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Im Laufschritt ging Liz in den Gemeinschaftsraum und holte sich ihren schwarzen Umhang. Ihre Tasche verstaute sie im Schrank. Dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Mit schnellen Schritten ging sie durch die Gänge von Hogwarts und wich immer wieder Schülern aus, die sich auf den Korridoren unterhielten, bis sie schließlich den wohlbekannten Geruch einer Katze wahrnahm.

Ein tiefes Seufzen entfuhr ihr. Wo Mrs Norris war, war Mr Filch auch nicht weit. Zum Glück hatte sie ihre feine Nase vorgewarnt. Es hatte durchaus seine Vorteile, ein Werwolf zu sein. Liz trat um die Ecke und fand sich dem mürrischen Hausmeister gegenüber wieder, der gerade das Zeugnis einer von Peeves Scherzen beseitigte.

Dunkle Tintenspritzer waren überall an den Wänden und dem Boden verteilt und der arme Hausmeister musste das alles mit einem Wischmopp wegputzen. Liz räusperte sich, damit er auf sich aufmerksam wurde. Es wurde Zeit, etwas längst Überfälliges zu erledigen. Der alte Mann drehte sich um und schrak kaum merklich zusammen, als er sie erkannte.

Er brummte etwas Unverständliches und widmete sich dann wieder der Tinte. "Mr. Filch, ich bin hier, um sich zu entschuldigen." Naja. Fast die Wahrheit. Aber wenn er eh schon einmal hier war, konnte sie diese Angelegenheit gleich hinter sich bringen.

Wieder drehte er sich zu ihr um. "Ich verstehe, was passiert ist. Der Schulleiter hat mich bereits über die Umstände aufgeklärt." Erklärt er ihr. "Das ist mir bewusst." Begann Liz erneut, werde jedoch unterbrochen. "Sparen sie sich ihr Geschwätz, ich habe besseres zu tun, als nervigen Gören zuzuhören." Mit einer ausladenden Bewegung zeigte er auf die Sauerei hinter ihm. "Eigentlich hatte ich anderes vor, aber das kann man ja nicht so lassen."

Damit wendete er sich wieder seiner Arbeit zu. Plötzlich tat er ihr leid. "Wenn sie eine wörtliche Entschuldigung nicht annehmen wollen, ist das vielleicht mehr in ihrem Sinne." Meinte Liz. Dann hob sie ihren Zauberstab und richtete ihn auf das blaue Desaster. "Ratzeputz!"

Die Tinte verschwand innerhalb von Sekunden und ein sprachloser Hausmeister starrte sie an, bevor er sich umdrehte und sich seinen Putzeimer samt Wischmopp schnappte und an ihr vorbeilief. Kurz blieb er stehen und sah sie an. "Danke" Sagte er schlicht und schenkte ihr eines seiner gruseligen Lächeln. Dann verschwand er.

Um einiges erleichtert setzte Liz ihren Weg fort und schritt durch das große Eichenportal hinaus in den Schlosshof. Diese Angelegenheit wäre also auch erledigt. Sie setzte ihren Weg über die Ländereien von Hogwarts fort und sah schließlich in einiger Entfernung die Peitschende Weide.

Eine Person stand ein paar Meter von ihr entfernt an einen kleinen Felsen gelehnt und schaute in ein Buch. Ein letztes Mal atmete Liz tief durch. Dann trat sie näher und begrüße Lynne. "Hi Liz." Lynne lächelt sie an, was Liz unglaublich erleichterte.

Scheinbar war sie nicht mehr sauer. "Lynne, es tut mir leid." Mit einer unwirschen Handbewegung unterbrach Lynne sie und sah sie an. "Es muss dir nicht leidtun. Hätte ich gewusst, warum du so warst, wäre ich gar nicht erst so ausgeflippt.

Mir tut es leid. Hättest du mich nicht weggeschickt, wer weiß, was passiert wäre. Allerdings gibt es eine Sache, die ich noch immer nicht verstehe." Erleichterung machte sich in ihr breit, jedoch wusste Liz ganz genau, was Lynne mit dem letzten Satz meinte.

