seine Hand verdreht, was ihn schmerzerfüllt aufschreien lässt.

Lachend nehmen wir uns die Karten und bestellen kurz darauf bei der Kellnerin, welche uns freundlich begrüßt.

Nur wenig später bekommen wir unsere Tortenstücke und lassen es uns schmecken.

„Leute, habt ihr schon gehört, dass JJ jetzt Chef wird?“, teilt Erin den anderen mit.

Ich verdrehe die Augen, weil er mal wieder übertreibt.

Terry kam heute zu mir und meinte, er könne nicht mehr lange arbeiten. Erst vor kurzem war er im Krankenhaus, weil es ihm nicht gut ging. Nun will er sich langsam zurückziehen und spätestens Ende des Monats ganz aufhören zu arbeiten.

Da er weder Familie noch Bekannte hat, die seinen Laden übernehmen könnten, möchte er mir die Verantwortung übergeben. Ich soll ab November den Surfshop und die Bar übernehmen, vorausgesetzt ich lasse alles beim Alten und nehme keine Veränderungen vor.

Natürlich habe ich Terrys Angebot angenommen und ihm versprochen, mich gut darum zu kümmern.

„In der Firma deiner Eltern?“, fragt Rose ungläubig.

„Nein, im Waves. Terry hört auf und überlässt mir die Bar und den Shop“, erzähle ich den anderen.

„Oh mein Gott, wie cool“, freut sich Liam.

„Dann bekommen wir hoffentlich Rabatt“, scherzt Diana.

„Mal schauen. Es wird sich aber nicht großartig was ändern. Terry wollte, dass alles ganz genau so bleibt. Den Wunsch werde ich ihm erfüllen.“

„Man muss auch nichts ändern. Das Waves ist perfekt. Aber du solltest auf jeden Fall ein paar Strandpartys in der Bar organisieren, das bringt bestimmt viel Geld ein“, überlegt Rose.

„Meine Worte“, meint Erin und schenkt der braunhaarigen Frau ein Lächeln.

Rose Wangen erröten sichtlich und sie lächelt schüchtern zurück. Die beiden sind wirklich wie füreinander gemacht.

„Ich freue mich für dich“, bemerkt Diana, bevor sie ihr Glas hebt. „Auf JJ, unseren neuen Chef.“

Die anderen machen es ihr nach und wir stoßen lachend miteinander an.

But all I want is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt