Ein lautes Klopfen ließ Liz aus ihrem Schlaf schrecken. Sie brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass sie in Snapes Wohnzimmer war und anscheinend dort geschlafen hatte. Ein Blick auf die Uhr über dem Kamin bestätigte dies. Erneut klopfte es und sie sah, wie Snape aus einem benachbarten Raum rauschte und aus ihrem Blickfeld verschwand.
Sie hatte zwei Mal hinschauen müssen, bis sie ihn erkannt hatte. Kein Umhang war hinter ihm her geweht. Ein schwarzer Pulli hatte den Platz seines Gehrocks und seines Umhangs eingenommen. Es war ungewohnt, aber sie musste sich eingestehen, dass es ihr gefiel. Eine Welle merkwürdiger Gefühle brach über sie hinein.
Eine Sekunde später hörte sie, wie die Tür aufgerissen wurde. Gedämpfte Worte wurden gesprochen und die Tür fiel wieder ins Schloss. Schritte, die zu zwei Paar Füßen gehörten, kamen in Richtung des Wohnzimmers. Sie versuchte sich zurückzuverwandeln, jedoch war die Nacht noch nicht vorbei. Sie akzeptierte ihr Schicksal und blickte in Richtung Eingang.
Albus Dumbledore trat strahlend durch die Tür zum Wohnzimmer und ließ sich in dem Sessel neben der Couch nieder. "Guten Morgen Miss Colan. Ich hoffe sie hatten eine angenehme Nacht." Er zwinkerte ihr zu, bevor er sich zu Snape umdrehte, der mit verschränkten Armen etwas steif im Türrahmen stand und sich sichtlich unwohl in seinen eigenen Gemächern zu fühlen schien.
"Severus, wie wäre es, wenn du mir einen Tee anbieten würdest?" Der Angesprochene ließ ein Schnauben hören, bevor er sich umdrehte und in ein angrenzendes Zimmer verschwand, das wahrscheinlich die Küche darstellte. Dumbledores Gesicht wurde ernst, als er sich zu Liz umdrehte.
"Miss Colan, ich erwarte sie nach dem Frühstück in meinem Büro. Ich muss mit ihnen über das gestrige Geschehen sprechen." Das war es jetzt also. Sie würde von der Schule fliegen. Sie würde keinen Abschluss machen und es würde ihr noch schwerer als so schon sein, einen Job zu finden. Das, wovor ihr immer gegraut hatte, war eingetreten.
Er warf ihr noch ein aufmunterndes Lächeln zu, bevor der Tränkemeister ohne Umhang, woran sie sich noch immer nicht gewöhnt hatte, den Raum mit zwei dampfenden Tassen Tee und einem Blick betrat, bei dem die Raumtemperatur um gute fünf Grad sank. "Fühlen sie sich wie zu Hause." Sagte Snape zu Dumbledore, die Stimme vor Sarkasmus triefend. Dumbledore jedoch warf Snape einen Blick zu, als hätte dieser ihm gerade einen Lebensvorrat an Zitronenbonbons geschenkt. "Danke Severus, für deine Gastfreundlichkeit."
Nichts an seiner Mimik ließ darauf schließen, dass er den Sarkasmus in Snapes Aufforderung überhaupt wahrgenommen hatte, aber Liz war sich sicher, dass er das sehr wohl getan hatte und einfach nicht darauf einging. Es war ein absurdes Bild. Dumbledore, der in seinem eleganten Umhang, strahlend wie ein kleines Kind an Weihnachten in Snapes einfachem Wohnzimmer in einem Sessel saß und seinen Gastgeber dazu aufforderte, sich zu setzen.
"Wollen sie uns vielleicht den Grund für ihren Besuch mitteilen?" Die Stimme Snapes klang mühsam beherrscht, brachte jedoch Dumbledore nicht aus seiner Ruhe. "Ich wollte mich nur von Miss Colans Wohlergehen überzeugen. Verzeih mir, Severus, aber du bist nicht gerade für deine große Geduld mit Schülern bekannt." Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er nahm eine großen Schluck Tee.
"Der Tee schmeckt übrigens ausgezeichnet!" Sagte er anerkennend. Wieder entlockte dies dem Tränkemeister nur ein Schnauben. Jedoch nahm dieser ebenfalls einen Schluck Tee. Liz fühlte sich etwas fehl am Platz und wünschte sich, dass die Sonne endlich aufgehen würde, damit sie sich zurück verwandeln und in den Gemeinschaftsraum gehen konnte.
Im nächsten Moment klopfte es erneut an die Tür. Mit großen Schritten rauschte Snape zur Tür und öffnete diese erneut. Geräuschvoll wurde sie einige Sekunden später wieder ins Schloss geworfen und die volltönende Stimme Dumbledores erklang. "Ah Filius! Welche Freude sie hier anzutreffen. Was verschafft uns die Ehre?"
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Shades of Darkness - Severus Snape
FanfictionWarst du jemals verliebt? Die eher introvertierte Liz würde diese Frage mit nein beatworten. Mit einer klaren Vorstellung ihrer Zukunft und dem sich nähernden Abschluss vor Augen will sie sich einfach nur auf die Schule konzentrieren. Die jüngsten E...