Snape hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Wieso hatte dieses Mädchen nur diese Wirkung auf ihn? Sie verwirrte ihn. Immer und immer wieder und er wusste dies nicht einzuordnen. Er hatte eben erst seine große Liebe verloren. Der einzige Mensch, der ihm je etwas bedeutet hatte. Vielleicht lag es daran, dass er seine Maske nicht so gut aufrecht erhalten konnte wie sonst.
Dieser Verlust kostete ihn seine letzte Kraft und vielleicht gab er sich in ihrer Gegenwart einfach keine Mühe dazu. Aber die Frage war, warum es ihn so wenig störte, dass er sie vergangene Nacht hatte hinter seine Fassade sehen lassen. Sie war eine ganz normale Schülerin. Eine Schülerin wie jede andere auch. Und trotzdem hatte er sie für wenige Momente hinter seine eiserne Mauer blicken lassen.
Er fühlte sich wie ein Verräter. Lily war die einzige Person, der das Privileg seiner Emotionen zuteil geworden war. Und sie würde es immer bleiben. Ihr Tod änderte nichts an der Tatsache, dass er sie liebte. Es schmerzte, dass sie nicht mehr da war und machte seine Liebe nicht zu etwas schönem, sondern zu etwas qualvollem. Er war schuld, dass sie tot war.
Dieser Gedanke hinderte ihn am Einschlafen. Aber nicht nur dieser Gedanke. Immer wieder drängte sich ein anderes Bild in sein Bewusstsein, dass er nicht ganz fassen konnte. Kurz vor Sonnenaufgang wurde ihm dann doch etwas Schlaf zuteil, wenn er auch kurz und wenig erholsam war.
Eine Hand auf ihrer Schulter weckte Liz etwas unsanft aus ihrem wenig erholsamen Schlaf und als sie ihre Augen aufschlug blickte sie in das entsetzte Gesicht von Lynne, die sie leicht vorwurfsvoll ansah. "Du kannst doch nicht einfach so verschlafen!" Erschrocken schaute Liz sie an. "Wie viel Uhr ist es?"
Anklagend hielt Lynne ihr ihre Taschenuhr unter die Nase. Sie hatten zehn Minuten, bis sie in alte Runen sitzen mussten. Wie hatte sie nur so verschlafen können? Sie war doch sonst immer schon viel eher wach. Naja. Das zeigte immerhin, dass nicht jeder perfekt war.
Sie sprang aus dem Bett und schnappte sich ihren Zauberstab. "Lynne geh schon vor. Ich komme nach." Ungläubig sah Lynne sie an, bevor sie die Arme verschränkte und den Kopf schüttelte. "Ich warte." Erklärte sie und stieg die Treppe hinab, vermutlich um sich in einen der Sessel vor dem Kamin zu setzen. Liz seufzte. Wenn sie eines in den letzten Wochen gelernt hatte, dann war es, dass Lynne genauso stur wie gutmütig sein konnte.
Schnell ging sie zu ihrem Schrank und hielt inne, als ihr schwarzer Stoff entgegenfloss, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Ein leichter Duft von Kräutern ging von ihm aus und riss die Augen auf, als ihr wieder einfiel, was diese Nacht so alles passiert war. Das würde auch erklären, weshalb sie verschlafen hatte und immer noch todmüde war.
Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes legte sich der Umhang wieder zusammen und legte sich ordentlich auf einen Stapel ihrer eigenen Umhänge. Schnell schlüpfte sie in ihre eigenen Klamotten und schnappte ihre Schultasche, die sie glücklicherweise bereits gestern gepackt hatte.
Zusammen mit Lynne rannte sie zu alte Runen. Das Frühstück hatten sie ausfallen lassen, da sie sonst gnadenlos zu spät gekommen wären. Etwas außer Atem ließen sie sich auf ihre Plätze in der letzten Reihe fallen und beobachteten, wie Professor Binns durch die Tafel in den Klassenraum geschwebt kam.
Seufzend holte ich eine Feder, ein Fass Tinte, Pergament und ihr Buch aus ihrer Tasche und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Der Professor schwebte ein paar Zentimeter über seinem Stuhl und begann schließlich die Stunde, in dem er einfach anfing zu reden.
Die ersten paar Minuten bekam Liz noch mit und machte sich fleißig Notizen, jedoch ließ ihre Aufmerksamkeit langsam nach. Die einschläfernde Stimme des langweiligen Professors und ihre fast schlaflose Nacht machten sich bemerkbar und ihr Kopf sank auf ihr Buch, das auf dem Tisch lag. Langsam glitt sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
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Shades of Darkness - Severus Snape
FanfictionWarst du jemals verliebt? Die eher introvertierte Liz würde diese Frage mit nein beatworten. Mit einer klaren Vorstellung ihrer Zukunft und dem sich nähernden Abschluss vor Augen will sie sich einfach nur auf die Schule konzentrieren. Die jüngsten E...