Ängstlich stand sie vor seiner Tür. Ihre Entschlossenheit war schlagartig verschwunden, als Dumbledore ihr erklärte, dass sie zu Professor Snapes privaten Räumen gehen sollte. In ihr tobte ein Kampf. Einerseits brauchte sie unbedingt den Wolfsbanntrank, um nicht wieder in dem Gefühl vollkommener Hilflosigkeit zu versinken, andererseits mochte sie auf gar keinen Fall den Zorn Snapes auf sich ziehen, indem sie abends seine wertvolle Ruhe störte.
Mit zusammengekniffen Augen starrte sie die massive Holztür an und fuhr mit den Augen die wunderschöne Maserung der dunklen Tür nach. Schließlich gewann die eine Seite in ihr und bevor sie es ihr anders überlegen konnte, kniff sie die Augen zusammen und klopfte an. Was hatte sie nur getan?
Sofort keimten Zweifel in ihr auf und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie war echt nicht mehr zu retten. Sie wollte sich gerade umdrehen, als die Tür aufgerissen wurde und Snape wie ein düsterer Schatten im Türrahmen erschien. Sie spürte die Wut und den Unwillen förmlich, der ihn wie eine Aura umgab, als er die Schülerin vor seiner Tür entdeckte.
Sie spürte, wie sie unter seinem Blick zusammenschrumpfte. Sie war kurz davor, wegzurennen, wie ein verschreckter Zweitklässler, als er mit seiner tiefen Stimme zu sprechen begann. "Miss Colan. Reicht es ihnen jetzt nicht mehr, mich im Unterricht mit ihrer Anwesenheit zu belästigen? Was wollen sie?" Grimmig schaute er auf sich herunter.
"Es tut mir leid, wenn sie störe, Professor." Brachte sie piepsend heraus. "Aber ich habe da ein kleines Problem und Professor Dumbledore meinte, dass sie mir dabei helfen würden." Mit einer ruppigen Handbewegung unterbrach er sie, trat zurück und hielt ihr die Tür auf. "Nun, Miss Colan." Er zog ihren Namen in die Länge und machte keinen Hehl daraus, dass sie hier so unerwünscht war, wie eine Horde Niffler in Gringotts.
"Kommen sie rein. Ich denke nicht, dass es ein Thema ist, das man so zwischen Tür und Angel bespricht. Aber fassen sie nichts an und machen sie nichts kaputt!" Oh nein! Schlimmer hätte es nicht laufen können. Es war schon schlimm genug, vor seinen Räumen mit ihm zu reden, aber in seine Räumte würde sie ihm niemals folgen. Wahrscheinlich wartete er nur darauf, dass er sie in einem Trank verarbeiten konnte, sodass sie ihn nicht mehr stören konnte. Wie zur Salzsäule erstarrt stand sie vor der offenen Tür und starrte ihren Professor an, der ungeduldig eine Augenbraue nach oben zog und Liz spöttisch angrinste. "Was war? Haben sie etwa Angst, dass sie sie in feine Streifen schneide und in der nächsten Unterrichtsstunde zu irgendeinem Trank verarbeiten lasse?" Entsetzt schaute sie ihn an. Wenn er nur wüsste, dass sie ganz genau das gleiche gerade gedacht hatte...
"Kommen sie nun oder nicht?" Ungeduldig schaute er sie an und verzog ärgerlich den Mund. Vorsichtig folgte sie dem Professor und staunte nicht schlecht, als er sie in sein Wohnzimmer führte, in dem ein dunkelgrünes Sofa vor einem Kamin stand, in dem ein gemütliches Feuer brannte. Die Wände schienen aus Bücherregalen aus einem dunklen Holz zu bestehen, die bis unter die Decke mit Büchern aller Größen und Themen gefüllt waren.
In den Ecken des Raumes stapelten sich ebenfalls Bücher, die anscheinend nicht mehr in seine Regale gepasst hatten. Sie hätte ja alles von Schrumpfköpfen an den Wänden bis hin zu schleimigen Kreaturen in Aquarien und Terrarien erwartet, aber definitiv nicht so ein gemütliches Wohnzimmer, das so gar nicht zu der ungemütlichen Persönlichkeit der Fledermaus passte.
Er bedeutete ihr, sich in einen Sessel zu setzen und nahm schräg neben ihr auf seinem Sofa Platz. "So Miss Colan, was bringt sie dazu, mir zu dieser Zeit ihre Anwesenheit aufzudrängen?" Anklagend sah er sie an. Vorsichtig erklärte sie ihm von ihrer Existenz als Werwolf und dem entsprechenden Risiko, welches somit für nächtliche Regelbrecher bestand. Nach einigen Minuten unterbrach er sich schließlich.
"Wieso sagen sie mir nicht einfach, dass sie gekommen sind, um mich um eine Phiole Wolfsbanntrank zu erleichtern? Dann könnten sie sich das hier alles ersparen!" Ärger schwang in seiner Stimme mit, als er sich erhob und mit wehendem Umhang durch eine Tür in einen angrenzenden Raum verschwand. Komisch, dass er seinen Umhang nicht einmal in seinen privaten Räumen auszog, befand Liz und schaute sich erneut in dem gemütlichen Raum um.
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Shades of Darkness - Severus Snape
FanfictionWarst du jemals verliebt? Die eher introvertierte Liz würde diese Frage mit nein beatworten. Mit einer klaren Vorstellung ihrer Zukunft und dem sich nähernden Abschluss vor Augen will sie sich einfach nur auf die Schule konzentrieren. Die jüngsten E...