Shades of Darkness - Severus Snape

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Vor Schreck kippte Liz beinahe mitsamt dem Stuhl um, als sie die tiefe Stimme wahrnahm. Hastig versuchte sie ihre roten Locken in Ordnung zu bringen, die bei ihrer Schnürsenkelentwirrungs-Aktion in ihr Gesicht gefallen waren. Vor ihr saß ein etwas erstaunt und mäßig begeistert wirkender Snape, der wohl eher seine Ruhe in dieser etwas abgeschiedenen Ecke haben wollte und nicht sehr begeistert von ihrem Auftauchen aus dem Nichts war.

"Wollen sie nicht zu ihren Kameraden gehen?" Innerlich verdrehte sie die Augen über diese unausgesprochene Aufforderung, den Tisch zu verlassen. "Bei allem Respekt Sir, aber ich war zuerst an diesem Tisch. Wenn sie hier sitzen bleiben wollen, müssen sie meine Anwesenheit wohl oder übel in Kauf nehmen." Seine Augenbraue wanderte nach oben. "Muss ich das?" Sein düsterer Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. 

Seine Augenbraue wanderte noch weiter nach oben, als er die drei Gläser Butterbier auf dem Tisch in Augenschein nahm. "Sind wir unter die Alkoholiker gegangen?" Liz schüttelte den Kopf und nickte in Richtung ihrer beiden Freunde. Augenbraue wanderte weiter und Liz sah ihr fasziniert zu. "Haben sie ein Problem?" Die Augenbraue verschwand fast unter dem Haaransatz, als er sie, offensichtlich verwirrt über ihre Glotzerei, fragend ansah. 

Sprachlos sah Liz ihn an. Noch nie hatte sie eine Augenbraue so weit von ihrem ursprünglichen Platz entfernt gesehen. Genervt runzelte er die Stirn und sie besann sich auf seine Fragen. "Nein Sir. Ich habe kein Problem. Und zu dem Bier: Es ist für meine Freunde. Aber die benötigen gerade ein Bisschen Zeit für sich." "Und weshalb?" Jetzt verdrehte sie wirklich die Augen, was ihn sehr zu verärgern schien. "Fünf Punkte Abzug von Ravenclaw! Antworten sie mir!" Schnarrte er.

Kurz überlegte sie, wie sie ihrem Lehrer das Thema nahebringen sollte. "Sie lernen sich kennen." "Was ist denn daran so schlimm, wenn sie dabei sind?" Dieser Mann verstand aber auch gar nichts. "Bei dieser Art von Kennenlernen ist es besser, wenn man zu zweit ist." Verständnislos sah er sie an. Wie sollte sie es ihm erklären? So alt sah er noch nicht aus, aber dennoch musste er doch wissen was sie meinte. 

"Professor, die beiden sind verliebt. Jetzt erklären sie mir nicht, dass sie noch niemals jemanden geliebt haben!" Mit einem lauten Knall fiel sein Stuhl um, als er ruckartig aufstand. "Das, Miss Colan, geht sie NICHTS, ich wiederhole: Absolut NICHTS an!" Zischte er. "Fünfzig Punkte Abzug von Ravenclaw für eine derartige Respektlosigkeit." 

Er wirbelte herum und schritt zur Tür, die er auftrat und mit wehendem Umhang auf der Straße verschwand. Liz massierte ihre Schläfen. Was war das denn? Er hatte gefragt und eine Antwort bekommen. Vielleicht hätte sie diese etwas anders formulieren sollen, vor allem ihm gegenüber. Aber trotzdem fand sie seine Reaktion übertrieben. Wobei, es war Snape. Aber selbst für einen Severus Snape war diese Reaktion etwas überzogen.

Plötzlich fiel ihr die merkwürdige Begegnung in Dumbledores Büro wieder ein. Sie erinnerte sich an den Teil des Gespräches zwischen dem Schulleiter und Snape, dass sie zufällig mitbekommen hatte. Ein Bild rückte in den Vordergrund und wieder sah sie das Gesicht des schwarzhaarigen Lehrers, in dem reines Entsetzen zu lesen gewesen war. 

Sie dachte weiter nach und fand, dass es einen Zusammenhang zwischen den drei Personen, die erwähnt wurden und Snape geben musste. Scheinbar hatte sie mit ihrer rhetorisch gemeinten Frage einen sehr wunden Punkt getroffen. Ihr Vater hatte ihr schon einmal gesagt, dass man vorsichtig sein sollte, was man sagt. In Zukunft würde sie diesen Rat besser befolgen.

Dann erinnerte sie sich an den Ausdruck in seinen Augen, als sie diese Frage, die eigentlich rhetorisch war, gestellt hatte. Es lag so viel Schmerz und Verzweiflung darin, dass sie sicher war, dass er etwas erlebt haben musste, das ihn bis heute quälte. Aber was? Leise verfluchte sie ihre Neugier, bevor sie die drei Gläser nahm und sich zurück zum Tisch ihrer Freunde begab, die beide sehr glücklich lächelten und ihr schnell Platz machten.