Er saß in seinem Wohnzimmer in seinem Lieblingssessel mit einer dampfenden Tasse Tee in der Hand und starrte ein altes Foto an. Fröhlich lächelte sie in die Kamera und strich sich eine Strähne ihres wunderschönen roten Haares hinter die Ohren. Die Kerze, die auf seinem Tisch stand, warf lange Schatten an das Bücherregal hinter ihm.
Sie war fast gänzlich herunter gebrannt und zeugte als einziges Indiz von den langen Stunden, die er bereits in dieser Nacht dort verbracht hatte. Er trauerte. Er trauerte um seine beste Freundin, um seine große Liebe. Wäre er nicht gewesen, würde sie noch leben. Alles hatte er kaputt gemacht mit seinem Egoismus und seiner Wut.
Er war es gewesen, der dem dunklen Lord die Prophezeiung überbracht hatte. Er war es gewesen. Er und niemand sonst. Und das hatte er nun davon. Sein Herz war gebrochen und hatte ihm jegliche Lebensfreude einfach genommen. Nicht dass er davor schon viel davon gehabt hatte. Aber er hatte Sie gehabt. Lily. Mehr hatte er nicht gebraucht. Auch wenn sie Potter gewählt hatte, hatte das nichts an seiner unendlichen Lieben zu ihr geändert.
Sicher, es hatte ihn verletzt, aber sie war das Licht gewesen, dass seinem Leben einen Sinn gegeben hatte. Und nun war sie fort. Aus dieser Welt gerissen. Nichts als eine Juniorausgabe ihres Mannes war zurückgeblieben, dem Mann, den er so verachtete. Ausgerechnet er sollte auf den kleinen Jungen aufpassen, wenn es an der Zeit war.
Der junge Harry würde ihn immer an seinen Vater, aber vor allem an seine Mutter erinnern. Wie sollte er das überstehen? Aber er war selbst schuld. Wäre er nicht gewesen, würde sie noch leben. Wie oft ihm das nun schon durch den Kopf gegangen war, wusste er nicht. Er hatte nun niemanden mehr. Wobei...
Wieder schweiften seine Gedanken ab, zu der Schülerin, die ihn in ihren Bann gezogen hatte. Sofort hatte er ein schlechtes Gewissen. Das war Verrat. Verrat an Lily. Aber die beiden hatten so viel gemeinsam und doch trennte sie auch so viel. Wenn er nur nicht so einsam wäre. Wütend stand er auf und trat gegen den kleinen Tisch. Die Kerze kippte um und rollte an den Rand, wo sie einen Moment verharrte, bevor sie auf den Boden fiel.
Die Flamme erlosch und so stand er nun in vollkommener Dunkelheit. Sie spiegelte perfekt seine Gedanken wider. "Lumos" Die Spitze seines Zauberstabes leuchtete auf. Entschlossen stellte er seine Tasse auf den Tisch und drehte das Bild von Lily um. Er würde nicht lange bleiben. Aber er brauchte das jetzt. Er musste sich vergewissern, dass es ihr gut ging.
Mit großen Schritten ging er durch die Korridore. Ein Luftzug erreichte ihn und bauschte seinen Umhang hinter ihm auf. Schließlich erreichte er die Tür und hielt kurz inne. Sollte er dies wirklich tun? Kurz sah er sich um. Dann öffnete er die Tür und trat hindurch. Leise schloss er sie wieder und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
An ihrem Bett verharrte sein Blick. Leise ging er näher heran und schaute auf sie herab. Wie friedlich sie aussah. Leise beschwor er einen Stuhl, den er neben ihr Bett stellte. Vorsichtig ließ er sich darauf nieder. Er sah wieder in das Gesicht des Mädchens. Ihre Haare hatten sich wie ein Fächer um ihr Gesicht gelegt. Ein entspannter Ausdruck lag auf ihren Zügen und er erwischte sich dabei, wie er traurig lächelte.
Es fühlte sich wie Verrat an Lily an, dass er hier saß und dennoch konnte er sich nicht dazu überwinden, zu gehen. Was genau ihn davon abhielt, konnte er nicht sagen. Er mochte sie. So viel wusste er bereits, aber konnte es auch mehr sein? Er war sich nicht sicher. Sein schlechtes Gewissen fraß ihn fast auf. Was Lily wohl dazu gesagt hätte?
Sicher hätte sie ihm gesagt, dass es nicht richtig war, sich zu einer Schülerin hingezogen zu fühlen, aber wie alt war sie? Siebzehn? Achzehn? Viel jünger als er konnte sie nicht sein, immerhin erinnerte er sich noch an seine Schulzeit. Sie war nur etwa fünf Jahre unter ihm gewesen. Entsprechend war sie wahrscheinlich nur etwa fünf Jahre jünger. Trotzdem war es falsch.
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Shades of Darkness - Severus Snape
FanfictionWarst du jemals verliebt? Die eher introvertierte Liz würde diese Frage mit nein beatworten. Mit einer klaren Vorstellung ihrer Zukunft und dem sich nähernden Abschluss vor Augen will sie sich einfach nur auf die Schule konzentrieren. Die jüngsten E...