"Du möchtest wissen, warum ich es dir nicht erzählt habe." Stellte Liz fest. Nickend bestätigt Lynne ihre Vermutung, was sie erneut zum Seufzen brachte. "Weißt du" Fing Liz also an. "Das ist nicht so einfach. Am besten fange ich von vorne an. Ich bin ein geborener Werwolf. Das heißt, dass eines meiner Elternteile ebenfalls Werwolf ist.

In meinem Fall ist es mein Vater. Meine Mutter ist ein Muggel. Dadurch habe ich mehr Kontrolle über mich, da ich auch die Gene eines Menschen geerbt habe, die mir diese hohe Kontrolle ermöglichen. Das heißt allerdings nicht, dass ich weniger gefährlich bin als reine Werwölfe. Im Gegenteil.

Ich bin stärker als gebissene oder reine Werwölfe, da ich sowohl die Werwolfgene als auch die Menschengene in meinem Blut habe. Der Unterschied ist schwer zu erklären, aber ich kann auf jeden Fall sehr viel Schaden anrichten. Ich habe dir nichts von mir gesagt, da ich nicht wusste, wie du es aufnehmen würdest.

Ich hatte nie viel Kontakt zu anderen Kindern, da meine Eltern nicht wollten, dass es herauskommt. Du hast bestimmt mitbekommen, dass Arbeitgeber wie das Ministerium ungern Halbmenschen beschäftigen. Halbriesen, Werwölfe, Nixen. Das alles sind Geschöpfe, die es schwer haben, Arbeit zu finden. Sie wollten mir eine gute Zukunft ermöglichen.

Auch in Hogwarts hatte ich nie richtige Freunde. Das liegt einfach daran, dass meine sozialen Fähigkeiten nicht besonders ausgeprägt sind. Ich war immer so eine Art Einzelgänger. Deshalb habe ich auch niemals jemandem etwas von mir erzählt. Nur Dumbledore weiß es und jetzt wohl auch Snape." Sie seufzte.

„Ich wollte es dir in einer passenderen Situation sagen. Aber als du auf dem Korridor aufgetaucht bist, als meine Verwandlung los ging, da habe ich echt Panik bekommen. Und als du so traurig warst, wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen.

Mir tut es echt leid, dass ich dich so erschreckt habe." Betreten schaute Liz auf den Boden und warte auf eine Reaktion. Zu ihrem Erstaunen kam Lynne näher und umarmt sie. Vorsichtig erwidere Liz die Umarmung und ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Schließlich ließ sie sie los und lehnte sich wieder an den kleinen Felsen. "Alles gut. Ich glaube ich kann sich in deine Situation relativ gut hineinversetzen. Aber eine Frage habe ich noch. Warum bist du so groß, obwohl du ja eigentlich 'als Mensch' ja nicht so besonders groß bist?"

Bei der Frage musste Liz plötzlich lachen. "Werwölfe sind nun mal groß. Und ich bin eigentlich noch einer der kleineren." Jetzt muss auch Lynne lachen. Liz setzte sich an den Felsen und auch Lynne rutschte an der rauen Wand hinunter und ließ sich neben ihr nieder. Sie fingen an, über Lehrer herzuziehen und lachten über die Sucht nach Süßigkeiten ihres Schulleiters.

Es stellte sich heraus, dass Lynne ebenfalls manchmal Zitronenbonbons aufgedrängt bekam. Sie lästerten noch etwas über Mitschüler und Professoren, bevor sie sich schließlich auf den Weg zurück ins Schloss machten. Nebeneinander liefen sie über das Gelände und wie jedes Mal war Liz fasziniert von dem unglaublichen Anblick der Landschaft und des Schlosses, dass majestätisch vor ihnen aufragte. Kichernd erreichten sie das Eingangsportal. Liz war unendlich froh, ihre Freundin wiederzuhaben. 

Shades of Darkness - Severus SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt